Neubrandenburg - Eine Riesen-Orgel als Geschenk: Zu seinem 70. Geburtstag hat ein Unternehmer Neubrandenburg eine Orgel geschenkt - größer als die in der Elbphilharmonie. Bei der Einweihung des Instruments ging nicht alles glatt. Tosenden Applaus gab es trotzdem.
Mit Applaus ist am Donnerstag das erste Konzert mit der neuen Riesen-Orgel in der Neubrandenburger Konzertkirche zu Ende gegangen. Nach zwei Jahren Planungs- und Bauzeit feierten die Zuschauer in der ausverkauften Kirche die lettische Organistin Iveta Apkalna und die Neubrandenburger Philharmonie unter Leitung von Anu Tali mit Ovationen.
Eine kleine Panne war da fast vergessen: Schon beim zweiten Stück - der Fuge d-Moll von Bach - hatte die Organistin unterbrechen müssen. «Ich hatte plötzlich gar kein Crescendo mehr», sagte sie später. Zweimal musste ein Fachmann herbeieilen. Nach fünf Minuten war die Mini-Panne bereinigt: Ein Unbekannter hatte kurz vor Konzertbeginn die Einstellung der Register verändert. Ab der Pause wurde das Instrument «bewacht.»
Das rund zwei Millionen Euro teure Instrument ist ein Geschenk des Unternehmers Günther Weber an die Stadt Neubrandenburg. Es wird mit zwölf Metern Höhe und acht Metern Breite, dazu 2852 Pfeifen und 70 Register, zu den größten Orgeln in Norddeutschland gezählt. Und es ist die erste Orgel, die zwei der führenden Orgelbaufirmen - Schuke Berlin und Klais aus Bonn - gemeinsam entworfen, gebaut und gestimmt haben. Begeistert von der neuen «Königin der Instrumente» zeigte sich der Intendant der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Markus Fein: «Wir werden die Festspielsaison 2018 hier mit einer Welturaufführung eines neuen Orgelstückes starten.»
Das Konzert bot viele Facetten: Die ganze Wucht des Komponisten Bach, spielerische Orgeltöne des modernen französischen Komponisten Thierry Escaich sowie Festliches mit Bläsern. Zum Höhepunkt avancierte die Darbietung einer Sinfonie für Orgel und Orchester in großer Besetzung. Beim Werk des Franzosen Alexandre Guilman (1835-1911) ergänzten sich Ensemble und Orgel in allen Sequenzen.
«Die Konzertkirche gehört zu besten Konzertsälen Deutschlands», lobte Fein. Dabei hatte die imposante Marienkirche, die schon der Maler Caspar-David Friedrich gemalt hatte, ab 1945 fast 50 Jahre als Ruine im Zentrum der Stadt gestanden. «Nur wenige Menschen hatten damals die Fantasie, dass hier einmal das kulturelle Herz unserer Stadt schlagen wird», sagte Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos). Er danke auch denen, die in der DDR dafür gesorgt hätten, dass die Ruine nicht sozialistischer Architektur habe weichen müssen.
Vor 16 Jahren war die Kirche wiedereröffnet worden. Mit einer Anekdote sorgte Witt auch zur Orgeleinweihung für Lachen: 2015 hatten er und Mäzen Weber ein Konzert der Festspiele in der Kirche besucht. «Damals sagte Günther, wie schön wäre es, hier ein Orgelkonzert zu hören», erzählte Witt. Das müsse er schon selber bezahlen, denn die Stadt habe bei der Haushaltslage kein Geld, sagte Witt. Wenige Tage später habe Weber angerufen: «Wir machen das: Mit der Orgel.»