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Robotersinfonie

Sinfoniker-Intendant Markus Rindt

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Premiere in Dresden: Roboter dirigiert ein Orchester

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Ist der Dirigent der Zukunft mit einem leuchtenden Taktstock ausgestattet und mit einer Software programmiert? Natürlich nicht. Dennoch können auch Roboter für den richtigen Takt sorgen.

Die Dresdner Sinfoniker schreiben Musikgeschichte und lassen sich erstmals von einem Roboter dirigieren. Genau genommen ist es ein maschineller Maestro mit drei Armen, der einzelnen Gruppen im Orchester damit auch unterschiedliche Tempi vorgeben kann. Bei der Premiere des Programmes «Roboter.Sinfonie» liefen Technik und Musiker im Dresdner Festspielhaus Hellerau wie am Schnürchen. Das Publikum war begeistert und spendete viel Beifall.

Dirigierender Roboter wurde an der TU Dresden entwickelt und trainiert

Für das Projekt hatte Sinfoniker-Intendant Markus Rindt Spezialisten der Technischen Universität Dresden gewinnen können. Im Exzellenzcluster CeTI (Centre for Tactile Internet with Human-in-the-Loop) «lernte» die mit sieben Gelenken ausgestattete Dirigentenmaschine, wie Takte geschlagen und Dynamiken angezeigt werden können. «Wir haben nicht das Ziel, künftig Dirigenten zu ersetzen», sagte Rindt. Man wolle aber Neuland betreten und ausprobieren, was mit einem Roboter am Pult alles gehe.

Komponist Andreas Gundlach verriet, dass die Arbeit mit dem Roboter ein großartiger Lernprozess für ihn gewesen sei. Er habe verstanden, was für «ein wunderbares Geschöpf der Mensch ist». Ein Mensch könne unheimlich komplexe Bewegungen lautlos ausführen, ein Gleichgewichtssinn halte alles in der Waage, dazu kämen noch geschmackliche Empfindungen und Ästhetik bis hin zur Fähigkeit, genießen zu können. Das sei alles nicht leicht zu imitieren und schon gar nicht zu ersetzen.

Konzert aus Dresden wird weltweit gestreamt

Zur Premiere dirigierte der Roboter zwei Uraufführungen - das Stück «#kreuzknoten» von Wieland Reissmann und «Semiconductor's Masterpiece» von Andreas Gundlach. Weitere Werke des Abends wurden von einem «richtigen» Dirigenten geleitet, dem Norweger Magnus Loddgard. Das zweite Konzert wurde von der Deutschen Welle in Bild und Ton weltweit gestreamt und fand am Sonntag ein internationales Publikum.

Auch der Roboterhund Spot des Unternehmens Boston Dynamics hatte seinen Auftritt. In einer Choreographie hatten Dresdner Gymnasiasten gemeinsam mit Spot interagiert. Das Ergebnis war als Kurzfilm in einem Einspiel zu sehen. Am Ende erschien der vierbeinige Roboter noch leibhaftig im Saal, tanzte zur Musik der Sinfoniker und bekam von Intendant Rindt einen Knochen aus Kunststoff spendiert.

Dresdner Sinfoniker sorgen mit Programmen immer wieder für Aufsehen

Mit dem Konzert feierten die Dresdner Sinfoniker zugleich ihr 25-jähriges Bestehen. Das Ensemble umfasst Musikerinnen und Musiker namhafter Orchester aus dem In- und Ausland und fühlt sich ausschließlich der zeitgenössischen Musik verpflichtet. Von Anfang an sorgten sie mit ihren Programmen für Aufsehen. Sie hüllten Songs von Rammstein in ein sinfonisches Gewand oder spielten mit den Pet Shop Boys auf den Balkonen eines Dresdner Hochhauses.

Immer wieder agierten die Sinfoniker auch politisch. 2013 führten sie in Ramallah und Jenin (Westjordanland) die «Symphony for Palestine» des Iraners Kayhan Kalhor auf - mit Kollegen aus arabischen Ländern und traditionellen Instrumenten. Im Sommer 2017 spielten die Sinfoniker an der Grenze zwischen Mexiko und den USA, um gegen die von US-Präsident Donald Trump geplante Mauer und weltweit zunehmende Abschottung zu protestieren.

 

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