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Blick auf Salzbrug. Foto: Hufner
Umstrittene Wiederauferstehung - Festspiele mit «Walküre» von 1967. Foto: Hufner
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Salzburger Festspiele auf dem Corona-Drahtseil

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Salzburg - Ja, auch für Anna Netrebko wird es keine Ausnahme geben. Die russische Diva und ihr Ehemann Yusif Eyvazov, die bei den Salzburger Festspielen am 25. August ein Konzert geben sollen, müssen sich auf eine mögliche Corona-Infektion testen lassen - wie alle anderen Künstlerinnen und Künstler, die weder Abstandsregelungen noch Maskenpflicht einhalten können.

Die ganze Kulturwelt blickt in diesem Sommer nach Salzburg. Und es dreht sich diesmal nicht alles um die Kunst. Beinahe noch wichtiger ist die Art und Weise, wie das größte und bedeutendste Musik- und Theaterfestival der Welt mit der Corona-Pandemie umgeht. «Bei uns fragen zahlreiche Kulturinstitutionen an, wie wir die Hygienemaßnahmen umsetzen, die einen Ausbruch während des Festivals verhindern sollen», sagt Lukas Crepaz. Er ist als kaufmännischer Direktor der Festspiele auch für das umfangreiche «Sicherheits- und Präventionskonzept» zuständig, das in diesem besonderen Jahr den Kunstgenuss überhaupt erst möglich macht. Ob es funktioniert hat, wird man erst nach Ende der Festspiele am 30. August wissen.

Künstlerinnen und Künstler gehören zur «roten Gruppe». Sie müssen sich über den für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Festspiele verpflichtenden Initialtest hinaus regelmäßig einem Corona-Sreening unterziehen und zudem ein Gesundheits- und Kontakttagebuch führen. Damit sollen mögliche Infektionen sofort erkannt und die betroffenen Gruppen eingegrenzt und isoliert werden können. Ein «Ischgl der Kultur» - der Tiroler Wintersportort galt zu Beginn der Pandemie als Corona-Hotspot - soll es in diesem besonderen Festspieljahr auf keinen Fall geben.

Ganz zu Beginn der Festspiele, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern, hielten die Verantwortlichen für einen Moment den Atem an. Am ersten Augustsonntag lief abends schon der Einlass für den Festspiel-Dauerbrenner «Jedermann» auf dem Salzburger Domplatz, als plötzlich ein Gewitter aufzog. In Windeseile wurde die Premiere ins Große Festspielhaus verlegt.

Das ist zwar im Prinzip nichts Ungewöhnliches, doch diesmal musste alles besonders schnell gehen. In Pulks strömten die Menschen zum Festspielbezirk und stauten sich im einsetzenden Regen vor den Einlasstüren. Auf die eigentlich verbindliche Kontrolle der Personalausweise zusammen mit den personalisierten Eintrittskarten wurde in dem Chaos oft verzichtet. Danach fragten sich nicht nur viele Journalisten, wie ernst es die Festspiele und das Publikum mit den Hygienebestimmungen meinen.

«Wir waren noch in der Lernkurve», gibt Crepaz zu. Doch mittlerweile habe sich alles eingespielt, und das Publikum verhalte sich «vorbildlich». Sogar im öffentlichen Raum außerhalb der Spielorte hielten sich die Festspielbesucher «gewissenhaft» an Abstandsgebote und Maskenpflicht, resümierte die «Frankfurter Allgemeine Zeitung».

Dabei muss erwähnt werden, dass die Festspielleitung nur innerhalb der Spielstätten - die Zahl wurde von sonst 16 auf 8 reduziert - per Hausrecht die eigenen Hygieneregeln durchsetzen kann. Auf der Straße sind den Verantwortlichen die Hände gebunden. Und nach einem höchstrichterlichen Urteil, das in Österreich die Abstandspflicht im öffentlichen Raum für null und nichtig erklärte, ist auch die Polizei mehr oder weniger machtlos.

Wer dieser Tage durch die Salzburger Altstadt spaziert, wird die Verhältnisse als erstaunlich entspannt empfinden. Weil vor allem die asiatischen Touristen zu Hause geblieben sind, gibt es selbst in der sonst chronisch überfüllten Getreidegasse noch ein lockeres Durchkommen; in den Kaffeehäusern herrscht mehr oder weniger «business as usual», und in den Spielstätten erinnern eigentlich nur die allgegenwärtigen Maskenträger, die Saaldiener mit Plexiglasvisieren und etliche leere Plätze an die Corona-Pandemie. In der Regel werden nach einem «Schachbrettprinzip» rund ein Drittel der verfügbaren Plätze nicht besetzt, um die Sicherheitsabstände einzuhalten.

Die Stimmung in den Theatern ist konzentriert, zuweilen euphorisch. Man merkt deutlich, wie ausgehungert viele Musik- und Theaterfans sind, wie sie nach dem monatelangen Shutdown, der vor allem den Kulturbetrieb stillgelegt hat, nach Live-Erlebnissen gieren. Und diese Stimmung überträgt sich auf die Künstler, die endlich wieder ein Publikum finden. Wem es gelang, eine der nur 76 000 statt üblicherweise 242 000 Eintrittskarten zu ergattern, wird sich in ein paar Jahren an ein ganz besonderes Festspieljahr erinnern.

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