Hamburg - Im Hamburger Operettenhaus ist am Samstagabend das Musical "Rocky - Fight From The Heart" uraufgeführt worden. Es war die Medienpremiere der Musicaladaption des "Rocky"-Films von 1976. Die Geschichte handelt von einem Underdog-Boxer aus Philadelphia, der sich an die Spitze seines Sports kämpft. Der Film machte Sylvester Stallone weltberühmt, gewann drei Oscars und wurde fünf Mal fortgesetzt. Im Musical spielt Stallones US-Landsmann Drew Sarich die Rolle des Rocky.
Er schluckt sogar die rohen Eier. Auch auf Rinderhälften prügelt Drew Sarich ein, läuft die monumentale Treppe hinauf und ruft: "Adrian? Adrian? Adrian!". Das Musical "Rocky - Fight From The Heart" bietet alle wichtigen Szenen des Films. Am Samstagabend wurde das Stück im Hamburger Operettenhaus als Medienpremiere uraufgeführt. 36 Jahre nach dem Film über einen Underdog-Boxer aus Philadelphia, gibt es den Oscar-prämierten Welterfolg nun in der Hansestadt erstmals als Musical.
Die Filmfigur Rocky Balboa - Kampfname "italienischer Hengst" - machte ihren Erfinder Sylvester Stallone berühmt. Aber im Musical schlüpft dessen US-Landsmann Sarich in die Boxhandschuhe. "Man hört 'Rocky' und hat sofort ein Bild im Kopf. Die Herausforderung war, dieses Bild zu vergessen", hatte er einen Tag vor der Premiere auf einer Pressekonferenz gesagt. Da saß Stallone neben ihm. "Drew schafft das", antwortete der 66-Jährige, aber sein Blick sagte: "Viel Glück beim Versuch, Junge". Am Samstagabend ist Sarichs Moment gekommen. Kann er als singender Rocky überzeugen?
Die legendäre Titel-Fanfare ertönt und - Pow! Eine harte Gerade landet in Sarichs Gesicht. Schweißtropfen fliegen im hohen Bogen durchs Operettenhaus. Die Haare der Perücke, die ihm Stallones dunkle Mähne verleihen soll, fallen nach hinten. Sein nackter Oberkörper glänzt im Scheinwerferlicht und eines ist klar: Der Musical-Rocky hat nicht Stallones Muskelmasse.
Überraschungsauftritt vor Journalisten
Dafür kann Sarich wesentlich besser singen. "Ich hab ne Platzwunde hier und hier und eine hier", trällert Rocky und fügt hinzu: "Aber hey: Die Nase hält noch." Der 37-Jährige spielt die Rolle des Außenseiters sympathisch. Mit Perücke, Lederjacke und Hut scheint es manchmal, als ob der junge Stallone persönlich auf der Bühne steht. Allerdings nicht lange. Sarichs sanfte Stimme unterscheidet sich deutlich vom Grollen des Hollywoodstars. Insgesamt wirkt der Musical-Rocky eine Spur weicher als die Filmvariante.
Eng am Film orientiert sich die Handlung, eine Mischung aus Liebesgeschichte und Boxmärchen. Rocky ist ein glückloser Amateurboxer. Er verliebt sich in die schüchterne Adrian und darf wegen einen Zufalls gegen den Weltmeister im Schwergewicht, Apollo Creed, antreten. Rocky gewinnt zwar nicht, bietet unerwartet aber einen Kampf auf Augenhöhe.
Den Titel für den besten Gesang holt sich an diesem Abend allerdings eine andere: Wietske van Tongeren. Die 31-jährige Holländerin spielt die Adrian zudem überzeugend nah an der Filmvorlage.
Das Musical wird von Stage Entertainment produziert. Auch Stallone sitzt mit im Produzententeam. Am Samstagabend taucht der Star überraschend auf der Medienpremiere auf. Eigentlich hatte er sich erst für die ordentliche Premiere am Sonntagabend angekündigt. Aber nun wickelt er die über 380 anwesenden Journalisten mit einer Ansprache um den kleinen Finger. "Das ist surreal. Kaum zu glauben, dass ich vor 36 Jahren in diesem Ring gestanden habe", sagt er und appelliert an den "Rocky in jedem von uns", der für Träume kämpfe.
Theater wird zur Arena
Die anderen beiden Co-Produzenten sind Vitali und Wladimir Klitschko. Die Schwergewichtsweltmeister sollten für eine realistische Boxsport-Atmosphäre in der Show sorgen. Und das ist ihnen gelungen.
Denn das Operettenhaus verwandelt sich zum Finale in eine Arena: Ein Boxring fährt mitten in die Zuschauer. Sie können die Boxer wie bei einem echten Kampf von allen vier Seiten anfeuern. Die Sitzplätze direkt am Ring sind mit über 183 Euro die teuersten. Über dem Ganzen schwebt ein großer TV-Würfel samt Liveübertragung. Rot, blau, weiß blinkt es in die Menge. Derweil liefern sich Rocky und Apollo Creed ihren choreografierten Kampf.
Das Spektakel war den Produzenten ein Budget von 11,7 Millionen Euro wert. Um die wieder einzuspielen, sollte "Rocky" laut Stage-Sprecher Stephan Jaekel mindestens ein Jahr erfolgreich laufen. Stage zeigt in der Hansestadt derzeit noch "König der Löwen" und "Tarzan". Das Programm ändert sich regelmäßig, schlecht gehende Stücke setzt das Unternehmen knallhart ab. "Rocky", so hoffen die Produzenten, könnte allerdings bald auf dem Broadway in New York zu sehen sein.
Für Sarichs Gesundheit muss man fast hoffen, dass "Rocky" nicht zu lange läuft. Drei rohe Eier muss er in der Trainingsszene trinken. Bei acht Aufführungen in der Woche bedeutet das: 1248 rohe Eier pro Jahr. Zumindest könnte sich das Problem mit der unzureichenden Muskelmasse dann bald erledigt haben.
Musik / Text: Stephen Flaherty / Lynn Ahrens
Regie: Alex Timbers
Buch: Thomas Meehan