Hauptrubrik
Banner Full-Size

«Stimmung auf Vollgas» - Im Norden starten Konzerte und Festivals

Publikationsdatum
Body

«Stimmung auf Vollgas» - In Niedersachsen starten Konzerte und Festivals +++ «Pangea»-Festival als Modellprojekt erlaubt - 15 000 Besucher in MV erwartet +++ Wieder keine wummernden Wiesen im schleswig-holsteinischen Wacken +++ Elektromusik-Festival Airbeat One soll im September in Neustadt-Glewe stattfinden

«Stimmung auf Vollgas» - In Niedersachsen starten Konzerte und Festivals

Hannover - Die Corona-Pandemie hat die Kulturbranche besonders hart getroffen - umso größer ist die Sehnsucht des Publikums nach Live-Erlebnissen. Viele Veranstalter setzen auf Open-Air-Reihen: «Back on stage» heißt das Motto in Hannover.

Musiker oder Comedians auf der Bühne und 1000 Zuschauer, die nicht das Konzert daheim am Computer streamen oder im Autokino sitzen: Mit «Back on stage» will der Veranstalter Hannover Concerts am Donnerstag (4.6.) eine coronakonforme Open-Air-Reihe starten. Die neue niedersächsische Corona-Verordnung erlaubt bei niedrigem Infektionsgeschehen wieder eigens genehmigte Konzerte in dieser Größe - allerdings müssen die Gäste auf ihren nummerierten Sitzplätzen bleiben und dürfen für den Gang zur Toilette mit Maske beziehungsweise zum Tanzen am Platz aufstehen.

Die Stimmung sei «auf Vollgas», sagte der Geschäftsführer von Hannover Concerts, Nico Röger, der Deutschen Presse-Agentur. «Wir sind spielbereit.» Nach Angaben der Region Hannover wird die Genehmigung zeitnah mit dem Sozialministerium abgestimmt. Wie schon bei den Autokino-Konzerten vor einem Jahr sollen der aus Hannover stammende Oliver Pocher und seine Frau Amira die Reihe mit rund 40 Shows bis Anfang September beginnen. Zahlreiche Konzerte sind bereits ausverkauft. Zu den Acts zählen Fury in the Slaughterhouse mit gleich drei Shows, Lotte, Sasha und die Newcomer Jeremias.

«Es ist eine harte Zeit für die Kulturbranche. Man muss sich langsam wieder herantasten», sagte Röger. Die Gilde Parkbühne ist eigentlich für 5000 Stehplatz-Besucher ausgelegt. «Back on stage» sei alles andere als wirtschaftlich, auch weil das Hygienekonzept viel Personal erfordere, erläuterte der Geschäftsführer. Sponsoren wie Rossmann und weitere lokale Partner hätten die Reihe ermöglicht.

Auch andere Veranstalter im Norden sehen in den neuen Corona-Bestimmungen positive Signale für die Kultur. In Lüneburg soll am Freitag das Lunatic Festival starten. In Braunschweig sollen in der Reihe Wolters Applaus Garten ebenfalls ab Anfang Juni Künstler unterschiedlicher Genres auf dem Gelände des Hofbrauhauses auftreten.

Große Festivals wie das Hurricane in Scheeßel wurden dagegen bereits vor Monaten für dieses Jahr abgesagt. Veranstalter kleinere Festivals wollen Live-Erlebnisse in diesem Sommer ermöglichen.

«Im Moment wird sowohl bei einer Inzidenz unter 50 als auch unter 35 das Abstandsgebot gefordert», sagte Johannes Teller, Festivalsprecher des niedersächsischen Verbands Klubnetz. «Das ist aus unserer Sicht nicht umsetzbar und bei Tanzveranstaltungen keine Lösung.» Ein Rave mit elektronischer Musik als reine Sitz-Veranstaltung zum Beispiel sei schwer vorstellbar. Der Verband setzt sich für Modellprojekte ein, die im Juni das Tanzen ermöglichen. Nach Tellers Überzeugung können Festivals mit genehmigtem Hygienekonzept unter freiem Himmel sicher über die Bühne gehen, wenn alle Besucher zuvor getestet wurden.

