Der letzte Sieg liegt 15 Jahre zurück: Deutschlands Abschneiden beim ESC war immer wieder Anlass für Kritik. 2026 soll die Zuständigkeit für den deutschen Beitrag wechseln. Der SWR löst den NDR ab.
Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) gibt nach fast 30 Jahren die Verantwortung für den Eurovision Song Contest (ESC) ab. Der Südwestrundfunk (SWR) wird von 2026 an innerhalb der ARD federführend verantwortlich für den Wettbewerb sein, wie der SWR mitteilte. «Darauf haben sich die beteiligten Sender der ARD verständigt.» Der Staffelstab wird demnach nach dem diesjährigen ESC-Finale übergeben.
«Im Zuge der ARD-Reform bündelt die ARD ihre Kräfte», hieß es weiter in der Mitteilung. «Die Landesrundfunkanstalten arbeiten zunehmend in Kompetenz-Centern zusammen. Ziel ist es, sich zu spezialisieren und damit an Schlagkraft zu gewinnen. Die ARD Landesrundfunkanstalten setzen deshalb künftig im Unterhaltungsbereich unterschiedliche Schwerpunkte.»
Der ESC sei das größte Show-Event der ARD, betonte ARD-Programmdirektorin Christine Strobl. «Dies ist maßgeblich dem NDR zu verdanken, der die Marke mit enormem Einsatz immer weiterentwickelt hat und nun in Zusammenarbeit mit Stefan Raab einen sicher grandiosen Schlusspunkt setzen wird. Ich bin dem SWR dankbar, dass er bereit ist, diese wichtige Aufgabe zu übernehmen und den ESC erfolgreich in die Zukunft zu führen.»
ESC soll «gesprächswertig und überraschend» bleiben
Nachträgliches Lob auch aus dem Südwesten: «Der ESC ist fantastische Unterhaltung und passt sehr gut zu den Werten und Zielen des SWR», ergänzte SWR-Programmdirektor Clemens Bratzler. «Wir werden alles dafür tun, dass er weiter spannend, bunt, lebendig, gesprächswertig und überraschend bleibt. Um das finanziell ohne zusätzliche Mittel leisten zu können, haben wir intern umgeschichtet und werden mit anderen ARD-Häusern kooperieren.»
«Wir haben mit Lena gewonnen, aber auch oft hintere Plätze belegt», zog NDR-Programmdirektor Frank Beckmann Bilanz. «Viele strategische Überlegungen wurden angestellt, doch der ESC bleibt immer auch ein bisschen unkalkulierbar - und das ist auch gut so. Wir haben uns in der ARD versprochen, Schwerpunkte zu setzen.» Man suche nach Synergien und Arbeitsteilungen. «Das bedeutet zuweilen auch, liebgewonnenes loslassen zu müssen - so wie den ESC.»
SWR bereits bei Gestaltung für aktuellen Wettbewerb dabei
Die inhaltlichen Vorbereitungen beginnen laut SWR-Angaben im Frühsommer 2025. «Ziel ist, den ESC ab 2026 unter der Federführung des SWR innerhalb der ARD gemeinsam mit anderen Landesrundfunkanstalten zu gestalten. Beim ESC 2025, der unter der Federführung des NDR steht, wird der SWR bereits beteiligt sein, auch um einen guten Übergang zu garantieren.» Sollte Deutschland 2025 den Wettbewerb gewinnen, verantwortet der NDR 2026 das internationale Finale.
Seit Jahren flammt immer wieder Kritik auf, dass Deutschland beim ESC so gut wie nie auf den vorderen Plätzen landet. Der letzte ESC-Sieg mit Lena Meyer-Landrut («Satellite») liegt 15 Jahre zurück - damals unter aktiver Beteiligung von Stefan Raab.
Der Entertainer ist dieses Jahr dann auch Teil des Jury-Teams bei der Suche nach dem deutschen Act. In vier Live-Castingshows - drei davon bei RTL und dann das Finale im Ersten am 1. März, einem Samstagabend - wird der deutsche Musikbeitrag für den ESC 2025 in Basel ermittelt.