Lautstarke Buh-Rufe für die Regie sind nicht ungewöhnlich bei den Bayreuther Festspielen. Die für «Ring»-Regisseur Valentin Schwarz aber waren heftig. Jetzt kehrt er auf den Grünen Hügel zurück und will es dem Publikum etwas leichter machen.
Bayreuth – Im vorigen Jahr gab es einen Proteststurm: Der Bayreuther «Ring»-Regisseur Valentin Schwarz will im zweiten Jahr seiner Inszenierung «zusätzliche Verständnishilfen bieten». «Wir gucken neu drauf, und daraus entstehen viele kleinere Veränderungen», sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
«Da brauchte es vielleicht, bildlich gesprochen, noch einen zusätzlichen Scheinwerfer auf die eine oder andere Szene, so dass man - wie im Film - einen stärkeren Fokus schafft und bei diesen Momenten weniger Fragezeichen, sondern mehr Ausrufezeichen setzt.»
Bei ihrer Premiere im vergangenen Jahr hatte die mit Spannung erwartete Neuproduktion von Richard Wagners «Ring des Nibelungen» bei großen Teilen des Publikums einen wahren Proteststurm hervorgerufen.
«Für mich ist der «Ring» ein Drama des Hier und Jetzt», sagte Schwarz über seine Produktion, die vor ihrer Premiere auch als «Netflix-Ring» bezeichnet wurde, weil der Regisseur die vierteilige Oper als eine Art Drama-Serie inszenierte und die Figuren beispielsweise mit Hintergrund-Geschichten ausstattet.
Generationengerechtigkeit sei ein wichtiges Thema für ihn, betonte Schwarz - und ein zentrales in seiner Inszenierung. «Diese Frage - welche Welt wir hinterlassen - ist, glaube ich, für viele Menschen unbequem, weil sie eine gehörige Portion Selbstkritik nach sich zieht.»
Aus seiner Sicht ist es nicht möglich, auf die multiplen Krisen der Welt mit einfachen, leicht verständlichen Antworten zu reagieren. «Wir können uns nicht zurücklehnen und eine Botschaft X aussenden, die alles vereinfacht und so tut, als gäbe es eine halbgare Patentlösung für die komplexen Probleme unserer Gegenwart. Deren Dichte und die Dringlichkeit überfordert uns tendenziell. Und genauso ergeht es den Figuren im «Ring».»
Das Konzept seiner Inszenierung bleibe aber auch in Jahr zwei das gleiche. Denn: «Es geht nicht um Verrenkungen oder Zugeständnisse an den Geschmack. Wenn man versucht, jedem zu gefallen, ist man schon gescheitert.»
Die große Eröffnung der Bayreuther Festspiele ist - wie in jedem Jahr - für den 25. Juli geplant. Dann gibt es einen neuen «Parsifal». Der erste Teil von Schwarz' «Ring», das «Rheingold», steht dann für den 26. Juli wieder auf dem Spielplan. In diesem Jahr ist auch der ursprünglich eingeplante Dirigent Pietari Inkinen wieder dabei, der 2022 kurz vor der Premiere coronabedingt ausfiel und von Cornelius Meister ersetzt wurde.