Neue Musik und Musikfeatures in der Kalenderwoche 16. Themen: Mark Andre, Das Opera Lab Berlin, Die Songs der „Dreigroschenoper“, Younghi Pagh-Paan, Francis Poulenc: Figure humaine, Ensemble C Barré, Krysztof Penderecki, Elsa Justel, Kayapó – Der weinende Häuptling Raoni, Muße Oder: Das kunstvolle Nichtstun, Wang Xilin, Cordula Boesze, Stockhausen und seine Ensembles, Musik der wilden 20er Jahre, Donaufestival 2020, Bruno Madernas „Hyperion“.
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nmz-Podcastpartnerin Irene Kurka ::: neue musik leben
75 – Mein Alltag als Musikerin während des Corona-Virus – Woche 4 6. April 2020
Irene Kurka erzählt dir, wie sie mit ihren „Depri-Löchern“ umgeht und mit welchen Fragen sich beschäftigt und wie sie versucht ihre Kreativität in Gang zu setzen. Auch teilt sie ihre Gedanken zur Informationsflut jetzt und im Allgemeinen. Die heutige Folge wird durch die persönliche Beträge von Christof Pülsch (Kantor und Festival Leiter) und Melina Paetzold […]
Alle weiteren Folgen des Podcasts finden Sie unter: https://www.irenekurka.de/podcast.html
13.04.
23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: Mark Andre, auf … Triptychon für großes Orchester und Live-Elektronik
Von Lydia Jeschke. Er treibt den französisch-deutschen Komponisten um: der biblische Moment, in dem Jesus Christus nach seiner österlichen Auferstehung der Maria Magdalena erscheint – noch hör-, aber schon nicht mehr berührbar, unbeirrbar auf dem Weg in eine andere Dimension.
Mark Andres Musik nähert sich diesem Zwischenraum immer wieder an, und sie spürt dem Verschwinden nach. Explizit in seinen drei Kompositionen mit dem Titel „auf …“, die 2007/8 entstanden und 2015 vom SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg und dem SWR Experimentalstudio in einer preisgekrönten Aufnahme eingespielt wurden.
14.04.
00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Stadtrundfahrt durch die Seele – Das Opera Lab Berlin mit seiner „Lonely Hearts Bus Tour“
Von Leonie Reineke. Der Bus als Mikrokosmos des städtischen Lebens: Ein öffentliches Verkehrsmittel samt Inhalt wird beim Opera Lab Berlin zur Bühne.
21:00 bis 22:00 | NDR Kultur
neue musik: Neue Formen der Textvertonung
Von Helmut Peters. In der Avantgardemusik haben sich die Wort-Musik-Beziehungen radikal verändert. Wie beeinflusst das Wort dabei noch die Musiksprache? Haben wir es mehr mit einer Sprachmusik und experimentellen Textvertonungen zu tun, die als Impulsgeber für neue Klänge fungieren? Der an der Grieg-Akademie Bergen lehrende amerikanische Komponist Dániel Péter Biró hat in seinem Zyklus „Mishpatim“ die Zehn Gebote des Buches Exodus in einer Mischung unterschiedlichster Sprachen und Metamorphosen vertont.
23:03 – 24:00 | Ö1
Musik zum Thema Erotik. Eine Hörspiel-Symphonie von Dieter Kaufmann
Der Komponist Dieter Kaufmann hat in seinem op.188 „Musik & Erotik“ 28 Fragmente zum Thema Erotik zu einem Gesamtkunstwerk vereint. Die Entstehungszeit der Miniaturen, die zwischen sieben Sekunden und fünf Minuten dauern, spannt sich über mehrere Jahrzehnte, wobei sowohl instrumentale, vokale und theatralische Passagen vorkommen. Kaufmann hat aber auch akusmatische Klänge mit eingearbeitet, das heißt, Musik, deren Klangerzeugungsmittel nicht sichtbar und meist auch nicht identifizierbar sind. Schließlich führen Text-Fragmente in verschiedenen Sprachen den Zuhörer durch erotische Klanglandschaften, wobei sich die Bilder und Szenen übergangslos abwechseln. Gestaltung: Angelika Benke
15.04.
