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Wien - Begleitet von Personalquerelen startet die Wiener Staatsoper ihren Premieren-Reigen der Saison 2014/15. Sechs Neuproduktionen sind angesetzt. Zum Auftakt inszeniert der dänische Regisseur Kasper Holten am Sonntag (5. Oktober) die Mozart-Oper «Idomeneo», am Pult steht der deutsche Star-Dirigent Christoph Eschenbach. Die Staatsoper - eines der renommiertesten Opernhäuser der Welt - hatte zuletzt allerdings innerhalb weniger Wochen zwei prominente Dirigenten verloren.
Der Franzose Bertrand de Billy hatte nach Streitigkeiten mit Operndirektor Dominique Meyer Mitte September seinen Abgang verkündet. Einem Bericht der Tageszeitung «Kurier» zufolge hatten die Unstimmigkeiten schon im März begonnen. Auslöser soll ein Takt aus Richard Wagners Oper «Lohengrin» gewesen sein. Der Dirigent beklagte demnach mangelnde Unterstützung durch die Staatsoperndirektion.
Bereits Anfang September war Franz Welser-Möst als Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper zurückgetreten. Als Grund nannte er ebenfalls Differenzen mit Meyer über «künstlerische Belange». Meyer erklärte in einem Interview, er hoffe, dass Welser-Möst eines Tages zurückkehren werde.
Welser-Möst hatte die künstlerische Leitung der Staatsoper 2010 übernommen und galt als eine der prägenden Persönlichkeiten des Hauses. 2012 war sein Vertrag bis 2018 verlängert worden. Für die aktuelle Saison war er 34 Mal als Dirigent vorgesehen. Wer ihn im Einzelnen ersetzen soll, ist teilweise noch unklar. Am Spielplan soll sich nach Angaben der Staatsoper jedoch nichts ändern.
Das Haus steht in der aktuellen Spielzeit zudem vor weiteren Herausforderungen. Zwar ist nahezu jede Aufführung ausverkauft - die Auslastung liegt bei 99 Prozent - dennoch gibt es keine finanziellen Rücklagen. Seit einiger Zeit werden die Aufführungen in extrem hoch aufgelöstem Ultra-HD online übertragen. Die Staatsoper erhofft sich dadurch zusätzliche Einnahmen.
Für 2014/15 stehen als Premieren im «Ersten Haus am Ring» noch Modest Mussorgskis «Chowanschtschina» (15. November), Verdis «Rigoletto» (20. Dezember), Donizettis «Don Pasquale» (26. April) sowie als österreichische Erstaufführung «The Tempest» (14. Juni) von Thomas Adès auf dem Programm. Die Shakespeare-Adaption des Briten war 2004 in London uraufgeführt worden. Zudem ist eine Neuinszenierung von Richard Strauss' «Elektra» angesetzt.