Halle - Die diesjährigen Händel-Festspiele in Halle bieten dem internationalen Publikum neben traditioneller Barockmusik von Georg Friedrich Händel (1685-1759) auch Neuheiten. Mit dem modernen Tanzoratorium «Maria XXX» steht am 8. Juni im Rahmen der Festspiele eine Uraufführung am neuen theater (nt) auf dem Festivalprogramm, die das Repertoire der Veranstaltungsreihe hin zur Hip-Hop-Kultur ausweitet.
Der Direktor der Stiftung Händel-Haus und Intendant der Händel-Festspiele, Clemens Birnbaum, bezeichnete am Montag in Halle die Inszenierung des Leipziger Ensembles von Heike Hennig & Co als einen «Brückenschlag» zwischen modernem Tanz und der Barockmusik Händels. Mit dem Stück solle «gezielt» auch ein «anderes Publikum» für die traditionellen Festspiele zu Ehren des in Halle geborenen klassischen Komponisten Händel angesprochen werden, sagte Birnbaum weiter.
Den Angaben nach stehen im Zentrum des Oratoriums Händels Marienkantaten und -arien aus seiner Zeit in Rom 1607/1608 und Arien von Alessandro Scarlatti in der Interpretation des Barockorchesters Lautten Compagney Berlin unter der Leitung von Wolfgang Katschner und der Leipziger DJane Cornelia Frederike Müller (DJ CFM). Neben zwölf Musikern, drei Sängern und der Plattenkünstlerin stehen sieben Tänzer auf der Bühne.
Die Tänzer aus Ghana, Vietnam, Schweden, Portugal, Haiti und den USA verbinden die barocke Musik Händels unter anderem mit Elementen aus dem US-amerikanischen Straßentanz Crumping und aus dem Breakdance - beides Tanzstile aus der Hip-Hop-Kultur. Hennig, Choreographin und Regisseurin des Stücks, suche den «Kontrast zwischen Leiblichkeit und Lust zur geistigen Musik», sagte sie.
Mit dem Tanzoratorium rund um die Jungfrau Maria und Gottesmutter wolle Hennig nicht nur «anregen», sondern auch «erregen». Die Inszenierung «unterwandert das jeweils gängige Bild der Heiligen und Hure und spielt mit den Erwartungshaltungen der Zuschauer», betonte die Leipzigerin. Die Inszenierung sei ein «Versuch», der den «Geist des Barock» erkennen lässt, ihn aber in die Gegenwart transponiere.
Die Produktion wird unter anderem von der Kulturstiftung des Bundes mit 110 000 Euro unterstützt, sagte Friederike Tappe-Hornborstel, Sprecherin der Bundeskulturstiftung. Ihren Angaben nach investiert der Bund allein in Halle in diesem Jahr eine Million Euro in künstlerische Projekte. Damit befände sich die Händelstadt an der Spitze der Förderung in Sachsen-Anhalt, «weit vor der Landeshauptstadt Magdeburg», sagte Tappe-Hornborstel. In diesem Jahr würden unter anderem Konzepte am Thalia Theater und am Puppentheater in Halle unterstützt.
Bei den Händel-Festspielen vom 3. bis zum 13. Juni stehen insgesamt mehr als 80 Veranstaltungen an 20 verschiedenen Orten auf dem Programm, rund 40 000 Besucher werden zu dem Festival an den authentischen Wirkungsstätten Händels erwartet.