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten
Heinrich J. Hartl: „Concerto gregoriano aus Motiven der Ostersequenz“, op. 6 (Kammerorchester Academia Sancta Katharina: Werner Andreas Albert); Peter Fulda: „Engel“ (Peter Fulda, Fender Rhodes; Andreas Gandela, Schlagzeug; Dufay Ensemble Nürnberg: Wolfgang Fulda); Hermann Seidl: „Drei kleine Choralphantasien zu Ostern“ (Michael Eckerle, Orgel); Dieter Salbert: „Musik im Dom“ (Helmut Scheller, Orgel; Siegfried Fink, Schlagzeug); Werner Jacob: „De visione resurrectionis“ (Hartmut Ochs, Bariton; Siegfried Fink, Peter Klempke, Schlagzeug; Chor des Süddeutschen Rundfunks, Orgel und Leitung: Werner Jacob)
20:04 bis 21:00 | hr2-kultur
Kaisers Klänge: Von Haifischen und Seeräuberbräuten – Die Songs der „Dreigroschenoper“
Kurt Weills „Dreigroschenoper“ war der große Theaterschlager der Weimarer Republik. Sie hat sich bis heute auf den Spielplänen gehalten. Am berühmtesten aber sind ihre Songs. Vom „Mackie Messer“ bis zur „Seeräuberjenny“ haben alle Sänger, die etwas auf sich halten, die Songs schon einmal nachgesungen. Wir erzählen die Story der „Dreigroschenoper“ heute neu: anhand der schönsten Coverversionen.
21:04 bis 22:00 | rbbKultur
MUSIK DER GEGENWART: Die Komponistin Younghi Pagh-Paan
Mit Margarete Zander. Mit ihrer Musik sensibilisiert sie das Publikum in Ost und West für die Stärken der Kulturen. Als Professorin hat sie jede(n) ihrer Student*innen darin bestärkt, den eigenen Weg zu finden und die eigene Sprache zu sprechen – rücksichtsvoll und selbstbewusst. Younghi Pagh-Paan ist Trägerin des Großen Kunstpreises der Akademie der Künste Berlin dieses Jahres.
21:35 bis 22:00 | NDR Kultur
Chormusik: Francis Poulenc: Figure humaine
Von Eva Schramm. Francis Poulenc: Figure humaine. NDR Chor / Ltg.: Klaas Stok. Aufzeichnung vom 27. November 2019 in Hauptkirche St. Jacobi in Hamburg
23:03 bis 00:00 | SWR 2
SWR2 JetztMusik: ECLAT – Ensemble C Barré
Werke von Augustin Braud, Anna Korsun, Mikel Urquiza u. a.. (Konzert vom 9. Februar 2020 im Stuttgarter Theaterhaus)
Zwei Ensembles aus Frankreich und Deutschland treffen aufeinander: Das eigenwillig besetzte Ensemble C Barré, das u. a. Mandoline und Cymbalom zu bieten hat, wird mit den Stimmen der Vocalsolisten kombiniert, um eine einzigartige Klangvielfalt zu erzeugen. Gleichermaßen vielfältig sind auch die Themen, die in den beauftragten Kompositionen aufscheinen: von der Auseinandersetzung mit Trauer und Verlust bis hin zum bissig-ironischen Kommentar zu Populismus, Klimawandel und anderen brisanten Themen des Weltgeschehens.
23:03 – 24:00 | Ö1
Rückblick, Vorschau und aktuelle Veröffentlichungen
Jeden Mittwoch präsentieren wir Ihnen ausgesuchte Veranstaltungstipps für die kommenden sieben Tage und die spannendsten Neuveröffentlichungen. Gestaltung: Marlene Schnedl
16.04.