«Pangea»-Festival als Modellprojekt erlaubt - 15 000 Besucher erwartet

Mit 15 000 Menschen gemeinsam tanzen und feiern? Nur kurz nach dem Ende des Lockdowns? In Ribnitz-Damgarten wird das möglich - mit empirischer Begleitung.

Berlin (dpa/mv) - Mit Tausenden feiern nach monatelangem Kultur-Stillstand: Das «About you Pangea»-Festival in Ribnitz-Damgarten bei Rostock darf mit bis zu 15 000 Besuchern im August stattfinden - als Corona-Pilotprojekt. Nach Angaben der Veranstalter ist es die erste Großveranstaltung deutschlandweit, die eine offizielle Genehmigung erhalten hat. Andere Festivals waren für 2021 abgesagt worden - am Dienstag etwa das Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken.

Das «Pangea»-Festival vom 19. bis 22. August wird empirisch begleitet - vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) und dem Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern. Es soll untersucht werden, wie auch zu Pandemiezeiten Großveranstaltungen möglich sein können - mit einem umfangreichem Hygiene- und Sicherheitskonzept.

Auf der Seite des Festivals heißt es: «Wir alle wollen feiern, tanzen, gemeinsam wieder die Lebenslust in Freiheit spüren, ganz unbefangen und unbeschwert. (...) Wir als Veranstalter hoffen, einen Schritt weiter zu gehen und zu beweisen, dass es Konzepte gibt, die Kultur wieder möglich machen.»

Die Hygiene-Vorschriften: Festival-Teilnehmer, die noch nicht vollständig geimpft sind, müssen vor der Anreise einen PCR-Test machen. Am dritten Festivaltag wird dann ein weiterer PCR-Test auf dem Festivalgelände durchgeführt. Wer spätestens am 5. August seine letzte nötige Impfung erhalten hat, muss kurz vor oder bei der Ankunft einen Schnelltest machen.

Wer bei der Anreise positiv getestet wird, bekommt das Geld für das Ticket zurückerstattet. Eine Maskenpflicht besteht auf dem Festival nur am Einlass, in Test-Stationen und in geschlossenen Räumen.

«Tanzen ist erlaubt», heißt es weiter. «Und das so wir ihr wollt - zusammen, gemeinsam, eng an eng!» Natürlich gelte: Rücksicht und Achtsamkeit. «Wenn ihr euch nicht sicher fühlt, setzt die Maske auf oder nehmt ein bisschen Abstand.»

Das Festival besteht aus Musik, Sport und Kultur. Musikalisch bewegte sich das Programm im vergangenen Jahr hauptsächlich in den Bereichen Elektro, Hip-Hop und Indie. 14 000 Besuchern waren zuletzt 2019 gekommen.

Wacken: Festival fällt wegen Corona in diesem Sommer wieder aus

Wacken - Wieder keine wummernden Wiesen im schleswig-holsteinischen Wacken. Das Heavy-Metal-Festival wurde wegen der Corona-Pandemie erneut abgesagt - wie bereits 2020. Die Betreiber haben aber Pläne.

Das Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken wird auch in diesem Sommer nicht stattfinden. Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie sagten die Veranstalter das ursprünglich für Ende Juli geplante Festival am Dienstag ab. Stattdessen soll die 31. Ausgabe des Open-Air-Festivals vom 4. bis 6. August 2022 stattfinden.

«Uns blutet das Herz», sagte Festival-Chef und Mitbegründer Thomas Jensen. Besucher, Musiker und die komplette Crew hätten ihre Hoffnung darauf gesetzt, bereits im Juli wieder in Wacken zusammen feiern zu können. Es bleibe aber keine Wahl. «Wir müssen noch etwas länger warten. Gesundheit und Sicherheit gehen vor, da gibt es keine zwei Meinungen.»

