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Servus Salzburg - Rattle geht, Thielemann kommt

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Salzburg (dapd-bay). Ende einer Ära: Zum letzten Mal werden ab nächstem Wochenende die Berliner Philharmoniker als Opernorchester exklusiv in Salzburg zu erleben sein. Mit einer Neuinszenierung von Georges Bizets "Carmen" verabschiedet sich das Orchester unter seinem Chef Sir Simon Rattle von der Festspielstadt an der Salzach und zieht um nach Baden-Baden.

 

Doch für angemessenen Ersatz ist längst gesorgt. Ab 2013 will Christian Thielemann am Pult seines neuen Orchesters, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, das Publikum der Salzburger Osterfestspiele musikalisch beglücken.

Noch vor zwei Jahren schien es, als stünden die 1967 von Jahrhundertdirigent Herbert von Karajan als Salzburger Opern-Plattform für seine "Berliner" gegründete Festspiele vor dem Aus. In der Festspielstadt gab es einen Finanzskandal, in dessen Folge der frühere Osterfestspiel-Intendant Michael Dewitte und der ehemalige Technikdirektor der Salzburger Festspiele, Klaus Kretschmer, ihren Hut nehmen mussten.

Zusammen mit weiteren Personen werden sie verdächtigt, das Oster- und Sommerfestival um insgesamt rund 3,1 Millionen Euro betrogen zu haben. Das Verfahren zieht sich hin. Bis heute hat die Staatsanwaltschaft noch keine Anklage erhoben.

Flucht nach Baden-Baden

Doch ein Unglück kommt selten allein: Vor fast genau einem Jahr kündigten die Berliner Philharmoniker dann an, Salzburg verlassen zu wollen. Hintergrund war wohl in erster Linie nicht der Finanzskandal, sondern der künstlerische Niedergang der Osterfestspiele, die seit jeher als besonders konservativ, ja altbacken gelten.

Über vier lange Spielzeiten hinweg etwa war Wagners "Ring des Nibelungen" als zweiter Aufguss des Festivals von Aix en Provence präsentiert worden. Dies schadete dem Ruf der Exklusivität, mit der die exorbitanten Eintrittspreise in Salzburg immer gerechtfertigt wurden.

So erlagen die Berliner Philharmoniker schließlich den jahrelangen Lockversuchen von Andreas Mölich-Zebhauser, dem Intendanten des Festspielhauses in Baden-Baden. Dort präsentiert Rattle ab dem nächsten Jahr ein ganz neues Osterfestival. Im Mittelpunkt sollen - wie auch in Salzburg - szenische Opernproduktionen stehen. Dazu kommt ein breit gefächertes Programm mit Orchester- und Kammerkonzerten sowie Projekten für junge Leute an verschiedenen Spielstätten in der badischen Kurstadt. Den Anfang macht 2013 Wolfgang Amadeus Mozarts "Zauberflöte". In den Folgejahren stehen "Manon Lescaut" von Giacomo Puccini und Wagners "Tristan und Isolde" auf dem Spielplan.

Doch auch in Salzburg stehen die Zeichen auf Neuanfang. Es war ein Coup, als der geschäftsführende Intendant der Osterfestspiele, Peter Alward, im Juni 2011 verkünden konnte, dass Christian Thielemann mit der Sächsischen Staatskapelle die Nachfolge der Berliner antreten wird.

Thielemann plant "Parsifal"-Produktion

Als erstes Projekt steht 2013 Wagners "Parsifal" auf dem Programm im Großen Festspielhaus. Es handelt sich dabei um eine Koproduktion der Semperoper mit den Osterfestspielen.

Ganz neu geplant ist ein "Konzert für Salzburg", das sich vor allem an junge Leute richtet und mit günstigeren Preisen den zweifelhaften Ruf der Osterfestspiele als exklusiver Tummelplatz der Snobs relativieren soll. An diesem Mittwoch wird Thielemann im Salzburger Hotel Sacher Details der Spielzeit 2013 vorstellen.

Die Berufung des 52-jährigen Pultstars, der unter anderem als Wagner-Dirigent in Bayreuth von Publikum und Kritik gleichermaßen gefeiert wird, gilt als Glücksfall für die Osterfestspiele. Denn auch das Salzburger Publikum liegt dem in Berlin geborenen Maestro zu Füßen. Zu beobachten war das bei den letzten Salzburger Sommerfestspielen, als der Jubel für Thielemanns Interpretation von Richard Strauss' "Die Frau ohne Schatten" nicht enden wollte.
 

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