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Claudio Monteverdi (1567–1643). Porträt von Bernardo Strozzi um 1630
Claudio Monteverdi (1567–1643). Porträt von Bernardo Strozzi um 1630
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Rebell, Anti-Theoretiker, Gefühlsmensch - 450 Jahre Monteverdi

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Rom - Monteverdi steht für einen radikalen Umbruch in der Musikgeschichte. Er komponierte die erste Oper, die vollständig erhalten geblieben ist. Mit seinem musikalischen Schaffen machte er sich aber nicht nur Freunde.

In seiner Freizeit verwandelte er Goldmünzen zu Pulver, als Komponist trieb er die waghalsigeren Experimente. Für viele ist Claudio Monteverdi ein gutes halbes Jahrtausend nach seinem Wirken als Komponist der Revolutionär der Musikgeschichte. Seine Zeitgenossen brachte der Italiener mit seiner Vorstellung der wahren Kunst auf die Palme.

Vor 450 Jahren wurde Monteverdi im italienischen Cremona geboren - an welchem Tag genau, ist nicht klar. Als Sohn eines Arztes wurde er am 15. Mai 1567 getauft, wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf und verlor früh seine Mutter. Sein Vater schickte ihn zu einem Kapellmeister, der seinen Sprössling umfassend musikalisch ausbildete. Mit 15 Jahren ging Monteverdi mit seinen ersten Kompositionen an die Öffentlichkeit.

Nicht aber, weil er ein Wunderknabe war, ist Monteverdis Name mittlerweile in aller Welt bekannt. Es ist der radikale Umbruch in der Musikgeschichte, den er am Übergang der Renaissance zum Barock mit seinem Wirken einleitete. Sein Name ist untrennbar mit dem rasanten Aufstieg der Oper verknüpft. «L'Orfeo», die Monteverdi 1607 fertigstellte, ist die erste durchkomponierte musikalische Geschichte, die komplett erhalten ist. Die Hamburger Musikwissenschaftlerin Silke Leopold bezeichnet Monteverdi in ihrer neuen Biografie als «Motor der musikalischen Epochenwende».

Monteverdi prägte eine völlig neue Musik, die «Seconda Prattica»: Singstimmen liegen über akkordischer Begleitung, die Musik nimmt konzertierenden Stil an. Zwei Grundauffassungen standen sich um die Jahrhundertwende unvereinbar gegenüber, verkörpert wurden sie von Monteverdi und seinem Gegenspieler, dem Tonsatzlehrer Giovanni Maria Artusi (1540-1613) aus Bologna. Der hängte seine Kritik unter anderem an den verwendeten Dissonanzen in Monteverdis Cruda Amarilli (1605) auf. Ging es Artusi um die Vollkommenheit des Tonsatzes, folgten Monteverdis Kompositionen in Rhythmus und Klang dem Text.

«Für Monteverdi begann Kunst da, wo sie für Artusi aufhörte», schreibt Leopold. «Das Überwältigende, das Außergewöhnliche war ihm wichtiger als die Nachvollziehbarkeit der musikalischen Struktur. Die Musik sollte zum Weinen, nicht zum Diskutieren anregen.» Artusi griff Monteverdi öffentlich immer wieder an. «Für Artusi bestand der Zweck der Musik darin, zu erfreuen und zu gefallen, für Monteverdi dagegen darin, zu bewegen und zu erschüttern.»

Als ersten Komponisten, der Menschen von ihren Gefühlen und Leidenschaften singen ließ und Freude, Zorn und Trauer in der Musik ausdrückte, beschrieb kürzlich die künstlerische Leiterin der Schwetzinger Festspiele, Heike Hoffmann, den Italiener. Monteverdis Musik steht 450 Jahre nach seiner Geburt im Zentrum des Festivals in der nordbadischen Stadt.

Bis Monteverdis Werke breite Aufmerksamkeit erfuhren, dauerte es mehr als 400 Jahre. Im Jubiläumsjahr veranstaltet seine Geburtsstadt nun Konzerte, Ausstellungen und andere Events und feiert Monteverdi als «größten Komponisten» aller Zeiten, den Cremona hervorgebracht hat. Gewirkt hat Monteverdi auch in Mantua und Venedig, wo er 1613 als erster weltlicher Musiker Kapellmeister des Markusdoms wurde. Erst später wurde er zum Priester geweiht.

Über den Menschen Monteverdi, der im November 1643 in Venedig starb, ist indes wenig bekannt. Zwar blieben zahlreiche Briefe von ihm erhalten, sie erzählen aber nicht, was inmitten zahlreicher Schicksalschläge in ihm vorging. Acht Jahre nach der Hochzeit starb seine Frau, Monteverdi kümmerte sich fortan alleine um die beiden Söhne. Später verlor er auch seinen besten Freund Alessandro Striggio, der an den Folgen der Pest starb.

 

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