München - Drei große Premieren hat sich das Staatsballett München in der kommenden Spielzeit vorgenommen. Einer der Höhepunkte 2017/2018: «Anna Karenina» nach der literarischen Vorlage von Lew Tolstoi. Bei der Premiere im November wird erstmals ein Werk von Christian Spuck beim Bayerischen Staatsballett zu sehen sein.
Seine Version des bekannten Dramas wurde 2014 in Zürich uraufgeführt und stellt die Ehebruchsgeschichte aus dem 19. Jahrhundert mit Birkenwäldern, schneebedeckten Weiten und prunkvollen Bällen der Petersburger Aristokratie in die Tradition der Russland-Rezeption.
Im April 2018 folgt mit «Portrait Wayne McGregor» ein dreiteiliger Ballettabend mit zwei Münchner Erstaufführungen und einer Uraufführung. Mit den beiden Werken «Borderlands» und «Kairos» werden im Rahmen der Ballettfestwoche 2018 zwei jüngere Stücke McGregors zu sehen sein. Darüber hinaus entwickelt der Brite eine neue Kreation mit und für das Bayerische Staatsballett.
Zudem wird es im Juli 2018 erneut einen Abend geben, den junge Choreographen gestalten. Die Namen der Nachwuchstalente - oftmals selbst noch als Tänzer aktiv - stehen allerdings noch nicht fest und sollen Anfang nächsten Jahres mitgeteilt werden.
Interview: Elke Richter, dpa
Staatsballett-Chef Zelensky: München verdient ein größeres Ensemble
Wenn nach 18 Jahren ein neuer Chef kommt, bringt das immer einigen Wirbel mit sich. Nicht anders beim Bayerischen Staatsballett. Igor Zelensky sieht die Kompanie nach seinen ersten Monaten auf einem guten Weg - hat aber noch viel vor.
München (dpa) - Seit dieser Spielzeit steht Igor Zelensky an der Spitze des Bayerischen Staatsballetts in München. Sein Start hatte einige Unruhe ausgelöst - fast die Hälfte des Ensembles wurde ausgetauscht, eine wichtige Sponsorin sprang ab. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur zieht der 47-Jährige nun ein erstes Fazit.
Frage: Herr Zelensky, hat sich das Ensemble inzwischen gefunden?
Antwort: Wir sind langsam, aber sicher auf dem richtigen Weg. Doch es wird drei Jahre dauern, bis sich alle gefunden haben, bis das Team richtig funktioniert - solange dauert es immer. Es benötigt Zeit, bis man sich aneinander gewöhnt. Es sind 70 Leute in der Kompanie, das sind 70 verschiedene Meinungen.
Frage: Wie kommen Sie persönlich mit den Tänzern zurecht?
Antwort: Sie müssen mich nicht mögen, aber respektieren. Es ist nichts Persönliches, alles läuft auf einer professionellen Ebene.
Frage: Ihre Ansprüche sind hoch...
Antwort: Wenn man nicht rennt, fällt man zurück. Ich werde niemals zufrieden sein, niemals. Wenn man zufrieden ist, ist man kaputt.
Frage: Gibt es beim Ensemble konkrete Schwachpunkte, bei denen Sie Handlungsbedarf sehen?
Antwort: Niemand ist perfekt. Es ist ein sehr harter Job, man muss sehr diszipliniert sein.
Frage: Sie wollen in München eine große Ballettschule aufbauen, um den Nachwuchs für die Kompanie zu sichern. Mit «Alice im Wunderland» bringen Sie nächste Woche eine Premiere, die auch Kinder faszinieren wird. Zufall?
Antwort: «Alice» ist ein Bestseller, er wird neue Energie nach München bringen und die junge Generation emotional bewegen, sie für das Ballett begeistern. Damit bekommen wir eine Verbindung zu den Fünf-, Sechsjährigen. Und die Zehnjährigen haben das perfekte Alter, um mit dem täglichen Training zu beginnen. Ich hätte gerne eine starke Schule, zusammen mit dem Theater, damit der Nachwuchs in der Stadt bleibt und genetisch in unsere Kompanie, in unser Haus hineinwächst.
Frage: Wie schaut es mit Ihrem Budget aus? Als Protest gegen Ihre Ernennung ist ja eine wichtige Sponsorin abgesprungen.
Antwort: Neue Sponsoren gleichen das Verlorene mehr als aus. Aber ich will auch sehr viel. Ich würde gerne vier neue Produktionen pro Saison machen. Und mehr Tänzer anstellen. Wir wollen die großen Ballette machen, diese Stadt verdient ein größeres Ensemble. Und natürlich mehr als 74 Vorstellungen pro Saison.
ZUR PERSON: Igor Zelensky (47) ist seit der Saison 2016/2017 Direktor des Bayerischen Staatsballetts. Er lebt mit seiner Familie in München. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.