Ein Projekt des Landesverbandes Jeunesses Musicales Mecklenburg - Vorpommern e.V. +++ 50 MusikstudentInnen aus 15 verschiedenen Nationen +++ Der Wettbewerb „Verfemte Musik“ mit dazugehörigem Festivalprogramm gewinnt international an Bedeutung +++ Der Komponist Artur Schnabel im Mittelpunkt des diesjährigen Festivalprogramms.
Der Landesverband Jeunesses Musicales Mecklenburg-Vorpommern e.V. veranstaltet vom 30. September bis zum 5. Oktober 2008 bereits zum fünften Mal bundesweit und zum dritten Mal international das Projekt „Verfemte Musik“ in Schwerin. In diesem Jahr hat der Vizepräsident des Deutschen Bundestages Wolfgang Thierse die Schirmherrschaft des Projektes übernommen, das sich der Auseinandersetzung mit der Musik widmet, die während der Zeit des Nationalsozialismus verboten war.
Das Projekt besteht aus einem Instrumental- und Gesangswettbewerb, zu dem hoch talentierte StudentInnen im Alter von 15 bis 30 Jahren zugelassen werden, und einem umfangreichen Rahmenprogramm mit Konzerten, Vorträgen, Gesprächen und Filmvorführungen, das in diesem Jahr den Komponisten und Pianisten Artur Schnabel und sein Lebenswerk in den Mittelpunkt stellt.
Der Wettbewerb ist in den Kategorien Klavier solo oder vierhändig, Kammermusik Streicher, Kammermusik Bläser sowie Gesang (Klavierlied und Chanson) ausgeschrieben. Zahlreiche Fördermaßnahmen und Folgekonzerte für die Preisträger des Wettbewerbes sind geplant, so Konzertreisen nach Prag, Wien, Görlitz, Berlin und Paris. In diesem Jahr werden 50 MusikstudentInnen aus 15 verschiedenen Nationen, darunter Chile, China, Israel, Japan, Moldawien, Russland, Süd-Korea, Tschechien und Usbekistan am Wettbewerb teilnehmen.
Die Jury besteht aus renommierten Musikern und Pädagogen, unter ihnen auch Zeitzeugen des Holocaust. Insgesamt sind acht ZeitzeugInnen der Einladung zum Festival 2008 gefolgt, darunter wiederkehrende Teilnehmerinnen wie Prof. Anna Hanusová-Flachová und Eva Herrmannová, aber auch Menschen, die zum ersten Mal in Schwerin zu Gast sind, wie Walter Arlen aus Los Angeles und Anita Lasker-Wallfisch aus London. Sehr hatten sich die Veranstalter auch auf Edith Kraus aus Israel – in den 20er Jahren Schülerin von Artur Schnabel in Berlin – gefreut, die aber leider aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen musste. Eine Liste der Zeitzeugen und deren Lebensläufe sind auf der Internetseite des Landesverbandes Jeunesses Musicales Mecklenburg - Vorpommern e.V. einzusehen.
Einige der ZeitzeugInnen werden auch am Sonderprojekt „Verfemte Musik in der Schule“ teilnehmen, das am 30. September in Kooperation mit dem Gymnasium Fridericianum Schwerin stattfindet: Oberstufenschüler haben sich mit den verschiedenen Facetten des Themas „Lebenswege und Lebensschicksale deutschsprachiger Künstler im kalifornischen Exil“ auseinandergesetzt und präsentieren die Ergebnisse ihrer Arbeit im Rahmen einer Ausstellung im Fridericianum. Neben der Ausstellung finden an diesem Tag Zeitzeugengespräche mit Schülern, ein Vortrag von Prof. Dr. Birger Petersen von der Hochschule für Musik und Theater Rostock sowie ein Konzert des Festival-Kooperationspartners „Voix Etouffées“ aus Paris statt. Das Ensemble aus Frankreich wird u.a. Musik von Alfred Tokayer spielen, der im KZ Sobibor ermordet wurde und dessen Tochter Irene Tokayer-Curie gebürtige Schwerinerin ist. Frau Tokayer-Curie wird als Ehrengast bei dem Konzert anwesend sein und auch bei Schülergesprächen zur Verfügung stehen. Die Ausstellung der Gymnasiasten wird im April 2009 auf Reisen gehen und in der American Jewish University in Los Angeles gezeigt werden.
„Verfemte Musik“ 2008 bietet neben dem Wettbewerb und dem Schülerprojekt auch herausragende Konzertveranstaltungen. In diesem Jahr werden natürlich viele Kompositionen von Artur Schnabel gegeben, so beim Auftaktkonzert am 1. Oktober mit dem Pellegrini-Quartett und der Pianistin Irmela Roelcke, beim Konzert am 4. Oktober, wenn das französische Trio PASCAL zum ersten Mal in Schwerin zu Gast sein wird und bei der Präsentation zur Familiengeschichte von Artur Schnabel am 2. Oktober, bei dem seine Cello-Sonate von Christina Meißner zur Aufführung kommt. An diesem Abend werden auch Peter Schnabel und Ann Mottier von der Schnabel Music Foundation – beide Enkelkinder von Artur Schnabel – sowie der Schnabel-Experte Dr. David Goldberger bei einem Podiumsgespräch anwesend sein. Diese drei Konzertveranstaltungen sowie das Abschluss- und Preisträgerkonzert am 5. Oktober finden im Foyer des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin statt.
Weitere interessante Programmpunkte sind die „Swing- and Jazz-Night“ mit dem Coco Schumann-Quartett im Foyer der Stadtwerke Schwerin, die Filmvorführung „Con Brio“ über den Sohn von Artur Schnabel, sowie der Vortrag zu Artur Schnabel und die Berliner Volksbühne von Dr. Albrecht Dümling, dessen Rekonstruktion der Ausstellung „Entartete Musik“ vor vier Jahren in Schwerin zu sehen war.
Zum ersten Mal kooperiert das Festival mit der Akademie der Künste Berlin und kann somit die Ausstellung des Musik-Archivs der Akademie zu Artur Schnabel in Schwerin zeigen. Am 1. Oktober um 17 Uhr wird das Festival mit dieser Ausstellung eröffnet. Dr. Werner Grünzweig von der Akademie der Künste wird zur Vernissage sprechen.