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Simons will Ruhrtriennale für neues Publikum öffnen

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Duisburg - Der künftige Intendant der Ruhrtriennale, Johan Simons, stellt neue Weichen für das experimentelle Musik- und Theaterfestival im Ruhrgebiet. Unter dem Schiller-Motto «Seid umschlungen» wolle er die Ruhrtriennale für alle Gesellschaftsschichten öffnen, sagte Simons am Montag bei seiner Vorstellung in Duisburg. «Wir wollen die Annäherung an die Bewohner des Ruhrgebiets suchen, auch an Arbeiter und Arbeitslose.»

 

Der 67-jährige Niederländer, der seit drei Jahren erfolgreicher Intendant der Münchner Kammerspiele ist, übernimmt die künstlerische Leitung der Ruhrtriennale 2015 bis 2017. Der profilierte Theatermann Simons wird Nachfolger des Musikers und Komponisten Heiner Goebbels, der kommendes Jahr seine letzte Spielzeit leitet und das Festival besonders auch für experimentelle Musik geöffnet hatte. Die Intendanzen der Ruhrtriennale laufen immer über drei Jahre.

Simons stellte klar, dass er sich nicht auf Theater beschränken werde, sondern spartenübergreifende Produktionen in Musik, Kunst, Tanz und Theater machen werde. «Die Ruhrtriennale wird kein Schauspielfestival.»

Die Intendanz im Revier sei für ihn «wie nach Hause kommen», sagte Simons. Er hatte in den vergangenen zehn Jahren mehrfach viel beachtete Stücke für die Ruhrtriennale inszeniert. Außerdem seien es von seinem künftigen Büro nur 90 Minuten bis zu seinem Wohnort Varik in den Niederlanden. Seinen Wechsel von Bayern ins Ruhrgebiet hatte Simons auch damit begründet, dass er wieder näher bei seiner Frau und seinen beiden Kindern in Holland sein wolle. Er hatte deshalb seinen Vertrag in München nicht verlängern wollen.

Nahe an der «Realität» zu sein, sei für ihn wichtig, sagte Simons. Er habe früher mit seiner Theatertruppe Hollandia bereits in Viehställen, unter Brücken und auf Autoschrottplätzen gespielt. «Wir haben immer die Wirklichkeit mitspielen lassen.» Auch für die Ruhrtriennale habe er neue Aufführungsorte im Blick. «Wir wollen so tief wie möglich die Gesellschaftsschichten des Ruhrgebiets durchdringen.»

NRW-Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) sagte, der derzeitige Intendant Goebbels habe Maßstäbe gesetzt, an die Simons anknüpfen müsse. Goebbels habe für «enormen Publikumserfolg» gesorgt. Zugleich sei Nachfolger Simons einer «profiliertesten und innovativsten internationalen Theatermacher».

Für das sechswöchige Spätsommer-Festival in ehemaligen Zechen und Stahlwerken waren in diesem Jahr rund 50 000 Tickets verkauft worden. Hinzu kam großer Besucherandrang bei den kostenlosen begehbaren Kunstinstallation.

 

Zu Johan Simons
Die Ruhrtriennale ist für den künftigen Intendanten Johan Simons eine Art Heimspiel. Schon unter Gründungsintendant Gerard Mortier war der holländische Theatermann als Regisseur bei der Ruhrtriennale dabei. Zur Einweihung der Duisburger Gebläsehalle inszenierte im Jahr 2002 «Der Fall der Götter». Großen Erfolg hatte auch sein Arbeiterdrama «Sentimenti» mit einem Bühnenbild aus 16 Tonnen Briketts und Opernmusik von Verdi.

Der 1946 im niederländischen Heerjansdam geborene Simons ist ein Theatermacher durch und durch. Nach einer Tanzausbildung in Rotterdam und dem Schauspielstudium in Maastricht tourte er mit einem Wandertheater durch Holland. Ab 1985 konzentrierte er sich auf die Regiearbeit. Mit seiner Truppe Hollandia inszenierte er 15 Jahre lang Stücke an Orten fernab der Theaterhäuser - in Fabrikhallen, Ställen oder Kirchen.

Simons ist gefragter Gastregisseur von Berlin über Zürich bis zu den Wiener Festwochen. Von 2005 bis 2005 war er Leiter des NTGent. Seit der Spielzeit 2010/11 ist Simons Intendant der Münchner Kammerspiele und hat den Erfolgskurs des Theaters in der bayerischen Landeshauptstadt souverän fortgesetzt.

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