Qikiqtaaluk – so nennen die Inuit die Baffin Insel im kanadischen Territorium Nunavut. Dort hat sich der Klangkünstler und Weimarer Kompositionsprofessor Robin Minard im Frühjahr 2013 mehrere Wochen lang auf akustische Spurensuche begeben. Aus Stille, Krach, Inuit-Kehlgesang und Interviewfragmenten formte er ein vielschichtiges Panorama der heutigen Inuit-Kultur.
Die jetzt fertig gestellte Komposition für Surround Audio „The Qikiqtaaluk Deep Map“ wird nun am Donnerstag, 9. Januar 2014 um 19:00 Uhr im Auditorium der Botschaft von Kanada (Leipziger Platz 17, Berlin) einem ausgewählten Publikum vorgestellt.
Parallel zur akustischen Projektion dieser neuen Radiokomposition von Robin Minard werden Videoarbeiten der Filmemacherin Susan Meinhardt gezeigt, die während der Nunavut-Recherche entstanden waren. Die Ursendung von „The Qikiqtaaluk Deep Map“ hatte bereits am Freitag, 3. Januar um 23:05 auf WDR 3 in der Reihe „WDR 3 open – Studio akustische Kunst“ stattgefunden. Erstmals wird das Werk dann auch am Freitag, 31. Januar um 0:05 Uhr in der Reihe „Klangkunst“ auf Deutschlandradio Kultur ausgestrahlt.
Für die Inuit haben Klänge generell eine spezielle, oftmals kulturell unterlegte Bedeutung. Geräusche sind eng mit der Topografie der sie umgebenden Landschaft sowie mit dem täglichen Überlebenskampf im arktischen Winter verknüpft. Prof. Robin Minard, der seit 1997 Elektroakustische Komposition und Klanggestaltung an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und der Bauhaus-Universität Weimar lehrt, nahm im Territorium Nunavut den speziellen Kehlgesang der Inuit sowie typische Geräusche der arktischen Umgebung auf. Dabei hatte er eine 15 Kilogramm schwere Ausrüstung mit Polarkleidung, ein digitales Aufnahmegerät, drei verschiedene Mikrofone und einen GPS-Empfänger. Das Ergebnis waren insgesamt rund 300 Feldaufnahmen sowie zusätzlich sechs Stunden Gespräche mit den Ureinwohnern.
Die Stationen seiner Feldforschung im ewigen Eis sollen auf einer Internetseite nachvollziehbar gemacht werden, die sich noch im Aufbau befindet. Auf seiner Suche nach den typischen Geräuschen der Arktis begegnete Minard immer wieder „einer unglaublichen Stille“: „Ich wartete manchmal stundenlang in der Kälte auf Klänge, ohne einen einzigen zu hören.“ Eine solche Stille sei uns nicht mehr vertraut, man sei „völlig auf sich selbst zurückgeworfen“, berichtet Minard. Wenn er dann doch mal einen Klang aus der Ferne gehört habe, sei dieser „akustisch sehr klar“ gewesen. Der Schall werde über das Eis wie auf einer Betonsohle kilometerweit getragen.