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Blick auf Salzbrug. Foto: Hufner
Ausstellung «Großes Welttheater» in Salzburg - 100 Jahre Kultur im Zeitraffer. Foto: Hufner
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Salzburger Festspiele 2018 – Ein Flop und viele Sternstunden

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Mit einem Auftritt von Superstar Anna Netrebko gehen die Salzburger Festspiele in wenigen Tagen zu Ende. Intendant Markus Hinterhäuser gelang erneut ein spannendes Programm mit wenigen Ausrutschern. Eine Bilanz.

Echte Sternstunden sind selten, auch bei einem Hochklasse-Festival wie den Salzburger Festspielen. Doch diesmal waren sich Publikum und Kritik einig: Romeo Castelluccis bildmächtig-verrätselte Neuinszenierung von Richard Strauss' Oper „Salome“ war das Ereignis der am 30. August zu Ende gehenden Festspielsaison. Vor allem der sängerische Furor der litauischen Sopranistin Asmik Grigorian in der Titelrolle, die als eine der schwersten der Opernliteratur gilt, löste Begeisterungsstürme aus. Wie kommerziell erfolgreich diese Festspiele waren, soll am Dienstag (28. August) auf der Abschlusspressekonferenz verkündet werden.

Manche Kommentatoren raunten, dass sich mit Grigorian der Triumph einer gewissen Anna Netrebko wiederholt habe, die 2002 bei ihrem Salzburg-Debüt als Donna Anna in Wolfgang Amadeus Mozarts „Don Giovanni“ Furore machte. Die Russin ist seither aus Salzburg nicht mehr wegzudenken. Dieses Jahr war sie allerdings nicht in einer Opern-Neuproduktion zu erleben. Sie gibt zum Abschluss des Festivals jedoch einen Duo-Abend mit italienischen Opern-Schmachtfetzen, zusammen mit ihrem Ehemann, dem Tenor Yusif Eyvazov.

Salzburg 2018 – das war ein Festival der starken Frauen. Ob es sich um die großartige, schon 75 Jahre alte Hanna Schwarz handelte, die in Peter Tschaikowskys „Pique Dame“ einen gefeierten Auftritt hatte, oder Kate Lindsey und Sonya Yoncheva als Nerone und Poppea in Claudio Monteverdis „L'incoronazione di Poppea“. Im Schauspiel brillierten die freche Sophie Rois in Frank Castorfs sechsstündiger Inszenierung von Knut Hamsuns Roman „Hunger“ und Valery Tscheplanova in der Neuinszenierung des antiken Dramas „Die Perser“ von Aischylos in Ulrich Rasches Ohren und Sinne betäubendem Mega-Maschinentheater.

Von der Kritik fast durchgängig als Flop gewertet wurde Lydia Steiers überladene und etwas altbackene Deutung von Mozarts „Zauberflöte“ zur Eröffnung des Opernprogramms. Das lag auch an dem zuweilen recht willkürlich anmutenden Dirigat von Constantinos Carydis und der Fehlbesetzung der Bass-Rolle des Sarastro mit dem Bariton und Liedsänger Matthias Goerne.

Alles andere trug zumindest den Stempel „sehenswert“: Der frühere Regie-Berserker Hans Neuenfels ließ mit einer klassisch-altmeisterlichen Sicht der „Pique Dame“ einstige Theater-Skandale vergessen; der belgische Tanzkünstler Jan Lauwers berührte mit einer ebenso eigenwilligen wie anrührenden Tanztheater-Version von Monteverdis „L'incoronazione“ und der polnische Regisseur Krzysztof Warlikowski mit seiner fein ziselierten, psychologisierenden Sicht der Oper „The Bassarids“ von Hans Werner Henze.

Alle Regiearbeiten zeigten, dass die Zeit der Holzhammer-Polit-Inszenierungen vorbei zu sein scheint. Heute versteckt sich gesellschaftliche Kritik in mehr oder weniger subtilen literarischen Anspielungen. So zieht Warlikowski in seinen „Bassariden“ Parallelen von der faschistischen Gewaltverherrlichung in Pier Paolo Pasolinis „Die 120 Tage von Sodom“ zu aktuellen rechtspopulistischen Strömungen in Italien und andernorts. Um solche Bezüge zu verstehen, sollte man das Programmheft gelesen haben.

Pannen gab es natürlich auch in den sechs Festspielwochen: Beim Soloabend des russischen Pianisten Grigory Sokolov regnete es während eines Gewitters ins Große Festspielhaus und vor dem Beginn der Castorf-Premiere musste die Halleiner Feuerwehr anrücken, um das Dach der alten Salzsiedehalle auf der Pernerinsel, der Off-Spielstätte des Festivals, mit Wasser zu kühlen. Möglicherweise auch dem Wetter geschuldet war die Lungenentzündung, die Tobias Moretti als „Jedermann“ ereilte. Für ihn sprang quasi in letzter Minute der Vollblut-Mime Philipp Hochmair ein, in Österreich unter anderem mit der TV-Politsatire „Vorstadtweiber“ schon länger ein Star und womöglich bald auch in Deutschland.

Vergangenes Jahr hatte Teodor Currentzis mit Mozarts „La clemenza di Tito“ einen Coup gelandet. Diesmal präsentierte der im russischen Perm tätige griechische Dirigent einen Zyklus sämtlicher Beethoven-Symphonien. Zum Auftakt wählte er Beethovens „Neunte“, die er dem begeisterten Publikum in Rekord verdächtigem Tempo von sechzig Minuten darbot. Die Urteile der Kritiker reichten von „grenzgenial“ bis „Scharlatanerie“. Sicher wird Intendant Markus Hinterhäuser dem Klassik-Punk, der stets schwarze Jeans und schwere Stiefel trägt, weitere anspruchsvolle Aufgaben anvertrauen. Auch die nächsten Salzburger Festspieljahre werden spannend, soviel ist sicher.

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