00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Neue Musik: Verstehen im Hören – „Semantical Investigations“ von Clemens Gadenstätter
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Bayerische Komponisten
Stefan Schulzki: „Der Sommer meines Lebens“ (Agnes Malich, Violine; Verena Würtele, Viola; Johannes Gutfleisch, Violoncello; Jane Berger, Andreas Kirpal, Klavier; Stefan Schulzki, Audiozuspielung); Isabel Mundry: „Vogelperspektiven“ (Meret Roth, Sprechstimme; Sarah Maria Sun, Sopran; Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks: Susanna Mälkki); Horst Platen: Sonate cis-Moll (Gerhard Seitz, Violine; Leonard Hokanson, Klavier); August Peter Waldenmaier: „Musica, du Stern am Himmel“ (Ingeborg Schneider, Sopran; Wolfgang Gerlach-Rusnak, Bariton; Chöre des Münchner Sängerbundes im DAS; Münchner Rundfunkorchester: August Peter Waldenmaier)
20:04 bis 21:30 | SR2 KulturRadio
Mouvement: In memoriam – Krysztof Penderecki (1933 – 2020)
- Anaklasis / – Threnos – Den Opfern von Hiroshima / – Miserere (aus der Lukaspassion) / – Violakonzert / – Agnus Dei (aus dem Polnischen Requiem) / – Notturno (aus der 2. Violinsonate)
21:30 bis 22:30 | hr2-kultur
Werkzeuge der Neuen Musik – Das Streichquartett
22:03 bis 23:00 | SWR 2
SWR2 Hörspiel-Studio: Jenseits der Null
Das Hörspielprojekt „Thomas Pynchon: ‘Die Enden der Parabel / Gravity’s Rainbow’„. Ein Werkstattbericht von Ulrich Sonnenschein. Realisation: Ulrich Sonnenschein. (Produktion: SWR/Dlf 2020)
Über zehn Jahr dauerte es, die Rechte für eine Hörspielfassung an Thomas Pynchons legendärem Roman zu erwerben. Auf gut drei Jahre hat sich schließlich die Erstellung der Textfassung und die Produktion des Hörspiels erstreckt. Ulrich Sonnenschein befragt Pynchon-Kenner und an der Produktion Beteiligte, um die Tür zu öffnen in die Welt von Pynchons Roman und dessen Hörspielfassung.
23:03 – 24:00 | Ö1
Yegl von Elsa Justel – Poetische Klangtechnologien.
Die argentinische Komponistin, Wissenschaftlerin und Videokünstlerin Elsa Justel zählt zu den Wegbereiterinnen der Elektroakustik, ihre Musik ist hierzulande aber noch wenig bekannt. Die unlängst erschienene Album-Zusammenstellung „Yegl“ gibt Einblicke in die letzten 20 Jahre und reicht von akusmatischen und radiophonen Stücken bis zu klanglichen Auseinandersetzungen mit dem Internet. Anhand von „Yegl“ präsentiert der Zeit-Ton wichtige Stationen im Schaffen Elsa Justels.
Elsa Justel wurde 1944 in Mar del Plata geboren, studierte Musikerziehung und Chorleitung und war Schülerin von Francisco Kröpfl, der 1958 an der Universität von Buenos Aires das erste elektroakustische Studio Lateinamerikas eingerichtet hatte. 1988 zog sie nach Paris, arbeitete am IRCAM und lernte dort u.a. die Landsleute Horacio Vaggione und Beatriz Ferreyra kennen, mit denen sich langjährige kollegiale Freundschaften entwickelten.
Seit den mittleren 1980er Jahren hat Justel an die 50 Werke komponiert, die mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt wurden, u.a. erhielt sie 1992 eine Anerkennung in der Kategorie „Digital Musics and Sound Art“ des Prix Ars Electronica und 2016 den Jurypreis der portugiesischen Kunstplattform Viseu Rural. Auch ihre Videoarbeiten wurden prämiert, etwa 2002 vom italienischen Video Evento d’Arte. In den letzten Jahren wurden Werke beim San Francisco Tape Music Festival und dem Futura Festival in Crest aufgeführt.
