Mit Kohle für die frierenden Hamburger Theater hat alles angefangen - inzwischen sind die Ruhrfestspiele selbst ein etabliertes Festival. Das Thema ist auch in diesem Jahr aktuell und hochpolitisch.
Die Ruhrfestspiele wollen sich in diesem Jahr künstlerisch mit den aktuellen Herausforderungen für Demokratie und Gesellschaft auseinandersetzen. Intendant Olaf Kröck stellt das renommierte Festival unter das Motto «Zweifel und Zusammenhalt».
In 90 Produktionen sollen sich Kulturschaffende im Mai und Juni dem Thema annähern. Neben Schauspiel, Tanz und Literatur gibt es auch Veranstaltungen aus den Genres Neuer Zirkus, Musik und Kabarett.
«Zweifel und Zusammenhalt gehören untrennbar zum Wesen unserer Demokratie», sagte Kröck bei der Vorstellung des Programms. «Zweifel fördert die Erkenntnis und schützt vor falschen Gewissheiten». Aber wenn Zweifel von politischen Akteuren gezielt geschürt werde, untergrabe es das Vertrauen in die Demokratie. Im Zusammenhalt könnte man trotz aller Unterschiede gemeinsame Lösungen finden. «Im Theater treffen beide Kräfte aufeinander: Machtstrukturen können hinterfragt, reflektiert und neue Perspektiven sichtbar gemacht werden», sagte Kröck.
620 Künstler kommen ins Ruhrgebiet
Zur Eröffnung bringt der belgische Theaterregisseur Luk Perceval «Warten auf Godot» von Samuel Beckett auf die Bühne. Als eine zentrale Produktion bezeichnet Kröck auch das Stück «The Great Yes, The Great No» des südafrikanischen Künstlers William Kentridge über die Kolonialgeschichte. Es vereine Theater, surrealistische Kammeroper und Bildende Kunst in einem Gesamtkunstwerk.
Im Bereich Tanz zeigt die Deutschlandpremiere von «Theatre of Dreams» von Hofesh Shechter eine Traumlandschaft, in der Ängste und Sehnsüchte aufeinandertreffen. Die Kunstausstellung der Ruhrfestspiele widmet sich in diesem Jahr dem Werk der feministische Künstlerin Judy Chicago. 160 Arbeiten auf Papier, Stickereien sowie Foto- und Videoarbeiten der amerikanischen Künstlerin sollen zu sehen sein.
Vorverkauf beginnt am Samstag
Die Ruhrfestspiele beginnen traditionell am 1. Mai und enden in diesem Jahr am 8. Juni. 620 Künstlerinnen und Künstler kommen dafür ins Festspielhaus Recklinghausen und in die weiteren Spielstätten in Marl und Herten. Der Vorverkauf beginnt am Samstag.
Die Ruhrfestspiele gelten als eines der ältesten und renommiertesten Theaterfestivals. Die Wurzeln liegen im Nachkriegswinter 1946/47, als Bergarbeiter aus Recklinghausen die Hamburger Theater mit Kohle versorgten. Als Dank kamen Theaterleute aus Hamburg im Sommer darauf mit einem Programm ins Ruhrgebiet. 1948 fanden dann erstmals die Ruhrfestspiele statt, die bis heute vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Stadt Recklinghausen getragen werden.