Bochum - Die Macher der Ruhrtriennale können sich in dieser Saison über eine Auslastung der Veranstaltungen von mehr als 90 Prozent freuen. Im Kartenvorverkauf sei das beste Ergebnis seit Gründung des Festivals erreicht worden, teilten die Organisatoren am Mittwoch in Bochum kurz vor dem Ende der Spielzeit (am 26. September) mit. «Ich bin sehr glücklich», sagte Intendant Johan Simons über seine erste Saison.
Unter dem Motto «Seid umschlungen» waren in den vergangenen sechs Wochen mehr als 50 Produktionen präsentiert worden - aus den Sparten Musik, Theater, Tanz und Kunst. Spielorte sind frühere Zechen und Industrieanlagen. Es wurden 44 000 Tickets verkauft, darunter allein 6500 für das Eröffnungsstück, das Arbeiterdrama «Accattone».
Knapp 20 000 Menschen interessierten sich für das Kunstdorf «The Good, the Bad and the Ugly» in Bochum, knapp 10 000 kamen zur Installation «Nomanslanding» nach Duisburg.
Mit einer musikalischen Lesereise durch sechs Ruhrgebiets-Theater geht die Ruhrtriennale von November an in eine mehrmonatige Nachspielzeit. Unter dem Titel «The Rest is Noise» («Das Übrige ist Lärm») inszeniert Simons das Stück nach einem Roman von Alex Ross mit Musik aus dem 20. Jahrhundert. Dieser Epoche solle auch in der nächsten Saison im Sommer 2016 mehr Raum gegeben werden, kündigte Dramaturg Vasco Boenisch an.
«Wir möchten nächstes Jahr wieder eine neue Spielstätte eröffnen», sagte Simons. Ihm schwebe eine «primitive» Halle wie etwa die Kohlenmischhalle in Dinslaken vor, die in diesem Jahr erstmals bespielt wurde.
Der Intendant beeindruckte in der vergangenen Saison vor allem mit spektakulären Orten wie dieser 200 Meter langen, halb offenen Halle einer ehemaligen Zeche im Problemstadtteil Lohberg. Dort inszenierte der niederländische Theatermann das sozialkritische Musiktheaterstück «Accattone». Ein Publikumserfolg war auch Simons' Version der Wagner-Oper «Rheingold»: Die Partitur wurde durch finnische Elektromusik erweitert und das Libretto durch einen Einschub von einem Essay Elfriede Jelineks ergänzt.
Manche Inszenierungen blieben allerdings hinter der Ausdruckskraft der Industriebrachen zurück. Der fünfstündige Versuch des Regisseurs Krzystof Warlikowski, Marcel Prousts monumentalen Roman «Auf der Suche nach der verlorenen Zeit» in polnischer Sprache auf die Bühne zu bringen, überforderte die Zuschauer. Susanne Kennedys Inszenierung von Monteverdis Oper «Orfeo» geriet zu einer Zombie-Show.