Berlin - Die Tanzregisseurin Sasha Waltz und der Choreograph Johannes Öhman wollen das Staatsballett Berlin neu ausrichten. Der moderne Tanz solle ein stärkeres Gewicht bekommen, der Gegensatz zum klassischen Ballett innerhalb der Compagnie überwunden werden, kündigten die beiden designierten Ko-Intendanten am Montag bei der Vorstellung der Spielzeit 2018/19 an.
Die Irritationen, die ihre Ernennung in der Compagnie als Vertreterin des modernen Tanzes ausgelöst hatte, seien überwunden, sagte Waltz. «Wir haben eine große Unterstützung der beiden Sprecher bekommen und freuen uns, mit dem Ensemble zu arbeiten.» Das Staatsballett werde für sie im Mittelpunkt stehen, sie bleibe aber Leiterin ihrer weltberühmten Compagnie «Sasha Waltz & Guests».
Öhman, der bisher das Royal Swedish Ballet in Stockholm leitet, übernimmt seine Position im August, Waltz ein Jahr später. Die neue Doppelspitze löst den Spanier Nacho Duato ab, der ein Jahr früher als geplant zum Ende der laufenden Spielzeit geht.
In der kommenden Saison sind fünf Premieren geplant, darunter drei klassische Stücke, unter anderen mit dem weltberühmten Choreographen Alexei Ratmansky. Es sei gelungen, zehn neue Tänzer zu engagieren, allerdings zunächst nur für ein Jahr. Damit werden dem Staatsballett 93 Ensemblemitglieder angehören. Die russische Star-Tänzerin Polina Semionova wird weiter als Gast auftreten. Geplant ist auch eine Zusammenarbeit mit der weltberühmten Choreographin Marcia Haydée.
Waltz wird erst im Frühjahr 2020 ein eigenes Stück choreographieren. Es soll nach einem Auftragswerk für den österreichischen Komponisten Georg Friedrich Haas entstehen.
Zunächst hatte das Staatsballett-Ensemble an der Eignung von Waltz gezweifelt, als Vertreterin des modernen Tanztheaters eine klassische Ballettcompagnie zu leiten. Nach Vermittlung von Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hatten sich Tänzer und das neue Intendantenpaar auf ein Gespräch verständigt.
Sie wolle «die Kluft zwischen klassischem Ballett und zeitgenössischem Tanz schließen» und mit Choreographen aus der traditionellen sowie aus der modernen Szene zusammenarbeiten, hatte Waltz erklärt. Bei anderen großen Compagnien etwa in Paris und Amsterdam sei so etwas seit Jahren völlig normal.