München - Mit der Elbphilharmonie oder dem Berliner Flughafen kann die Sanierungsgeschichte des Deutschen Theaters in München zwar nicht mithalten. Pleiten, Pech und Pannen gab es aber auch dort genug. Deutlich später als geplant wird das Haus nun wiedereröffnet.
Ein vergessener Brunnen, Pilzsporen und Ärger beim Bau: Die Sanierung des Deutschen Theaters in München ist eine Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen. Mit einiger Verspätung wird das Traditionshaus jetzt wiedereröffnet - mit einem großen Festprogramm am 17. Januar. Endlich, sagt auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Betreibergesellschaft und Münchner Bürgermeister, Hep Monatzeder (Grüne). «Da fällt mir ein großer Stein vom Herzen.»
Rund 94 Millionen hat die Renovierung des fast 120 Jahre alten Hauses in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofes gekostet, geplant waren ursprünglich um die 80. Die Gründe dafür sind vielfältig, sagt Monatzeder. Die alte Bausubstanz machte Probleme, das Nebenhaus - nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges in aller Eile wieder aufgebaut - lehnte sich gefährlich nah an das Theater, in den U-Bahn-Rohren unter dem Haus traten Risse auf, die Brandschutzanforderungen waren komplizierter umzusetzen als gedacht.
Je mehr die Bauarbeiter gruben, desto mehr Unwägbarkeiten traten zutage - vom längst vergessenen, aber denkmalschützenswerten Brunnen unter einem Blumenbeet bis hin zu Pilzsporen, die sich ausgebreitet hatten. Und als wäre das alles noch nicht genug, brach im August 2011 auch noch ein Feuer im Dachstuhl aus, weil Isoliermaterial in Brand geriet. Heute führt die Stadt Prozesse rund um den Bau - mit wem genau und warum genau, das will Monatzeder nicht sagen. Seit 2008 fanden fast 1300 Aufführungen am Ausweichspielort, einem Theaterzelt in der Nähe der Allianz-Arena, statt.
Das alles war im vergangenen Jahr Grund genug für den Bund der Steuerzahler, ein kritisches Auge auf die Geschehnisse in München zu werfen: «Aus dem Ruder gelaufen sind die Kosten für die zweifelsohne erforderliche, seit dem Jahr 2008 andauernde Sanierung des Deutschen Theaters in der Schwanthalerstraße in München», hieß es. «Wir sind Gott sei Dank nicht in der Situation wie die Elbphilharmonie in Hamburg, wir bauen auch keinen Flughafen wie in Berlin», betont Monatzeder. Ärgerlich ist es trotzdem, was da in den vergangenen Jahren an der Schwanthalerstraße passierte.
All das will das Theater nun am besten gleich mit der ersten Spielzeit nach der Wiedereröffnung vergessen machen. Monatzeder spricht von einem «Juwel in der Innenstadt» und sagt: «Die Münchner lieben ihr Deutsches Theater - und jetzt haben sie es wieder.» Geschäftsführerin Carmen Bayer sagt: «Wir freuen uns, dass wir nach fast fünf Jahren zurück in der Schwanthalerstraße sind.»
Mit einer Gala mit den Münchner Philharmonikern wird die Wiedereröffnung am 17. Januar gefeiert und danach geht es Schlag auf Schlag: ein Tag der offenen Tür, 16 Bälle und von Mitte März an dann Aufführungen von Musical-Klassikern wie «West Side Story» und «Grease», der Queen-Hommage «We will Rock you» und der Michael Jackson-Hommage «Thriller».
Die wohl spannendste Hommage gibt es vom Sommer an im Deutschen Theater zu sehen. Dann startet dort ein Musical über das Leben von Nelson Mandela, das noch nie zuvor in Deutschland zu sehen war - produziert von der Cape Town Opera in Kapstadt. «Wir haben das Musical für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 auf die Beine gestellt», sagte der geschäftsführende Direktor der Oper, Michael Williams, im Interview der Nachrichtenagentur dpa. «Wir wollten etwas ganz Besonderes machen. Und was könnte besonderer sein als ein Blick auf das Leben von Nelson Mandela?». Herausgekommen ist eine dreiteilige Geschichte über den südafrikanischen Nationalhelden, der am 5. Dezember vergangenen Jahres starb. Nach dem Tod des südafrikanischen Nationalhelden hat das Stück nun eine traurige Aktualität bekommen.
Die Folk-Oper «Mandela Trilogy» feiert im Frühsommer im Deutschen Theater Premiere. Wegen des Todes Mandelas Ende vergangenen Jahres habe die lange geplante Aufführung «eine traurige Aktualität», sagte Theatersprecher Georg Kleesattel.
Britta Schultejans