Erfurt - «Auf Abwegen» ist das Motto der nächsten Spielzeit des Theaters Erfurt. Auch wenn es weiter juristischen Zank gibt und auch die Ausbreitung des Coronavirus das Theater beschäftigt, bezieht sich das Motto aber rein auf den Inhalt der Inszenierungen.
Der wörtlichen Übersetzung von «La Traviata» hat die neue Spielzeit des Theaters Erfurt ihr Motto «Auf Abwegen» zu verdanken. Es gehe in der Oper von Giuseppe Verdi um eine vom Weg Abgekommene, sagte Generalintendant Guy Montavon am Montag in Erfurt. Der Titel passe zur Spielzeit 2020/21, weil «Leute, die nicht immer den normalen Weg gehen», auch in den anderen Stücken der nächsten Saison eine Rolle spielten, so Montavon.
Neben «La Traviata» sei etwa Jacques Offenbachs Oper «Les Contes d'Hoffmann» dazu zu zählen, aber auch die Uraufführung von «Julie und Mao». Die Oper folgt dem autobiografischen Roman der Chinesin Chow Ching Lie. Im Alter von 13 Jahren wurde sie zwangsverheiratet, später schaffte sie es allen Widrigkeiten zum Trotz, sich ihren Traum zu erfüllen und in Paris erfolgreiche Pianistin zu werden.
«Ich habe mir die Rechte geholt, um ihre Vita zu vertonen», sagte Montavon. Das Stück liege ihm sehr am Herzen, er werde es auch selbst inszenieren. Die Musik dafür komponiert Jeffrey Ching, dessen preisgekrönte Oper «Das Waisenkind» auch bereits in Erfurt uraufgeführt wurde.
Als weitere Uraufführung steht eine Opernversion von Astrid Lindgrens «Mio, mein Mio» auf dem Plan. Dante Alighieris «Die Göttliche Komödie» bringt das Theater gemeinsam mit der Choreographin Ester Ambrosino vom Tanztheater Erfurt und dem Deutschen Nationaltheater Weimar auf die Bühne. Mit «Sweeney Todd» bleibt das Theater dem Spielzeit-Motto treu: In dem Musical gehe es um die «total skurrile Geschichte von einem Friseur, der seine Kundschaft umbringt, sie zu Keksen zermahlt und sie in einer nahe gelegenen Bäckerei verkauft», so Montavon.
Daneben sind unter anderem elf Sinfoniekonzerte geplant. Darunter seien bekannte Werke von Dmitri Schostakowitsch und Jean Sibelius, wie Generalmusikdirektor (GMD) Myron Michailidis erklärte. 250 Jahre nach der Geburt Ludwig van Beethovens gehört aber etwa auch die «Eroica» des Komponisten dazu.
Ein großes Thema bleibt weiter der juristische Streit um die Nachfolge von Michailidis. Einig sei sich das Theater, dass 2022 der erste Kapellmeister des Meininger Staatstheaters, Harish Shankar, auf dem Posten folgen sollte. Ein Mitbewerber klagte allerdings gegen die Entscheidung. Ende des Monats wird beim Arbeitsgericht Erfurt eine schriftliche Begründung in der Sache erwartet.
«Solange wir die Begründung nicht kennen, können wir da auch nichts machen», sagte Montavon. Er betonte am Montag, dass das Haus arbeitsfähig sei. «Wir haben einen amtierenden GMD, der heißt Michailidis und für 2022 haben wir einen designierten GMD, der heißt Shankar.»
Auch für mögliche Probleme durch das Coronavirus sei das Theater gerüstet. «Wenn jemand seine Karte zurückgeben möchte, weil er Angst hat, bei einem Vorstellungsbesuch kontaminiert zu werden, geben wir einen Gutschein», erklärte Montavon. Auch wenn das Theater komplett geschlossen werden müsste, gebe es Notfallpläne und Löhne könnten weiter gezahlt werden. Im Großen Haus hat das Theater für 840 Besucher Platz - inklusive Stehplätzen.
Die Sommerpause 2020 soll genutzt werden, um einerseits die Bühnensteuerung der Untermaschinerie für 2,5 Millionen Euro umzubauen. Das Geld kommt zum Großteil aus EU-Mitteln, aber auch von Land und Stadt. Auch die Sanierung der maroden Regen- und Sanitärrohre solle weitergehen. Die 400 000 Euro dafür stellen Land und Stadt zur Verfügung.
Im vergangenen Jahr zählte das Theater inklusive den Domstufen-Festspielen im Sommer unter freiem Himmel bei 518 Veranstaltungen rund 191 000 Besucher. Das entspreche einer Auslastung von 84,4 Prozent. Damit sei man sehr zufrieden, so Verwaltungsdirektorin Angela Klepp-Pallas.