Für das Pariser Centre de documentation de la musique contemporaine basiert Justels Klangsprache „auf raschen atmosphärischen Wechseln sowie der Interaktion von realen und virtuellen Sounds, die von einer ausgeprägt poetischen Dynamik eingefasst werden.“
Schon in Argentinien hatte Justel unterrichtet und war dann in Paris Professorin für Elektroakustik und audiovisuelle Technologien. 2007 gründete sie in Mar del Plata die Fundación Destellos, eine universitätsnahe Stiftung zur Förderung lateinamerikanischer Musikschaffender. Wissenschaftlich beschäftigt sie sich seit einigen Jahren mit dem Zusammenwirken von akusmatischer Musik und dem Internet.
Tonbänder und Drucker-Geräusche
Von Elsa Justel sind bislang die Alben „Mâts“ (2007) und Ende 2019 „Yegl“ erschienen, die beide von dem auf Elektroakustik spezialisierten Label empreintes DIGITALes veröffentlicht wurden. „Yegl“ umfasst sieben Stücke aus den Jahren 2001 bis 2017 und spannt einen Bogen von Radio-Cut-Ups und einer akusmatischen Annäherung an den Tango bis zu bruitistische Abstraktionen und Rhythmuskonstruktionen avancierter Electronica. Als repräsentativer Überblick ist „Yegl“ in fast voller Länge zu hören. Gestaltung: Heinrich Deisl
17.04.
00:05 bis 01:00 | Deutschlandfunk Kultur
Klangkunst: Kayapó – Der weinende Häuptling Raoni; Von Robin Minard
Produktion: Deutschlandfunk Kultur/WDR 2019. Länge: 49’00. Eine Reise ins brasilianische Amazonasgebiet: Robin Minard dokumentiert Naturklänge, Gesänge, Geschichten und das gegenwärtige Leben der Ureinwohner.
Im dichten Grün des Unterholzes und im Kanu auf den Wassern des Rio Negro durchstreifte Robin Minard das brasilianische Amazonien. Auch bei Protestkundgebungen der Ureinwohner im Betondschungel der Hauptstadt Brasília war er stets mit einem Arsenal an Mikrofonen ausgestattet. Die daraus entstandene Radiokomposition verbindet komplexe Klanglandschaften aus der Natur mit traditionellen Gesängen und Geschichten der Ureinwohner. Gleichzeitig dokumentiert sie gegenwärtige Erfahrungen wie Umweltzerstörung und offene Gewalt gegenüber der indigenen Bevölkerung von Seiten regierungsnaher Unternehmen.
Die Komposition ist der Kayapó Bevölkerung des Mato Grosso und deren Anführer Raoni gewidmet.
Robin Minard, 1953 in Montréal geboren, ist Klangkünstler. Radiostücke: „Listening to Australia“ (Deutschlandradio Kultur 2008), „The Qikiqtaaluk Deep Map“ (WDR/Deutschlandradio Kultur/Freunde Guter Musik/Elektronisches Studio der TU Berlin 2014). Seit 1997 ist er Professor für elektroakustische Komposition und Klanggestaltung an der Hochschule für Musik Franz Liszt und der Bauhaus-Universität Weimar, wo er auch die Studios für elektroakustische Musik (SeaM) leitet.
