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Theater Bremen setzt Brahms-Requiem szenisch um - Premiere im St. Petri Dom am Sonntag

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Bremen - Eine getanzte Totenmesse hat am Sonntag (25. März, 20.00 Uhr) Premiere im Bremer St. Petri Dom. Der Choreograf Urs Dietrich setzt Johannes Brahms' "Ein deutsches Requiem" szenisch um, das als sechsteilige Fassung an Karfreitag 1868 im Bremer Dom uraufgeführt worden war. Musikalisch begleitet werden die elf Tänzer des Bremer Tanztheaters von den Bremer Philharmonikern unter Leitung von Markus Poschner, zwei Chören und Solisten.

 

Tanz und Totenmesse bilden für Urs Dietrich keinen Widerspruch. Im Gegenteil: Der Choreograf hat sich für sein letztes Tanzprojekt nach 18 Jahren am Bremer Theater bewusst für "Ein deutsches Requiem" von Johannes Brahms entschieden. "Ein Requiem ist etwas Wunderschönes", sagt Dietrich. Aufgeführt wird das Glanzstück der romantischen Chorliteratur als Gemeinschaftsproduktion des Tanztheaters und der Bremer Philharmoniker mit Chören und Gesangssolisten an einem ganz besonderen Ort - dem Bremer St. Petri Dom. Dort erlebte das aus zunächst sechs Sätzen bestehende Werk 1868 seine Uraufführung.

Dietrichs szenische Umsetzung feiert am Sonntag (25. März) Premiere im Dom. Für den Schweizer geht damit ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. "Ich wollte schon einmal für ein von mir neu kreiertes Stück in den Dom", sagt der 54-Jährige. Denn Kirchen sprächen ihn wegen ihrer Geschichte und wegen seiner eigenen Spiritualität an. Damals wurde er aber nicht in das Gotteshaus gelassen.

Bei Brahms' Requiem sah die evangelisch-lutherische Gemeinde kein Problem. "Sie war sofort einverstanden", sagt die Leiterin des Tanztheaters, Patricia Stöckemann. Erinnerungen werden wach an das Skandalstück "Die zehn Gebote" von Johann Kresnik, das 2004 ursprünglich im Bremer Dom aufgeführt werden sollte, dort dann aber wegen einer Nacktszene doch nicht gezeigt werden durfte.

Für Dietrich ist das Brahms-Requiem ein durchaus modernes Stück. Es sei kein von der römisch-katholischen Kirche initiiertes Stück und beklage auch nicht die Toten. "Es geht um die Trauer der Zurückgebliebenen", sagt der Choreograf. Dem im evangelisch-lutherischen Hamburg groß gewordenen Brahms sei es darum gegangen, den Hinterbliebenen Trost zu spenden und Zuversicht zu geben.

Riesige Leinwand zeigt Tanzszenen

Eine Tanzaufführung zu Livemusik von Musikern unter der Leitung von Markus Poschner und zwei Chören statt zu Klängen vom Band ist für Dietrich eine Herausforderung. "Das ist der Reiz", sagt er. Das 60-köpfige Orchester und die knapp 90 Sänger nehmen zudem viel Raum im Hauptschiff ein, für die szenischen Darstellungen der elf Tänzer bleiben nur noch der Mittelgang und der Altarraum. Um dem gewaltigen Klang des Orchesters etwas entgegenzusetzen, hat Dietrich eine riesige Leinwand aufhängen lassen.

Während der 70-minütigen Aufführung läuft ein Film, der sieben Tanzszenen an ganz unterschiedlichen Orten zeigt: Im Watt, in der Kunsthalle oder im Schwimmbad. Doch nicht von allen Plätzen im Dom wird der Film zu sehen sein. "Es sind 500 Sichtplätze und 300 Hörplätze vorhanden", sagt Hans-Georg Wegner, Leiter der Sparte Oper am Bremer Theater. Doch auch wer nur eine eingeschränkte Sicht habe, werde schon allein wegen der Kulisse voll auf seine Kosten kommen. "Es ist akustisch ein unglaubliches Erlebnis", sagt Wegner. Auch Dom-Pastorin Ingrid Witte ist sich sicher: "Das wird ein Erlebnis, das man nicht allzu oft haben kann." Fast alle fünf Aufführungstermine sind bereits ausverkauft.

Für Urs Dietrich ist es die letzte Produktion am Bremer Theater - an 27 Tanzwerken hat er mitgewirkt. Im Sommer kommt mit dem neuen Generalintendanten Michael Börgerding ein neues Team in die Hansestadt. Dietrich geht nach Berlin, wo er sich erst einmal Zeit nehmen will zum Reflektieren. Neue Projekte habe er bereits in Planung. Mehr will er nicht verraten.

 

 

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