Mitbegründer Holger Hübner verwies auf andauernde Reiseeinschränkungen. «Wir sind ein internationales Festival, aus über 80 Nationen reisen die Leute nach Wacken an.» Nötig seien dafür offene Grenzen ohne Quarantäne und Sicherheit für alle Beteiligten - «insbesondere auch für die Menschen, die in der Region Wacken leben». Die von der Landesregierung geplanten Öffnungsschritte bei Veranstaltungen kämen für das Festival in Wacken zu spät.

Als Ersatz arbeiten die Veranstalter nach eigenen Angaben an Ideen für ein Live-Musik-Format im Herbst. «Wir prüfen derzeit, was machbar ist und hoffen auf eine weiterhin positive Entwicklung der Lage», sagte Jensen. «Wenn alles glatt läuft, werden wir im September 2021 in Wacken ein neues Event durchführen können, um zum Neustart der Live-Musik beizutragen.»

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) zollte den Festival-Veranstaltern Respekt für die Entscheidung. Die Landesregierung habe den Machern frühzeitig signalisiert, das nach dem Stufenkonzept für Veranstaltungen im Spätsommer auch größere Formate wieder möglich sein könnten, sagte Günther. «Ich bin jetzt gespannt auf die vom Wacken-Team in Aussicht gestellten Pläne für ein Wacken-Event im September.»

Bereits 2020 war das Heavy-Metal-Festival mit seinen rund 75 000 Fans wegen der Corona-Pandemie abgesagt und durch eine Online-Veranstaltung ersetzt worden. In diesem Jahr fallen auch mehrere andere Open-Air-Festivals in Deutschland aus, darunter «Rock am Ring» am Nürburgring und das «Hurricane Festival» in Niedersachsen.

Der Umtausch der Karten für das Festival in Wacken soll voraussichtlich Mitte Juni starten. Besucher können ihre Tickets für 2022 umtauschen oder aber Geld zurückfordern. Im vergangenen Jahr hatten sich nach Angaben der Veranstalter mehr als 90 Prozent der Fans für einen Tausch entschieden.

Elektromusik-Festival Airbeat One soll im September in Neustadt-Glewe stattfinden

Neustadt-Glewe - Das Elektromusik-Festival Airbeat One in Neustadt-Glewe (Landkreis Ludwigslust-Parchim) wird vom 8. bis 12. September 2021 veranstaltet. Zunächst war mit einem Termin im Juli geplant worden. Dieser Termin käme aber noch zu früh, um für alle die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen, teilten die Veranstalter am Dienstag mit. Für das Festival werden in diesem Jahr eine Teststrategie und Hygieneauflagen gelten. Dafür hätten sich die Organisatoren des Airbeat One Festivals mit einem anderen großen Festival, Fachleuten und sämtlichen Behörden abgestimmt.

Demnach wurde ein Konzept erarbeitet, welches die Realisierung der Veranstaltung unter Einhaltung von Schutzmaßnahmen, aber bei voller Gästezahl ermöglicht. Die konkreten Maßnahmen sollen in einigen Wochen vorgestellt werden.

Das Line-Up soll auch für das Datum im September nahezu identisch bleiben. Viele der für Juli gebuchten Acts, darunter Armin van Buuren, Timmy Trumpet, Steve Aoki, Charlotte de Witte, Lost Frequencies und Robin Schulz, schaffen es, terminlich den Wechsel mitzugehen, teilten die Organisatoren mit.

Das «Airbeat One» gilt als das größte Festival für elektronische Musik im Norden. 2019 kamen rund 200 000 Besucher an vier Festivaltagen auf das Gelände des Sport-Flughafens am Stadtrand von Neustadt-Glewe. Im vergangenen Jahr fiel das Festival wegen der Corona-Pandemie aus.

Ort