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Schauspielerin Barbara Valentin in München gestorben

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(orf) Das Image des Sexstars und des Busenwunders wurde sie nie ganz los, dabei war Barbara Valentin nicht zuletzt für Rainer Werner Fassbinder eine Charakterdarstellerin mit großer Ausstrahlung.

Die in Wien geborene Tochter des Filmarchitekten Hans Ledersteger und der Schauspielerin Irmgard wollte schon immer zum Film und da war ihr so manches Mittel und so mancher Skandal recht. Begleitet von Höhen und Tiefen starb die Schauspielerin am Freitag im Alter von 61 Jahren nach längerer Krankheit in München. Sie hatte sich von einer vor einem Jahr erlittenen Gehirnblutung nie wieder ganz erholt.

Schon mit acht Jahren hatte Barbara Valentin, die nach der Scheidung ihrer Eltern bei ihrem Stiefvater in Bruchsal aufwuchs, in einem Verkehrserziehungsfilm fürs Kino mitgewirkt. Ende der 1950er Jahre wurde sie von dem Filmproduzenten Wolf C. Hartwig entdeckt und zum Sexstar aufgebaut. 1959 spielte sie in Fritz Böttgers erotischem Horrorfilm "Ein Toter hing im Netz" ihre erste nennenswerte Filmrolle.

Blondes Gift

Bekannter als durch ihre Filme wurde das "blonde Gift", wie man sie gerne nannte, doch eher durch ihre spektakulären Auftritte wie bei den Berliner Filmfestspielen, wo sie für die Fotografen schon mal bereitwillig den obersten Knopf ihrer Bluse öffnete.

Doch nicht nur ihre Fans, auch die freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft hatte ein Auge auf die schrille Darstellerin geworfen. Obwohl sie in "Küss mich, als gäb\'s kein morgen" eigentlich nur ein bisschen sich selbst spielte, wurde der Streifen wegen seiner "Gesamtheit" verboten.

Zweites Filmleben bei Fassbinder

Ihr "zweites Filmleben" hat sie Rainer Werner Fassbinder zu verdanken, mit dem sie eine innige Freundschaft pflegte. Mit anspruchsvollen Nebenrollen in "Welt am Draht", "Nora", "Martha", "Effie Briest" oder "Lili Marleen" verhalf ihr der Münchner Kult-Regisseur zu einer neuen Karriere. Mit lockeren Rollen in ernsten Filmen spielte sie sich weg vom verstaubten Image des Busenwunders, wie es einmal ein Kritiker formulierte.

Ihr tragisches Ende nahm Barbara Valentin in einem ihrer besten Filme fast vorweg: In dem tragikomischen Märchenfilm "Flammende Herzen" von Walter Bockmayer und Rolf Bührmann spielte sie eine in New York verlorene kaputte, traurige, aber auch immer pragmatische Hure aus Kaiserslautern. Das Schicksal, sich nur noch im Rollstuhl fortbewegen zu können, ereilte sie am Ende eines Lebens mit über 40 Kinofilmen und 350 Fernsehproduktionen sowie drei Ehemännern, zwei Kinder und drei Enkeln. Einer von ihnen war Filmregisseur Helmut Dietl ("Rossini"), mit dem sie von 1976 bis 1983 verheiratet war.

Suchtprobleme

Später machten auch noch Kokain- und Suchtprobleme in der Boulevardpresse die Runde, bevor es Ende der Achtziger stiller um Barbara Valentin wurde, die eine Präsenz auf der Leinwand besaß, die nach Meinung von Regisseuren und Kritikern selten geworden ist im heutigen Kino. Nach dem Tod des an Aids erkrankten Queen-Sängers Freddie Mercury 1991, mit dem sie zuletzt zusammenlebte, zog sie sich fast völlig aus der Öffentlichkeit zurück. Nach einer Gehirnblutung im vergangenen Jahr lag sie längere Zeit im Koma und war auf einen Rollstuhl angewiesen.

Engagement gewürdigt

Der Tod der Schauspielerin hat am Wochenende Trauer, aber auch Dankbarkeit für ihren Einsatz im Kampf gegen Aids ausgelöst. "Sie war meine letzte Freundin", sagte ihre Kollegin Elisabeth Volkmann der "Bild am Sonntag".

Die Hilfsorganisation AidsTakeCare in Geltendorf (Bayern) würdigte Valentins Engagement: Drei Monate vor ihrem Tod habe sie sich von einem ihrer wertvollsten Erinnerungsstücke, der Kult-Lederjacke ihres guten Freundes Freddy Mercury, getrennt und sie zur Versteigerung überlassen. Valentin selbst habe dabei im Hintergrund bleiben wollen.

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