Bayreuth - Die Polizei in Oberfranken hat wenige Tage vor Beginn der Bayreuther Festspiele keine Hinweise darauf, dass die Sicherheit der Stadt oder der Veranstaltung gefährdet sind. «Das kann ich mit gutem Gewissen sagen», sagte der oberfränkische Polizeipräsident Reinhard Kunkel dem «Nordbayerischen Kurier» (Freitag). Es gehe bei dem verschärften Sicherheitskonzept aber darum, Gefahr von außen abzuwehren - vom Publikum gehe keine aus.
«Dementsprechend abgestuft und sensibel müssen unsere Schutzmaßnahmen sein.» Die Maßnahmen schon in den Monaten vor Eröffnung der Festspiele am 25. Juli hatten viel Aufmerksamkeit erregt und auch Kritik ausgelöst. «Das ist ein Einsatz, in dem wir vom Auftreten der Polizei in Anzahl und Art in besonderer Form im Fokus stehen», sagte Kunkel der Zeitung. «Aber: Wir wollen keine Polizeifestspiele - wir wollen Wagner.»
Angesichts der latenten Terrorgefahr bei Großveranstaltungen hatte die Stadt das Sicherheitskonzept rund um die Festspiele verschärft. Einen Zusammenhang zwischen der Angst vor Anschlägen und einer vermeintlich islamkritischen «Parsifal»-Inszenierung hatte Regisseur Uwe Eric Laufenberg bestritten. Mit dem «Parsifal» werden die diesjährigen Richard-Wagner-Festspiele am Montag (25. Juli) eröffnet.
Gestern hatte die Bayreuther Polizei bei 35 Mitarbeitern rund um die Bayreuther Festspiele Sicherheitsbedenken angemeldet. «Wir haben die Personalien überprüft und haben dann die entsprechenden Empfehlungen ausgesprochen, diese Personen nicht im sicherheitsrelevanten Bereich einzusetzen», sagte ein Sprecher der Polizei Oberfranken der Deutschen Presse-Agentur. Grund dafür seien im polizeilichen System registrierte Delikte der Betroffenen.
«Es sind vorwiegend Gewaltdelikte, also keine Ladendiebstähle oder solch kleinen Dinge», sagte der Polizeisprecher. Die Empfehlungen der Polizei, die der Festspielleitung mitgeteilt wurden, betreffen sowohl Mitarbeiter der Festspiele selbst als auch externe Arbeitnehmer wie zum Beispiel Wachleute.
«Wir haben jetzt teilweise Akkreditierungen entzogen und teilweise nicht», sagte der kaufmännische Geschäftsführer der Festspiele, Holger von Berg, der Deutschen Presse-Agentur. Die Entscheidungen seien aber nicht abhängig von den Delikten, die ihm auch gar nicht bekannt seien. Wem die Leitung aber nun keinen Zutritt gewährt, sagte von Berg nicht - nur so viel: «Was unsere eigenen Mitarbeiter betrifft, bin ich im Gespräch mit dem Betriebsrat.» Er sehe allerdings keinen akuten Handlungsbedarf angesichts der aktuellen Sicherheitslage.
Der bayerische Datenschutzbeauftragte Thomas Petri hatte die Zuverlässigkeitsprüfungen der Mitarbeiter des Festspielhauses kritisiert. Die Überprüfungen hätten zu erheblichen Eingriffen in das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung geführt, sagte er dem «Nordbayerischen Kurier» (Donnerstag).
Das Festspielhaus ist seit einigen Wochen eingezäunt. Wer es betreten will, braucht nach dem Sicherheitskonzept von Stadt und Polizei einen Sonderausweis. Diesen erhält nur, wer eine Einverständniserklärung unterschrieben hat, dass seine Daten von der Polizei überprüft werden. Die Wagner-Festspiele beginnen am Montag (25. Juli).