Essen - Können die Begriffe «Freude», «schöner» und «Götterfunken» heute noch Hoffnung geben? Das fragt Ruhrtriennale-Intendant Johan Simons - und will mit seinem Publikum Antworten suchen. Geschehen soll das bei 135 Veranstaltungen in ehemaligen Industriehallen des Ruhrgebiets.
Utopien und Zukunftsvisionen stehen von Mitte August an für sechs Wochen im Mittelpunkt der diesjährigen Ruhrtriennale. Intendant Johan Simons (70) will im letzten Jahr seiner dreijährigen Intendanz 41 Produktionen zur Aufführung bringen, darunter mehrere Uraufführungen. Das experimentelle Festival, das vor allem in früheren Industriehallen veranstaltet wird, endet am 30. September. Simons hat die Spielzeit mit den Begriffen «Freude», «schöner» und «Götterfunken» aus Schillers «Ode an die Freude» überschrieben. «Können uns diese Begriffe heute noch Hoffnung geben?», fragte er am Donnerstag bei der Programmvorstellung.
Zum Festivalstart am 18. August hält Nobelpreisträgerin Herta Müller eine Rede. Anschließend folgt eine Neuinszenierung von Claude Debussys Oper «Pelléas et Mélisande» über die Erfahrung von Einsamkeit, Angst und Verlorenheit. Kulisse ist die Jahrhunderthalle in Bochum. Gesucht werden dafür noch Statisten.
Aus dem Vorplatz der Jahrhunderthalle soll erneut ein Kunstdorf werden - unter anderem plant der niederländische Künstler Joep van Lieshout dort wieder eine Installation mit großformatigen Maschinen, die walzen, schreddern, hämmern und pressen. Sie tragen Titel wie «The Shredder» oder «Bronco». Oberthema ist «The End of everything» - das Ende von allem.
Der belgische Regisseur Luk Perceval bringt am 7. September in der Gebläsehalle Duisburg den dritten Teil seiner Auseinandersetzung mit Émile Zolas «Die Rougon-Macquart» zur Uraufführung. Am 15. und 17. September spielt das Ensemble des Thalia Theaters dann alle drei Teile der Trilogie an einem Tag, jeweils elf Stunden lang. Die ersten beiden Teile waren bei der Ruhrtriennale 2015 und 2016 uraufgeführt worden.
Zeitgenössische elektronische Pop-Musik gibt es am 19. August wiederum in Bochum. Auf vier Bühnen gibt es Musik etwa von Nicolas Jaar, Mykki Blanco und Actress. Wer es danach klassisch mag, kann am 20. und 21. August in der Maschinenhalle der Zeche Zollern in Dortmund das Collegium Vocale Gent mit Monteverdis «Marienvesper» hören. Die Leitung hat Philippe Herreweghe.
«Die Ruhrtriennale ist und bleibt ein Festival der Vielfalt», sagte Simons. Es solle ein Festival der gemeinsamen Erfahrungen sein: «Ein Festival, auf dem wir über unser Leben und Zusammenleben sprechen können, ein Festival der Anregung und Aufregung.» Nach seinem dritten Ruhrtriennale-Jahr bleibt Simons der Region verbunden: Ab der Spielzeit 2018/19 ist er Intendant des Schauspielhauses Bochum.