Dresden - Doppelte Premiere für die Staatskapelle Dresden: Erstmals in ihrer 472 Jahre alten Geschichte spielt das renommierte Orchester in einem Fußballstadion und erstmals in der Erzgebirgsstadt Aue-Bad Schlema. Anlass ist ein mit weiteren Highlights gefeiertes Landesjubiläum.
Sachsen will seine Wiedergründung als Freistaat vor 30 Jahren und die Deutsche Einheit mit einem Festkonzert vor rund 2000 Gästen im Stadion von Fußball-Zweitligst Erzgebirge Aue feiern. Das kündigte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Mittwoch in Dresden an. Bei dem Konzert mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter Leitung von Christian Thielemann sollen Werke von Carl Maria von Weber, Richard Wagner und Ludwig van Beethoven sowie Tenor-Arien mit Klaus-Florian Vogt erklingen.
Im Stadion sitzen 85 Musikerinnen und Musiker mit Abstand auf der Bühne. Auch das Landesbergmusikmusikkorps Sachsen hat seinen Auftritt und wird am Ende gemeinsam mit der Staatskapelle musizieren. Auf dem Programm steht unter anderem das Steigerlied - die inoffizielle Hymne des Erzgebirges.
Kretschmer zufolge will Sachsen ein Stück weit Bilanz ziehen, was in den Jahren der Freiheit aufgebaut wurde. Corona habe vielen Aktivitäten in diesem Zusammenhang einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kretschmer bekräftigte den Willen seiner Regierung, Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen ab 1. September wieder zuzulassen. Das Kabinett muss darüber in der kommenden Woche noch abstimmen.
«Der Weg kann nicht sein, alles generell zu verbieten», betonte der Regierungschef. Man müsse aber verantwortungsvoll damit umgehen, jeder trage Verantwortung. Die Veranstaltungen müssten so organisiert werden, dass sich Leute nicht anstecken: «Es wird in den kommenden Wochen und Monaten vieles möglich sein, wenn wir uns an die Regeln halten und weiter auf der Hut sind.»
Für das mit 16 000 Plätzen ausgestattete Erzgebirgsstadion gilt ein Hygienekonzept mit Abstandsregeln und Maskenpflicht. Familien dürfen zusammensitzen, ohne Plätze zwischen sich lassen zu müssen. Die Tickets kosten zehn, ermäßigt fünf Euro. Laut Kretschmer ist die Wahl des Austragungsortes auch eine Referenz an das Weltkulturerbe Montanregion Erzgebirge.
«Wir freuen uns über diese Deutsche Einheit. Wir freuen uns über die Wiedergründung des Freistaats», unterstrich der CDU-Politiker. Sachsen sei ein lebenswertes Land. Deshalb gebe es allen Grund, das am 5. September zu feiern. Zu dem Konzert die Kretschmers Amtskollegen aus den ostdeutschen Ländern eingeladen.
Thielemann und Orchesterdirektor Adrian Jones haben für das Konzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden die Ouvertüren der Weber-Opern «Der Freischütz» und «Euyranthe», Beethovens «Egmont»-Overtüre und die Ouvertüre von Wagners «Tannhäuser» ausgewählt. Jones zeigte sich erfreut, endlich mal wieder mit großer Besetzung vor einem zahlreichen Publikum spielen zu können. Die vergangenen Monate seien in dieser Beziehung frustrierend gewesen, sagte er.
Mit der Festveranstaltung in Aue-Bad Schlema kehrt Sachsen gewissermaßen an seine Wurzeln zurück, denn der Bergbau im Erzgebirge war einst die Grundlage für den Wohlstand des Landes. Darauf verwies am Mittwoch auch der Landrat des Erzgebirgskreises, Frank Vogel (CDU). Er sieht die Wahl des Austragungsortes zugleich als Zeichen der Wertschätzung für den ländlichen Raum in Sachsen.