München - Das Opern-Traumpaar Jonas Kaufmann und Marlis Petersen ist am Montagabend nach der Premiere von Erich Korngolds «Die Tote Stadt» im Münchner Nationaltheater gefeiert worden. Die 1920 uraufgeführte Oper des von den Nazis wegen seiner jüdischen Herkunft verfemten Komponisten war an der Bayerischen Staatsoper erstmals seit mehr als 60 Jahren zu erleben.
Gänsehautmomente gab es bei der berühmten Arie «Glück, das mir verblieb». Darin besingt Kaufmann als Paul die Erinnerung an seine über alles geliebte Frau. Für den Startenor war die Kräfte zehrende Partie ein Rollendebüt.
Am Pult der ersten Opernpremiere der Staatsopern-Saison 2019/2020 stand Generalmusikdirektor Kirill Petrenko, der seit kurzem auch Chefdirigent der Berliner Philharmoniker ist. Seine Interpretation der klangschönen Komposition, die zuweilen hart an der Filmmusik vorbeischrammt, ließ keine Wünsche offen. Korngold machte im US-amerikanischen Exil Karriere als Filmkomponist in Hollywood.
Regisseur der Inszenierung, die 2016 bereits am Theater Basel herauskam, war Simon Stone. Ebenso schnörkellos wie eindringlich skizzierte er das Bild eines Mannes, der seine offenbar an Krebs gestorbene Frau nicht vergessen kann und sich in einen selbstzerstörerischen Wahn hineinsteigert. Als er die Tänzerin Marietta (Marlis Petersen), in der er seine Frau wiederzuerkennen glaubt, in Gedanken tötet, um sie ihr «noch ähnlicher» zu machen, findet er wieder zu sich und verlässt die Unheil bringende Stadt.
Das Bühnenbild - ein labyrinthisch verschachteltes, unpersönliches Designerhaus - gestaltete Ralph Myers ohne jeden Anklang an das verfallene Brügge, die «Tote Stadt» in Georges Rodenbachs Roman «Bruges-la-Morte», der dem Libretto von Paul Schott zugrunde lag.