„Liebst du mich, oder liebst du mich nicht?“ Unter dieser Fragestellung stellt Regisseur Thomas Bischoff sein Musiktheaterprojekt, in welchem er zwei kapitale Opernwerke des 20. Jahrhunderts mit einem Theaterstück verbindet: Béla Bartóks Einakter „Herzog Blaubarts Burg“, Arnold Schönbergs Monodram „Erwartung“ und Heiner Müllers Schauspiel „Quartett“ fügen sich zu einem dreiteiligen Opernabend, der Mann-Frau-Verhältnisse beleuchtet. Premiere ist am 24. Januar 2009 um 19 Uhr in der Staatsoper Stuttgart.
Für dieses „Theaterpaket“ steht erstmalig das ehemalige Bandmitglied von „Einstürzende Neubauten“, FM Einheit, live auf einer Opernbühne und liefert seinen Sound zu Heiner Müllers Drama. Durch unkonventionelle Klänge zu dem Klangexzentriker des deutschen Rock avanciert, ist das Multitalent zunehmend auch im Bereich Schauspielmusik tätig. Auch wenn er bereits mehrfach mit Regisseur Bischoff zusammengearbeitet hat, geben beide mit dieser Produktion ihr Staatsoperndebüt. Die musikalische Leitung des gesamten Abends übernimmt Marc Piollet. Der Generalmusikdirektor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden ist damit nach seinem „Jen?fa“-Dirigat erneut in Stuttgart zu Gast.
Thomas Bischoff inszenierte bisher vornehmlich am Sprechtheater, mehrfach wurden seine Arbeiten zum Berliner Theatertreffen eingeladen. In dieser, seiner dritten Opernproduktion montiert er drei Werke zu einer fortlaufenden Versuchsanordnung von Beziehungen und psychischen Befindlichkeiten, in dessen Zentrum eine Frauengestalt steht.
Diese Gestalt ist Ensemblemitglied Christiane Iven, sie verkörpert zugleich Schönbergs Frau und Bartóks Judit. Bringt die Sängerin als Judit in Bischoffs Interpretation aus Eifersucht ihren Mann Blaubart (gesungen vom neuen Ensemblemitglied Tito You) um, findet sie sich als Schönbergs Frau wie in einem Déjà-vu-Erlebnis vor der gleichen Leiche wieder. Wie eine Art Kommentar dazu verhält sich dazwischen Heiner Müllers Zweipersonenstück „Quartett“ (interpretiert durch die Schauspielerinnen Anke Hartwig und Catherine Janke), in welchem Liebe kein Affekt mehr ist, sondern auf zynische Wortgefechte reduziert wird.
Zeigt Bischoff in „Quartett“ Gefühlskälte, skizziert er in „Herzog Blaubarts Burg“ die Banalität der Gefühle und beschreibt in „Erwartung“ schließlich das emotionale Ausgeliefertsein an die eigene Leidenschaft. Die Trivialität dieser Empfindungswelt konterkarieren Bischoff und seine Kostüm- und Bühnenbildnerin Uta Kala dabei visuell durch die Perfektion einer heutigen Werbescheinwelt: Ein überdimensioniertes Plakat zeigt glückliche Menschen und „eine glatte Oberfläche, die etwas suggeriert, was genau das Gegenteil von dem ist, was wir an diesem Abend behandeln“, so Bischoff.
HERZOG BLAUBARTS BURG / QUARTETT / ERWARTUNG
Dichtung von Béla Bálazs / Heiner Müller / Marie Pappenheim
Premiere 24.01.2009 | Opernhaus
Termine 29.01. | 20.02. | 28.02. | 03.03. | 10.03. | 15.03.
Musikalische Leitung: Marc Piollet
Regie: Thomas Bischoff
Bühne und Kostüme: Uta Kala
Licht: Reinhard Traub
Video: Willy Neumann
Dramaturgie: Albrecht Puhlmann, Angela Beuerle
Besetzung
Judit, Eine Frau- Christiane Iven
Herzog Blaubart- Tito You
Merteuil - Anke Hartwig
Valmont - Catherine Janke
Musiker - FM Einheit