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Mächtig ins Rampenlicht trat vor zwei Jahren die neu gegründete Gesellschaft für Neue Musik mit einem großen Festival. Der Erfolg war überwältigend, weil das Konzept stimmte. Vom 31. Oktober bis 2. November gibt es nun eine Neuauflage dieses Festivals. Unter dem Leitbegriff „Klang, Zeit, Perkussion“ soll es in die weite Welt der perkussiven Klänge gehen.
Dabei reicht der Blick auch über die Grenzen des Abendlandes hinaus: Ein javanisches Gamelan-Ensemble, eine Koreanische Perkussionsgruppe und der japanische Kotospieler Makiko Goto vermitteln klangsinnliche Eindrücke aus alten Traditionen des Ostens, die bei insgesamt acht Konzerten mit einer musikalischen Gegenwart kontrastiert werden, in der sich Schlaginstrumente längst als eigenständige Quelle von Musik emanzipiert haben. Uraufführungen von Makoto Shinohara, Maki Ishii, Jo Kondo oder Stephan Froleyks wollen den aktuellen Stand dieser Entwicklung geben. Das schließt auch die Suche nach neuen Klang-Materialen ein, auf die sich der Multimedia-Künstler Klaus Feßmann begeben hat. Meditativ und minimalistisch muten die Klangwelten an, die Feßman auf gesägten Steinplatten erzeugt – seine Performance „Klangsteine“ findet in Münsters Überwasserkirche einen geeigneten atmosphärischen Rahmen.
Zum Programm, das unter anderm von den Ensembles Zeitkratzer, Wire Works und einem eigens gegründeten Festival-Ensemble bestritten wird, gehören etliche Klassiker einer musikalischen Moderne, in der amerikanische und europäische Komponisten ausgiebig vom perkussiven Element Gebrauch machten. Musikalischen Futurismus, der auch heute noch weiterlebt, versprechen Werke von Karlheinz Stockhausen und Steve Reich, das wilde „Ballet Méchanique“ von George Antheil, die „Ionisation“ von Edgar Varése sowie Iannis Xenakis mathematisch-mechanische Musik-Studie Persephassa von 1969. Mit dem 1943 geborenen Schlagzeuger Günther „Baby“ Sommer kommt ein wahres Urgestein am Schlagzeughimmel nach Münster. Sommer steht für die Jazz-Szene der DDR, die sich in den 70er Jahren eine überaus lebendige und freigeistige Nische schuf, bevor er später eine Professur an der Musikhochschule Dresden übernahm. Vor allem in seinen Soloauftritten liebt er das freie Spiel mit Klängen und bringt beim Klang-Zeit-Festival seine „Hörmusik IV“ zur Uraufführung, die nach eigenen Worten ein „Klangmandala“ ist. Gefördert wird das Festival von der Stadt Münster, dem Land NRW zbd der Stiftung Kunst und Kultur.
Weitere Informationen: 0251/ 51 91 11 und www.gnm.muenster.de. Karten Vorverkauf unter 69 05 93
Stefan Pieper