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Opernball in München

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Kent Nagano lädt zum ersten Münchner «Ball der Künste» - Opernbälle sind in Mode - Eintrittspreise zuweilen astronomisch


München (ddp-bay). Die Preise sind ebenso hoch wie die Erwartungen. Fast 1000 Euro muss man berappen, um ein Ballsaal-Ticket inklusive Menu und Getränkeauswahl für den ersten Münchner Opernball am Freitag (18. Mai) zu ergattern. Dafür wird den illustren Gästen des von der Bayerischen Staatsoper ins Leben gerufenen «Balls der Künste» im Münchner Haus der Kunst freilich ein exquisites Programm geboten.

Kein Geringerer als der Wahlmünchner und neue bayerische Generalmusikdirektor Kent Nagano wird mit seinem Staatsorchester zum Tanz aufspielen. «Unser Ball soll an die Tradition der legendären Münchner Künstlerbälle erinnern, zugleich aber etwas völlig Neues werden», sagt Nagano. «Wir wollen die Grenze zwischen Publikum und Bühne aufheben. Das Publikum wird selbst die Bühne sein.»

Die riesigen, von Adolf Hitlers früherem Lieblingsarchitekt Paul Ludwig Troost gebauten Räume des einstigen «Hauses der Deutschen Kunst» an der Prinzregentenstraße werden für den Ball völlig leer geräumt. Das britische Künstlerduo Gilbert & George wird die Säle dann mittels «hochmoderner Projektionstechnik» virtuell dekorieren.

Für Glamour und Unterhaltung sorgen etliche Stargäste: Jazz-Legende Coco Schumann, Bryan Ferry, der «Gentleman der Popmusik», sowie die Opernstars Vesselina Kasarova und Ramón Vargas. Dazu das Bayerische Staatsballett und die SWR-Bigband. ZDF-Fernsehmoderatorin Karen Webb moderiert das hochklassige Tanzvergnügen, das bis in die Morgenstunden dauern soll. Höhepunkte des Programms werden auch vom großen Ballsaal in kleinere Säle und Lounges übertragen.

München könne einen hochkarätigen Ball sehr gut gebrauchen, meint Prinzessin Ursula von Bayern, die neben Ex-Fernsehmoderatorin Nina Ruge und anderen weiblichen Zelebritäten im Ballkomitee sitzt. «Das hat uns hier in München lange gefehlt.» Der Ball richte sich aber nicht nur an Münchner, sondern ein «internationales Publikum». Dass der Ball im «Haus der Kunst» stattfindet und nicht im Nationaltheater, hat übrigens einen simplen Grund: Die Sitze im Parkett lassen sich nicht ausbauen.

München ist nicht die einzige Stadt, die Opernbälle wieder zum Leben erweckt oder neu erfindet. In den vergangenen Jahren sind derartige Events regelrecht in Mode gekommen. «Die Ballkultur in Deutschland lebt wieder», sagt Manfred Pasenau, der in der Alten Oper zu Frankfurt am Main seit 25 Jahren jedes Jahr den «Deutschen Opernball» steigen lässt. Das Mega-Event hat mit der Städtischen Oper Frankfurt allerdings nichts zu tun. Pasenau ist Inhaber einer Veranstaltungsagentur und will der Lebensfreude in der nüchternen Bankenstadt eine Chance geben. Das Risiko nimmt er auf eigene Kappe.

Opernbälle gibt es auch in Dresden, Leipzig und Nürnberg. Der Dresdner Semperopernball wurde dieses Jahr zum zweiten Mal veranstaltet und - bei Eintrittspreisen von bis zu 1500 Euro - teilweise live im Fernsehen übertragen. In der Semperoper geht es eher förmlich zu. Der allgemeine Tanz wird standesgemäß vom sächsischen Ministerpräsidenten und einer Auswahl Debütantinnen eröffnet. In München soll es dagegen lockerer, ausschweifender zugehen. Der «Ball der Künste» werde aber keineswegs mit anderen Opernbällen in Konkurrenz treten, versichert Nagano.

Mutter aller Opernbälle ist natürlich der Wiener Opernball. Bei rund 5000 Besuchern herrscht dort alljährlich eine so drangvolle Enge, dass an ausschweifendes Walzern kaum zu denken ist. Die Eintrittspreise sind noch deutlich höher als in München oder Dresden. Eine Basis-Eintrittskarte kostet 230 Euro. Sie gilt auch als «Flanierkarte». Dazu addieren sich etwaige Kosten für Tische oder Logen, die sich bis auf 17 000 Euro belaufen können. In München ist eine «Flanierkarte» schon für 198 Euro zu haben. Buffet sogar inklusive.

Georg Etscheit

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