Ludwisgsburg - Klassische Musik und Hip-Hop - auf den ersten Blick könnten zwei Musikrichtungen kaum unterschiedlicher sein. Mit einem eigens entwickelten Tanz- und Musikprojekt will aber eine Gruppe von rund 70 Schülern zwischen 12 und 20 Jahren diesen vermeintlichen Gegensatz auflösen und die beiden Stile vereinen. Unter dem Titel «Zuckerschock Fairy» will die Ludwigsburger Tanz- und Theaterwerkstatt (TTW) eine Fabel mit den Stilmitteln des klassischen Balletts, der klassischen Musik und verschiedener Hip-Hop-Stile erzählen.
Das Stück handelt von einer jungen Hip-Hopperin, die nach einem Unfall in eine Märchenwelt voller Fabelwesen eintaucht. Anfangs von dieser neuen Welt irritiert, trifft sie dort bald auf eine Zuckerfee, die das Sinnbild des klassischen Balletts verkörpert. Obwohl sie sich beide aufgrund ihrer unterschiedlichen Musik- und Tanzstile zunächst nicht verstehen, nähern sie sich im Laufe der Geschichte an und schaffen am Ende gemeinsam etwas Neues, eine Mischung aus Klassik und Hip-Hop. «Es ist ein Stück, in dem zwei Welten aufeinanderprallen, die völlig unvereinbar erscheinen», sagt Projektleiterin Bettina Gonsiorek von der TTW.
Neue Erfahrungen für Musiker und Tänzer
In Szene gesetzt wird die etwa einstündige Vorstellung von 30 Tänzern und 40 Musikern des Jugendsinfonieorchesters Ludwigsburg, die die Vorstellung mit Stücken von berühmten Komponisten wie Tschaikowsky, Strawinsky und Schulhoff sowie mit Hip-Hop-Remixen begleiten. Gonsiorek zufolge ist das Besondere an dem Stück aber nicht nur die künstlerische Verbindung zweier Musik- und Tanzformen. Es soll auch die Herausforderungen bei der Begegnung mit fremden Ideen und Menschen widerspiegeln, sagt die 38-Jährige. So mussten sich beispielsweise die beteiligten Tänzer, die seit April vergangenen Jahres intensiv proben, nicht nur auf ein Live-Orchester sondern auch auf völlig neue Tanzstile einlassen.
Auch die Musiker standen vor völlig neuen Herausforderungen: Die Jugendlichen bilden selbst einen Teil der Inszenierung und spielen ihre Instrumente tanzend, sitzend und liegend auf der Bühne. «Jeder überwand Grenzen und es entwickelte sich etwas Neues», sagt die Projektleiterin. Für die 14-jährige Valerie Braun, die im Orchester Geige spielt, war die Umstellung zunächst etwas ungewöhnlich. «Man sitzt normalerweise vor der Bühne und spielt», sagt sie. Dann aber konnte sie sich recht schnell für die Idee begeistern, vor allem weil sie meist nach Gehör spielt und die Stücke auswendig kann.
Projekt soll zum Abbau von Vorurteilen beitragen
Entstanden ist die Idee von «Zuckerschock Fairy» als eine Weiterentwicklung des Hip-Hop-Projekts «Das Wagnis» aus dem Jahr 2009. Einer der sowohl die Welt des Hip-Hop als auch der klassischen Musik kennt, ist der 17-jährige Constantin Prillmann. Der Darsteller der Zuckerfee tanzte acht Jahre lang klassisches Ballett, bevor er vor drei Jahren begann, sich mit Hip-Hop zu beschäftigen. Für ihn ist das Stück aber mehr als nur eine Tanzaufführung. «In dem Projekt kann ich meine ganze Leidenschaft und Freude am Tanz mit Kreativität verbinden», sagt der Gymnasiast. Er und die anderen Tänzer hätten durch das Projekt nicht nur ihren Tanz verbessern können, sondern auch viele neue Freunde gefunden, sowie Neues über Ernährung und Anatomie erfahren.
Musikalisch wird das Stück von der Dirigentin Ute Kabisch geleitet. Die Leiterin des Jugendsinfonieorchesters möchte mit dem Stück erreichen, dass die Besucher «ihre Ohren aufsperren und den Mut haben, sich neue Sachen anzuhören». Ihr sei es wichtig, das Interesse für klassische Musik bei den Menschen zu wecken, die normalerweise keinen Zugang dazu haben.
«Zuckerschock Fairy» feiert am Freitag (11. Februar, 20.00 Uhr) in der Reithalle des Kunstzentrums Karlskaserne in Ludwigsburg Premiere. Es sind zunächst mindestens vier Vorstellungen geplant.