Windhuk - Sie wollen mit Musik, Tanz und Schauspiel ihre gemeinsame Kolonialgeschichte aufarbeiten. Ein Künstlerteam aus Deutschland und Namibia hat die erste namibische Nationaloper geschaffen. Sie wird am Freitag (9. September) in der namibischen Hauptstadt Windhuk uraufgeführt.
Die Oper «Chief Hijangua», die zur Zeit des Kolonialismus spielt, ist eine Zusammenarbeit des namibischen Komponisten Eslon Hindundu und der deutschen Regisseurin Kim Mira Meyer. Sie handelt von einem namibischen Prinzen, der mit deutschen Siedlern in Konflikt gerät. Hierbei geht es um politische Themen, aber auch um Mythen und Geschichten aus dem südwestafrikanischen Land, das von 1884 bis 1915 unter Kolonialherrschaft des Deutschen Reichs war.
Das Deutsche Reich schlug im damaligen Deutsch-Südwestafrika Aufstände gegen seine Herrschaft brutal nieder. Während des Herero-und-Nama-Kriegs von 1904 bis 1908 kam es zu einem Massenmord, der als erster Genozid im 20. Jahrhundert gilt. Historiker schätzen, dass in dem kleinen Land mit 2,6 Millionen Einwohnern 65 000 von 80 000 Herero und mindestens 10 000 von 20 000 Nama getötet wurden. Die Bundesregierung und die Regierung von Namibia verhandeln seit langem über ein vorgelegtes Aussöhnungsabkommen.
Die Entwicklung der Oper und Proben fanden über drei Jahre in Windhuk sowie in München statt. Die Künstler mischen westliche Musik mit traditionellen afrikanischen Klängen; gesungen wird in Deutsch und Otjiherero, der Sprache der Ovaherero, einer der größten Volksgruppen Namibias. Mit «Chief Hijangua» wollen die Künstler nach eigenen Angaben nicht nur in die Vergangenheit blicken, sondern eine neue, offene und positive Haltung zueinander gewinnen. Im Oktober 2023 soll es eine deutsche Premiere in München geben.