00:12 bis 02:00 | Bayern 2
Concerto bavarese: Fränkische Komponisten
Stefan Poetzsch: „Licht an!“ (Stefan Poetzsch Ensemble); Dieter Buwen: „Kanne Blumma Nr. 1-5“ (Irene Kurka, Sopran; Pegnitzschäfer-Klangkonzepte: Christian Reuter); Steffen Schorn: „B-A-C-H“, 3. Satz (Steffen Schorn, Saxophon; Windsbacher Knabenchor, Bach Blech & Blues: Till Fabian Weser); Hans-Günter Brodmann/Roland Schmidt: „Streichquartett für vier Schlagzeuger“ (Cabaza Percussion Quartet); Ernst Ueckermann: „Chants de Rimbaud“ (Susanne Mosch, Singstimme; Yuki Okada, Kontrabass; Dominik Lemmerich, Marimba); Lorenz Schmidt: „Polyphonia“ (Jörg Wiedersich, Flöte; Lorenz Schmidt, Gitarre); Horst Lohse: „La morte d’Orfeo“ (Julius Berger, Violoncello; Roland Schmidt, Martin Homann, Schlagzeug; Nürnberger Symphoniker: Klauspeter Seibel)
19:05 bis 20:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: Muße Oder: Das kunstvolle Nichtstun
Von Bettina Mittelstraß. Durch welche Tür kann die Idee, der Einfall, die Kunst noch kommen, wenn ununterbrochene Geschäftigkeit den Tag prägt? Arbeit in antikem Sinn ist die Abwesenheit von Muße: Lateinisch Neg-Otium. Arbeit schön und gut, aber Muße stand im Zentrum. Schon der griechische Philosoph Aristoteles sah den höheren und erstrebenswerteren Sinn des menschlichen Daseins im Nicht-Tun. Vorsicht – nicht im Garnichtstun! Muße galt vielmehr als Voraussetzung für eine höchste und sinnvolle Lebensform, in der es um alle Künste und um Theorie geht, um Denken, Erkennen und Wissen, um das Bemühen um Vernunft, Friede, Schönheit oder Gerechtigkeit – und das ist niemals gleichbedeutend mit Untätigkeit. Ist Muße in der Moderne wirklich verlorene Zeit? Und wie spielen Muße und Musik ineinander?
21:05 bis 22:30 | Bayern 2
hör!spiel!art.mix: „Tell me something good, Stockhausen!“ von wittmann/zeitblom
The Story goes like this: 1956 versuchte Stockhausen im „Gesang der Jünglinge“ Dystopie und Utopie zu vereinen. Eine der vielen Legenden um dieses Kunstwerk könnte lauten, dass der Komponist aus der Schwärze seiner eigenen Kindheit und den Flammen des Holocaust einen Lobgesang auf den Herrn erschaffen wollte und dazu die Unschuld des Knabengesangs mit elektronischer Musik verschmolz. Doch, so betonte der Schöpfer des Kunstwerks selbst, ging es beim „Gesang der Jünglinge im Feuerofen“ nicht um den Inhalt, sondern um das rituelle Moment der Sprache. Sein selbst proklamiertes Ziel war, mit einer 5-Kanal-Klangmaschine die damaligen Mono-Hörgewohnheiten signifikant zu erweitern – und was könnte sich besser dazu eignen, als seine Installation im Kölner Dom zu Ehren Gottes erklingen zu lassen. Visionär, provokant, kalkuliert – wie dem auch sei. Das Werk wurde seitens der Kirchengemeinde als zu denaturiert abgelehnt.
Auch diese Erfahrung dürfte Stockhausen 1971 zu einer seiner klügsten Thesen geführt haben: „Change the method! – New methods change the experience. New experiences change man.“ Ein halbes Jahrhundert nach seiner legendären Lecture „Four Criteria of Electronic Music“ verändert das Hörspielduo wittmann/zeitblom ihre Methodik und treibt inspiriert vom „echten Leben“ auf einem Strom der hyperrealen Klangsynthese im binauralen 3D-Hörraum. Geht es beim „Gesang der Jünglinge“ noch um die Vermischung von Mensch und analoger Technik, wird in ihren dreidimensional-angelegten, rein digitalen Gesängen die Maschine zur Solistin. Alles Organische ist in ihr aufgegangen. Planvoll denaturiert, entmännlicht, entweiblicht, divers. Ein neues Wesen, „Enhance“, steuert uns durch Beobachtungen aus unserem schizophrenen, medialen, postfaktischen, von disruptiven Technologien und Denkschablonen geprägten Alltag und propagiert die Notwenigkeit des Datazentrismus. „Weißt du, wer da spricht?“ – Never mind!
