Mainz - Eine Woche lang präsentieren die vier großen Theater in Mainz, Kaiserslautern, Trier und Koblenz aktuelle Arbeiten. In ihrer Begegnung erwarten die Intendanten fruchtbare Impulse für Schauspiel, Oper und Tanz.
Mit der Verleihung eines Dramatikpreises beginnen an diesem Samstag die zum zweiten Mal stattfindenden Theatertage Rheinland-Pfalz. Im Zentrum des Festivals bis 19. März stehen vor allem Inszenierungen neuer Werke.
Mit dem Festival können die vier Mehrsparten-Theater in Kaiserslautern, Koblenz, Trier und Mainz zeigen, «auf welch erstklassigem künstlerischen Niveau sie arbeiten», sagt Kulturministerin Katharina Binz (Grüne). Künstlerinnen und Künstler könnten sich mit dem Publikum darüber austauschen, was gutes Theater in unserer Zeit ausmache.
Die vom Land mit 100 000 Euro geförderten Theatertage geben den vier Häusern die Möglichkeit, ihre künstlerischen Qualitäten konzentriert in einer Woche zu zeigen. «Theaterfans haben so die Möglichkeit, sich innerhalb weniger Tage die jeweils eigene inszenatorische Herangehensweise der vier Häuser an die Stoffe anzuschauen», erklärt die Ministerin. Eine solch komprimierte Präsentation von aktuellen Produktionen aus allen Sparten habe es vorher nicht gegeben.
Die insgesamt 18 Produktionen sollen nach den Worten des Mainzer Intendanten Markus Müller zeigen, «wie wichtig es ist, in pandemischen Zeiten über Kultur und Grenzüberschreitung nachzudenken». Zwischen den vier Theatern gebe es Überschneidungen und Parallelen, aber auch unterschiedliche Schwerpunkte.
Eine Produktion aus den USA, «17 border crossings», führt die Idee der Grenzüberschreitung bereits im Titel auf und steht so programmatisch für das gesamte Festival. Für internationales Flair sorgen auch Gastspiele aus Belgien, Frankreich und Luxemburg.
Bei den ersten Theatertagen im März 2020 - noch kurz vor dem ersten Corona-Lockdown - waren alle Abendveranstaltungen in Kaiserslautern ausverkauft. Mit Thementagen wurden besondere Schwerpunkte zum Tanz und zu Kinder- und Jugendtheater gesetzt. «Die Vielfalt der verschiedenen Spielformen und Ästhetiken zeigen, wie reich unsere Theaterlandschaft in Rheinland-Pfalz ist», resümierte Pfalztheater-Intendant Urs Häberli.
Zur Eröffnungspremiere der Theatertage wird am Samstag eine Art Revolutionsoper von Luigi Nono aufgeführt, «Al Gran Sole Carico d'Amore - Unter der großen Sonne von Liebe beladen». Das Werk aus dem Jahr 1975 erzählt die Geschichte von Klassenkämpfen anhand von Frauenschicksalen. Die Mainzer Produktion war eigentlich schon vor zwei Jahren angesetzt, musste dann aber wegen der Pandemie abgesagt werden.
Das Pfalztheater Kaiserslautern bringt die Tanzproduktion «Kassandra» auf die Bühne, die mit dem Ukraine-Krieg ungewollte Aktualität gefunden hat. «Die Geschichte dieser Prophezeiungen, auf die niemand hören möchte, hat nun eine ganz andere Bedeutung bekommen», sagt Pfalztheater-Sprecher Günther Fingerle.
Der alle zwei Jahre vergebene Else-Lasker-Schüler-Preis geht an die Schriftstellerin Kathrin Röggla, die von Häberli als «hellwache Beobachterin unserer Gegenwart, eine forcierte Denkerin und Aktivistin» gewürdigt wurde. Neben dem mit 10 000 Euro dotierten Dramatikpreis gehen drei Else-Lasker-Schüler-Stückepreise an Ariane Koch für ihr Werk «Die toten Freunde (Dinosauriermonologe)», Patty Kim Hamilton für «Peeling Oranges» und Svenja Viola Bungarten für das Stück «Die Zukünftige».
«Der Preis ist mir eine große Freude, zumal seine Namensgeberin eine unermüdliche vielsprachige und vielschichtige Künstlerin ist, deren Arbeit und Durchhaltevermögen mir nur Vorbild sein kann», sagte Röggla der Deutschen Presse-Agentur. «Ihn in der Stadt zu empfangen, in der ich einst Stadtschreiberin war, ist eine schöne Zutat, eine Möglichkeit der Wiederbegegnung.» Die Dramatik mache sich im Theater seit einiger Zeit unsichtbarer - «aber das Wort als künstlerischer Bestandteil der Bühnenkunst ist essentiell».