Tübingen - Die Corona-Pandemie hinterlässt weiterhin tiefe Spuren im einst prall gefüllten Veranstaltungskalender des Hölderlin-Jahres 2020. Eine für den 9. Oktober geplante Uraufführung der Oper «Im Thurm» in Tübingen wird auf das Frühjahr 2022 verschoben, wie die Veranstalter und die Universitätsstadt mitteilten.
Die Oper des Münchner Komponisten Markus Höring soll auf biografischen Dokumenten wie Briefen von und an Hölderlin und auf Auszügen aus seiner Tübinger Krankenakte basieren.
«Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht», sagte Regisseur Thorsten Weckherlin. «Doch die weitreichenden Hygiene- und Abstandsregelungen, die natürlich auch auf der Bühne eingehalten werden müssen, machen eine Produktion mit so vielen Beteiligten schlicht unmöglich.» Eine rein konzertante Aufführung sei nicht in Frage gekommen. Sie werde dem Werk nicht gerecht, sagte Philipp Amelung. Der Universitätsmusikdirektor hat die musikalische Leitung inne.
Eigentlich hatte das Land im Laufe des Jahres mit Lesungen und Ausstellungen, Vorträgen und Konzerten den 250. Geburtstag des schwäbischen Dichters Friedrich Hölderlin feiern wollen. Mehr als 650 Veranstaltungen zwischen Barcelona und Wien in Theatern, Konzert- und Kinosälen, Literaturhäusern, Universitäten und Schulen waren geplant, darunter auch ein Musical und eine Oper. Der Schwerpunkt sollte in Hölderlins Heimat, dem heutigen Baden-Württemberg, liegen.
Der Poet aus Lauffen am Neckar (1770-1843) hatte seine Kindheit und Jugend in Nürtingen verbracht, seine zweite Lebenshälfte in Tübingen im legendäre Turmzimmer. Er gilt als ein Begründer der modernen Lyrik.