The Story goes like this: 50 Minuten Human Voice Machine mit mikrorhythmischen Sprachsamples, generiert aus Texten von Nick Bostrom, Rosa Luxemburg, Yuval Noah Harari, einem AI-Poem-Generator, Julius Sturm, Robert Barry u.a.. Smart systems, smart love, smart life, smart dust. Just do it.
Christian Wittmann, geb. 1967, Schauspieler, Regisseur. Georg Zeitblom, geb. 1962, Komponist, Bassist. Weitere gemeinsame Hörspiele unter anderen in „T.A.Z. – Temporäre Autonome Zone“ (Deutschlandradio 2012), „Black Noise“ (WDR 2016).
22:03 bis 23:00 | Deutschlandfunk Kultur
Musikfeuilleton: Ein Überlebender der Kulturrevolution – Der chinesische Komponist Wang Xilin und seine Musik des inneren Aufruhrs
Von Matthias Richard Entreß. Zunächst ganz auf der Seite des Kommunismus in der jungen Volksrepublik China, geriet Wang Xilin, geboren 1936, wegen seiner ungestüm expressiven Sinfonik in den Verdacht konterrevolutionärer Tendenzen. 14 Jahre Straflager, Folter, Verbannung konnten ihn nicht brechen. Zwar wollte der chinesische Staat sich dieses Ausnahmetalents bedienen, dennoch verfolgte und demütigte er Wang immer wieder wegen seiner freimütig geäußerten Kritik. Trotz allem entstand ein OEuvre von überwältigender Kraft und großer Emotionalität – ein authentisch chinesischer Zweig der westlichen Moderne. Heute lebt Wang Xilin in Berlin.
23:03 – 24:00 | Ö1
Cordula Boesze. Klanglicher Freigeist.
Mit zehn Jahren wechselte sie von der Blockflöte zur Querflöte, mit 15 war sie ordentliche Studentin an der Wiener Musikakademie. Nach der Matura hängte sie das Konzertfachstudium aber an den Nagel und tourte stattdessen lieber mit ihrer Damenkapelle Wiener Walzermädchen um die Welt. Nebenbei studierte sie Soziologie und Philosophie, versuchte sich am Saxophon, besuchte Atem-, Bewegungs- und Jazzkurse sowie Kompositionsworkshops. Eigene Erfahrungen zu machen ist für die gebürtige Oberösterreicherin Cordula Boesze (*1964) das Wichtigste – menschlich wie musikalisch. Als sie ein Stück von John Cage auf die Möglichkeiten und Freiheiten des eigenen Spiels aufmerksam machte, erwachte in ihr die Neugierde Klänge nicht nach Noten sondern aus sich heraus zu produzieren, die Wirklichkeit mit den Ohren neu zu erfinden und die Farben der Luft hörbar zu machen. Eine Klangforschung die Cordula Boesze schließlich zur Gründung des böszen Salonorchesters („zur Verursachung und Aufführung zeitgenössischer Salonmusik“) und zur Improvisation führte. Gestaltung: Andreas Maurer
18.04.
14:05 bis 15:00 | BR-KLASSIK
Das Musik-Feature: Muße
22:04 bis 00:00 | WDR 3
WDR 3 Open Sounds: Studio Elektronische Musik: nexus [28]: Stockhausen und seine Ensembles [2]
Karlheinz Stockhausen: Richtige Dauern für ca. 4 Spieler / Unbegrenzt für Ensemble / Verbindung für Ensemble / Treffpunkt für Ensemble / Nachtmusik für Ensemble / Abwärts für Ensemble / Aufwärts für Ensemble, aus „Aus den sieben Tagen“, 15 Textkompositionen für Intuitive Musik
19.04.
