Die neue Oper «Dionysos» von Wolfgang Rihm ist am Dienstagabend bei den Salzburger Festspielen begeistert gefeiert worden. Nach der gut zweistündigen Uraufführung im Haus für Mozart spendete das Premierenpublikum dem Komponisten minutenlange Ovationen. Rihm nahm die Ehrbezeugungen auf der Bühne persönlich entgegen, nachdem er den Protagonisten der Uraufführung selbst Dank und Anerkennung für die große künstlerische Leistung gezollt hatte. Unter ihnen Dirigent Ingo Metzmacher und der Berliner Multikünstler Jonathan Meese, der das Bühnenbild geschaffen hatte.
Der 1952 geborene Rihm ist einer der produktivsten und meist aufgeführten ernsten Komponisten der Gegenwart. Mit «Dionysos» wurde das Opernprogramm der Salzburger Festspiele 2010 eröffnet, die in diesem Jahr ihr 90-jähriges Bestehen feiern und bis Ende August dauern.
Rihms jüngste «Opernphantasie» basiert auf den «Dionysos Dithyramben», späten Gedichten des Dichterphilosophen Friedrich Nietzsche (1844 bis 1900). Das Werk verfügt über keine lineare Handlung, sondern reiht reale Lebensbilder und irreale (Wahn)-Vorstellungen Nietzsches in dessen eigenen Worten aneinander. Der Philosoph hatte sich in seinen späten Jahren stark mit Dionysos identifiziert, dem antiken Gott des Rausches und der Ekstase. Nach Nietzsches Auffassung ist wahre Welterkenntnis nur im Rausch möglich. Der Philosoph, der den Rausch propagierte, starb selbst in geistiger Umnachtung, die sich in seinen späten Werken bereits andeutete.