Schwetzingen - Die Schwetzinger SWR Festspiele feiern ihr 60-jähriges Bestehen. Zum Auftakt wird am 27. April die Oper "IQ" des Komponisten Enno Poppe uraufgeführt. Das Stück hat ein ungewöhnliches Thema: Es geht um Intelligenz.
"Es ist völlig ungeklärt, was Intelligenz wirklich ist. In vielen Tests soll zwar der Intelligenzquotient (IQ) gemessen werden. Am Ende steht aber eine Zahl, nach der Menschen bewertet und oft abgewertet werden", erläutert Poppe im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd den Hintergrund der außergewöhnlichen Opernhandlung.
"IQ" ist in acht Akte eingeteilt. Die ersten fünf Akte stellen Testsituationen dar. Anna Viebrock führt Regie und entwarf die Ausstattung. "Für Schwetzingen ist das sicher ein ungewöhnliches Ambiente auf der Bühne", meint sie. "Auf der einen Seite sitzen die Tester, auf der anderen die eingeschüchterten Probanden." Was als Standardsituation mit vorgegebenen Testfragen beginnt, läuft bald aus dem Ruder.
Komponist: "Das Ganze ist per se absurd"
Im Schwetzinger Rokokotheater wagt sich ein kleines Ensemble aus zwei Sopranistinnen, einem Bariton, einer Schauspielerin, einem Schauspieler und den Musikern des Klangforums Wien an die Versuchsanordnung. Poppe zufolge gibt es zwei Hauptfiguren, einen Mann und eine Frau. Der Proband ist zu intelligent für den Test. Ihm fallen eigene Lösungen ein, die nicht vorgesehen sind. Die Probandin geht gewohnheitsmäßig zu Intelligenztests. Sie ist sehr ehrgeizig und bezieht ihr Selbstbewusstsein aus gesteigerten Testergebnissen. "Das Ganze ist per se absurd", sagt der Komponist.
Mit den Probanden schlichen sich Verhaltensweisen ein, mit denen die Testleiterin nicht fertig werde, berichtet Viebrock. Die starre Testsituation löse sich durch überraschende Reaktionen der Teilnehmer auf. "Das ist zum Teil auch sehr witzig", sagt die Regisseurin. Die an der Aufführung beteiligten Musiker vom Klangforum Wien werden als Probanden vorspielen, singen und rechnen. Dafür bekommen die Musiker ebenso Bühnenkostüme wie die Sänger, und es findet jeden Tag ein Einsingen mit den Musikern statt.
In 90 Minuten zum Finale
Musikalisch und szenisch folgt die Oper der altbewährten Form von Thema und Variation. "Jeder Akt hat eine Ouvertüre, Rezitativ und Arie sowie ein Finale. Das dauert im ersten Akt insgesamt gerade einmal zweieinhalb Minuten", sagt Poppe. In den folgenden Akten kommt mit den Variationen auch eine längere Zeitdauer. In 90 Minuten kommt "IQ" zum Finale mit der Auswertung der entgleisten Testversuche.
Er habe versucht, das Stück bunt und vielfältig zu machen, sagt Poppe. Die Rezitative werden von der Schauspielerin zu Computermusik gesprochen. "Da ich die Sänger kenne, habe ich speziell für ihre Stimmen sehr unterschiedliche Arien komponiert. Die Aktfinale werden immer länger und steigern sich, das kann im Tempo sein, in der Intensität oder in der Emotionalität", sagt der Komponist.
"IQ" wird nach der Uraufführung am 27. April noch am 29. und 30. April in Schwetzingen gespielt. Ab Oktober soll die Oper am Theater Basel laufen.
Die Oper "IQ" in acht Daten
- Uraufführung: 27. April 2012, 20.00 Uhr, zur Eröffnung der Schwetzinger SWR Festspiele
- Ort: Rokokotheater, Schlossstraße 2, 68723 Schwetzingen
- Spieldauer: 90 Minuten
- Weitere Vorstellungen: 29. und 30. April 2012 in Schwetzingen, ab Oktober 2012 am Theater Basel
- Festspielbüro der Schwetzinger SWR Festspiele: Hans-Bredow-Straße, 76530 Baden-Baden
Karten: SWR2 KulturService, Tel. 07221/300 200, http://www.swr2kulturservice.de/kulturservice/
Mail: schwetzinger-swr-festspiele [at] swr.de (schwetzinger-swr-festspiele[at]swr[dot]de)
Internet: www.schwetzinger-swr-festspiele.de