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Neue Rihm-Oper bei Schwetzinger Festspielen - Uraufführung am Samstag

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Schwetzingen - Die Schwetzinger Festspiele pflegen die zeitgenössische Musik seit vielen Jahren durch Opern-Uraufführungen. Für dieses Jahr hat das Festival dafür einen Meister seiner Zunft gewonnen: den Komponisten Wolfgang Rihm. «Als ich Goethes 'Proserpina' las, war ich sofort begeistert von dem Dunklen und Rätselhaften», sagt er über den Stoff, der ihn zu seinem jüngsten Werk für das Musiktheater inspiriert hat.

Seine Vertonung der «Proserpina» wird am Samstag (2. Mai) im Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses in einer Inszenierung von Hans Neuenfels uraufgeführt. Proserpinas Geschichte gehört zu den Mythen der griechischen Antike. Pluto, Gott der Unterwelt, verliebt sich in Proserpina, die Tochter der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter. Pluto entführt das Mädchen, das weder von ihm noch von seinem Totenreich etwas wissen will. Demeter sucht verzweifelt nach ihrer Tochter. Als sie erfährt, dass Proserpina in die Unterwelt entführt wurde, lässt sie die Erde verdorren und zwingt so Proserpinas Vater Zeus, mit Pluto einen Kompromiss auszuhandeln. Vier Monate lang bleibt Proserpina bei Pluto, dann ist es auf der Erde Winter. Während der acht Monate, in denen Proserpina bei ihrer Mutter lebt, blüht und wächst die Natur.

Rihms «Proserpina» stellt in etwa 75 Minuten und 1400 Takten kein ganzes Frauenschicksal dar. Sie ist eine Momentaufnahme, ein Monolog, in dem das entführte Mädchen mit seinem Schicksal ringt. «Es ist das Wesen ihres Schicksals, dass es hinter ihrem Rücken entschieden wird», schildert Rihm die Tragik der Figur.

Die Schwetzinger Festspiele erwarten von Rihms Werk «eine neue Lesart des mythologischen Themas». Aber weder Goethe noch Rihm geht es um die Jahreszeiten. Goethe bezeichnete seine «Proserpina» als «tragisches Intermezzo». Äußerlich passiert fast nichts. Die tragische Heldin ist allein in der Unterwelt, hofft zunächst noch auf Rettung von außen. Doch als sie einen Granatapfel verspeist, ist ihr Schicksal besiegelt, sie muss bleiben. Verzweifelt fragt sie, warum. Diese sehr menschliche Frage: «Warum trifft es gerade mich?» unterstreicht Rihm durch Wiederholungen, die Gesangslinie streift ebenso wie Proserpinas Gefühle buchstäblich höchste Höhen und tiefste Tiefen.

Weder an Goethes Text noch am schwarzen Ende des Stückes hat der Komponist etwas geändert. Rihm dachte für die Besetzung der Titelpartie sofort an die zierliche Sopranistin Mojca Erdmann. Er hat schon einiges für sie komponiert und kennt ihre Stimme. «Ich habe die Partie so für sie maßgeschneidert, wie Mozart oder Richard Strauss für ihre Sängerinnen geschrieben haben», sagt der Komponist. Dabei könne und solle die Proserpina selbstverständlich genauso wie die Frauenrollen in den Opern von Mozart und Strauss auch von anderen Sängerinnen interpretiert werden.

Die Besetzung mit einem Solosopran und einem Frauenchor hat Rihm durch ein farbenreiches Instrumentarium ergänzt. Piccoloflöte, Trompete und Tuba hinter der Bühne, im Orchestergraben sozusagen unsichtbar die Sängerinnen des SWR-Vokalensembles Stuttgart, dazu Hörner, Holzbläser, eine Harfe, Schlagwerk und sechs Streicher sollen einen abwechslungsreichen, aber stets transparenten Klang ergeben.

Für die Inszenierung macht Rihm Regisseur Neuenfels keine Vorgaben. «Ich habe einen musikalischen Raum geschaffen, der szenisch immer wieder neu und anders ausgefüllt werden kann», sagt Rihm zum Thema Bühne und Musik. Selbst die musikalische Erarbeitung mit dem musikalischen Leiter Jonathan Stockhammer und Musikern des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart ist für Rihm nicht das letzte musikalische Wort, im Gegenteil. «Eine Uraufführung ist nur die erste Lesung», sagt der Komponist, für den jede neue, andere Interpretation beweist, dass Musik etwas Lebendiges ist.

 

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