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Radiohead-Konzert mit 5000 Musikfans in der Oberhausener Arena +++ Erstaunliche Live-Präsenz der Oxforder Kultband
Da konnte das Ambiente in der Oberhausener Arena noch so unpersönlich sein und die Security-Leute noch so grimmig das Publikum beäugen: In Musik vereint, nicht selten mit sichtlich ergriffenem Blick, zuweilen tanzend oder auch paarweise in liebevoller Umarmung gaben sich ca. 5000 Musikfans den Soundlandschaften und der aufwühlenden Emotion hin, die bei einem Radiohead-Konzert fast schon garantiert ist.
Die erstaunliche Live-Präsenz der Oxforder Kultband, die unbeirrt von jeglichen Pop-Anbiederungen seit den 90ern konsequent ihre Sache verfolgt, ließ in Oberhausen niemanden kalt. Und das gelingt Radiohead mit einer Musik, die in ihrer Grundsubstanz sperrig, komplex und exzentrisch ist.In harschem Gitarren-Noise, freier Elektronik, oft in Ausbrüchen von frenetischer Rockpower scheinen Radioheads Songs die fernsten Labyrinthe der Psyche durchdringen zu wollen. Melancholie als Grundfärbung ist hier keine Traurigkeit, sondern umfassendes, starkes Gefühl, mit dem sich die Musik oft jäh auflädt, um dann abrupt abzubrechen. Eine unberechenbare Dramaturgie, die auch in Oberhausen überwältigt.
Über allem steht dabei die Stimme von Thom Yorke, der exzentrisch auf der Bühne herumwirbelt, sich zuweilen selbst auf Piano, Fender Rhodes, Synthi oder Gitarre begleitet, sein Innerstes nach Außen kehrt, dabei in charakteristisch hoher Stimmlage fragile Momente von seltener Schönheit freisetzt.Rap-Salven und Höllen-Grooves
Großzügige zweieinhalb Stunden präsentieren Radiohead ein breites Spektrum aus älteren und neuen Stücken, betreten mit einigen relativ unbekannten Stücken auch spannendes Neuland ? und werden dafür in Oberhausen dankbar gefeiert!
Undankbar war die Organisation des Abends in Bezug auf ?The Asian Dub Foundation?? die sich zuvor ebenfalls in Bestform präsentierte. In großer Besetzung und mit energiegeladener Präzision entfesselten die Londoner ein rasantes Feuerwerk aus Rap-Salven und Höllen-Grooves, das normalerweise ohne Umwege in die Beine geht. Nur: Viele zahlende Konzertbesucher hatten noch längst nicht die Ticket- und gründlichen Taschen-Kontrollen incl. Warteschlangen passiert, als die Londoner Band schon ihr halbes Set zu Ende gespielt hatte, und auch für Zugaben ließ der enge Zeitplan keine Luft.
Stefan Pieper