17:04 bis 18:00 | hr2-kultur
Kaisers Klänge: Glanz auf dem Vulkan – Die Musik der wilden 20er Jahre
Willkommen im Berlin der 1920er Jahre, der aufregendsten Metropole der Welt! Die Stadt ist ein bunter Schmelztiegel voller Künstler und Lebenskünstler. Eine Welt der schrillen Musik und des zügellosen Amüsements.
Eine Welt, die die Chansonsängerin und Entertainerin Evi Niessner mit ihrer Company in einer Bühnenshow neu aufleben lässt. Im Gespräch mit Niels Kaiser stellt Evi Niessner die Musik der Roaring Twenties vor.
22:00 bis 00:00 | Bremen Zwei
Klassikwelt in concert: Virtuosität und Versenkung
Eine kleine Europareise unternahm die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen im Juni 2012 mit dem Publikum im Großen Saal der Bremer Glocke: Der schwedische Romantiker Franz Adolf Berwald eröffnete das Konzert, Wolfgang Amadeus Mozart stand als Österreicher im Mittelpunkt, und am Ende sorgte einer der großen englischen Sinfoniker für den Ausklang. Die 5. Sinfonie gehört zu den schönsten Werken des 1872 geborenen Ralph Vaughan Williams.
22:08 – 22:55 | Ö1
Das Musikprogramm des Donaufestivals 2020
Auch heuer hören wir wieder gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter Thomas Edlinger punktuell in das Programm des Donaufestivals hinein, das vom 24. April bis zum 2. Mai in Krems und diesmal auch in Zwentendorf stattfinden wird. „Machines Like Us“ lautet das diesjährige Motto, das zu einer vielfältigen Auseinandersetzung mit den oftmals ambivalenten Beziehungen einlädt, die wir zu den diversen von uns geschaffenen Maschinen unterhalten. Gestaltung: Susanna Niedermayr
23:04 bis 00:00 | WDR 3
WDR 3 Studio Neue Musik: Meilensteine der Moderne (24) Bruno Madernas „Hyperion“
Bruno Maderna: Hyperion, Musiktheater nach Friedrich Hölderlin. „Das Schlimmste auf der Welt ist Konsequenz“. Geschlossene Systeme waren dem Multitalent Bruno Maderna, der vor 100 Jahren, am 21. April 1920 in Venedig, geboren wurde, mehr als nur suspekt: „Ich hasse es, konsequent zu sein, weil es tödlich ist.“
Diese Lehre hatte der venezianische Komponist, Dirigent und Pionier der elektroakustischen Musik aus der Vergangenheit gezogen. Die Avantgarde überraschte und belebte das ehemalige Wunderkind mit unberechenbarem Humor und einer Fülle heute fast vergessener Werke.
Zu seinen Hauptwerken gehört neben einer Reihe von Konzerten (darunter allein drei für Oboe), die seine Liebe zur melodischen Linie bezeugen, das Musiktheaterprojekt Hyperion nach Friedrich Hölderlins Briefroman, das Maderna ab 1964 intensiv beschäftigte. Die Form war offen, wurde fortwährend verändert, basierend auf früheren Stücken, die zu einer Art „mobilem Fresko“ (Nicola Verzina) arrangiert wurden. Maderna sah seinen Hyperion als „Lyrik in theatraler Form“, ein „work in progress“, ohne lineare Handlung und mit austauschbarem musikalischen Material, das er selbst immer wieder ergänzte und veränderte.
Protagonist des Werkes ist ein wortloser Dichter, der sich nur durch seine Flöte auszudrücken vermag. In der offenen Form und Arbeitsweise spiegelt sich Madernas Auffassung der Rolle des Künstlers in einer Gesellschaft, in der ästhetische Werte mit Füßen getreten werden.