Moritzburg - Innovation und ungewöhnliche Spielstätten - dafür steht das Moritzburg Festival. Kammermusiker aus aller Welt kommen hier zusammen. In diesem Jahr wird es zum 25. Mal veranstaltet. 1993 hob der Cellist Jan Vogler mit seinem Bruder Kai und seinem Kollegen Peter Bruns das Moritzburg Festival aus der Taufe. Damals konnte niemand ahnen, dass der idyllische Ort vor den Toren Dresdens bald zu einem Anziehungspunkt für renommierte Kammermusiker werden sollte.
Die drei Gründer hatten sich vom Marlboro Festival in den USA inspirieren lassen. Auch dort stellen die Teilnehmer nach einer Probenphase Ergebnisse ihrer Arbeit in Konzerten vor. Binnen kurzem spielte sich Moritzburg in die erste Reihe internationaler Kammermusikfeste.
Inzwischen ist Jan Vogler allein für die künstlerischen Belange des Festivals zuständig. Der 53-Jährige spürt ein weltweites Interesse für Kammermusik. Dafür macht er nicht nur die Werke selbst verantwortlich, sondern auch die Sehnsucht der Musikfans nach einem Konzerterlebnis ohne Distanz zwischen Bühne und Auditorium. Das Publikum wolle Fantasie, Frische und Energie spüren, sagte Vogler schon vor Jahren. Die Hörer suchten nach Gefühlen und Authentizität. Vielleicht sei das ein Reflex auf das Internet-Zeitalter mit wachsender Anonymität. Tatsächlich weht seit langem ein frischer Wind durch die Szene, auch dafür steht Moritzburg.
Ungewöhnliche Auftrittsorte tragen dazu bei, dass Kammermusik hier nicht wie Kunst für eine elitäre Schicht wirkt. Beethoven oder Brahms in kleiner Besetzung erklingen etwa in einer Autofabrik oder einem Gestüt. Sogar in den Elbe-Flugzeugwerken gab es Musik zu hören. Am kommenden Donnerstag gibt es hier ein Vorspiel auf die am Samstag beginnende 25. Ausgabe des Festivals, das wie zuletzt in der Gläsernen VW-Manufaktur in Dresden eröffnet wird und bis zum 20. August läuft. Für Programmpunkte wie die «Lange Nacht der Kammermusik» in der Kirche von Moritzburg oder das Musik-Picknick im Garten von Schloss Proschwitz sind die Tickets schnell vergriffen.
Vogler betont, dass auch die Musiker von Moritzburg profitierten. Das Festival habe ihnen geholfen, Musik besser zu verstehen und eigene Maßstäbe zu finden, sagt der Chef. Das trifft auch auf den musikalischen Nachwuchs zu. Ihm fühlt sich das Festival besonders verpflichtet. Seit 2006 gibt es die Moritzburg Festival Akademie. In diesem Jahr wurden 50 junge Frauen und Männer aus 19 Ländern ausgewählt. Gemeinsam bilden sie das Moritzburg Festival Orchester mit Josep Caballé Domenech am Pult. Der «Composer in Residenz» hat diesmal ein Heimspiel - es ist der Dresdner Komponist Sven Helbig.