Saarbrücken - Als wichtigstes Forum des deutschsprachigen Nachwuchsfilms gilt das Festival «Max Ophüls Preis» schon lange. Doch das Saarbrücker Festival entwickelt sich zunehmend über eine reine Werkschau des aktuellen jungen deutschen Kinos hinaus. Im vergangenen Jahr begannen die Festivalmacher damit, jungen Talenten auch handwerkliches Rüstzeug zu vermitteln. Dieser Ansatz wird in diesem Jahr weiter ausgebaut. Und so wird sich bei der 31. Auflage vom 18. bis 24. Januar schwerpunktmäßig alles um das Thema Schauspieler drehen.
«Wir wollen nicht einfach nur die aktuellen Arbeiten des deutschsprachigen Filmnachwuchses zeigen, sondern auch die Talente nachhaltig fördern», sagen die beiden künstlerischen Leiter Gabriella Bandel und Philipp Bräuer. Deshalb laden sie in diesem Jahr zum zweiten Mal nach 2009 zu Branchentagen ein, die den Nachwuchs mit etablierten Filmschaffenden und Experten ins Gespräch bringen sollen. Zum Auftakt im vergangenen Jahr hatte das Angebot mehr als 400 Teilnehmer anlocken können. Deshalb hoffen Bandel und Bräuer auch für dieses Jahr auf «reges Interesse», ohne sich auf konkrete Teilnehmerzahlen festlegen zu wollen.
Das Motto der diesjährigen Branchentage lautet «Coaching, Casting, Schauspielführung». Angeboten werden neben Meisterkursen zur Schauspielführung auch Seminare zur optimalen Rollenbesetzung und Schauspiel-Coachings, die unter anderem klären sollen, welchen Mehrwert solche Beratungs- und Trainingsmaßnahmen bringen. Wegen der großen Resonanz auf die Angebote im Vorfeld richten die Veranstalter am 22. Januar einen Coaching-Messetag aus, auf dem sich unter anderem Coaching-Studios vorstellen.
Gelegenheit zum Erfahrungsaustauch haben junge Filmemacher darüber hinaus schon dadurch, dass sich in diesem Jahr etliche prominente Schauspieler zum Festival angesagt haben. Angekündigt haben sich Juliane Köhler, Sunnyi Melles, Michael Degen, André Hennicke, Simon Verhoeven und Michael Gwisdek, dem als Ehrengast eine sechsteilige Filmreihe gewidmet ist.
Sunnyi Melles wird am 18. Januar im Cinestar-Kino zusammen mit dem Schweizer Regisseur Christoph Schaub den Eröffnungsfilm «Giulias Verschwinden» vorstellen. Die Komödie über die schöne Giulia (Corinna Harfouch), die an ihrem 50. Geburtstag für die Mitmenschen unsichtbar zu sein scheint, beruht auf einem Drehbuch des Schweizer Bestsellerautors Martin Suter («Lila, Lila»). In der Schweiz hat die Komödie schon mehr als 100 000 Kinobesucher angelockt.
Insgesamt zeigt das Festival diesmal etwa 50 Produktionen in den Wettbewerben und lobt Preisgelder von rund 100 000 Euro aus. Im Hauptwettbewerb um den begehrten Max Ophüls Preis, der mit insgesamt 36 000 Euro dotiert ist, wetteifern 15 Langfilme, davon allein sieben als Uraufführung.
Aus etwa 170 Einreichungen wurden die zehn Dokumentarfilme ausgewählt, die im Wettbewerb Dokumentarfilm um einen eigenen Preis in Höhe von 7500 Euro konkurrieren. Eine wichtige Neuerung betrifft den Wettbewerb für mittellange Filme. Hatte 2009 noch eine eigene Jury den Preis vergeben, so entscheidet 2010 erstmals das Publikum, wer von den zwölf Beiträgen, darunter acht Uraufführungen, das Preisgeld von 5000 Euro erhält.
Auffällig ist in diesem Jahr, dass anders als in den Vorjahren bereits fünf der 15 Langspielfilme im Wettbewerb einen Verleih haben. So kommen die Filme «Ayla», «Köprüdekiler - Men on the bridge», «Schwerkraft», «Unkraut im Paradies» und «Waffenstillstand» in den nächsten Monaten in die Kinos.