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Viel Neues beim traditionellen Schleswig-Holstein Musik Festival

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Das von Justus Frantz und Leonard Bernstein 1986 aus der Taufe gehobene Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) erfindet sich in diesem Sommer ein Stück neu nach dem Motto „Back to the Future“. Christian Kuhnt, Musikwissenschaftler und Musikmanager, setzt in seiner ersten Saison als SHMF-Intendant auf die bewährten Qualitäten eines der größten Klassik-Festivals in Deutschland. Er weitet aber das Programm auch gewaltig aus - erstmals mit Popstars wie Elton John oder Schlagerparodist Dieter Thomas Kuhn. Warum? „Um Hemmschwellen abzubauen, neues Publikum zu gewinnen und mit erstklassiger Musik möglichst viele Menschen zu erreichen“, sagt Kuhnt.

Zum Auftakt des Mega-Festivals leitet Dirigent Thomas Hengelbrock am 6. Juli in der Lübecker Musik- und Kongresshalle das offizielle Eröffnungskonzert mit dem NDR-Sinfonieorchester, dem NDR-Chor und Solisten wie dem gefeierten Wagner-Tenor Klaus Florian Vogt. Auf dem Programm stehen Beethovens 5. Sinfonie, die Erstaufführung der verschollen geglaubten und erst 2012 in einem Bremer Archiv entdeckten Urfassung von Johannes Brahms „Triumphlied“ sowie Felix Mendelssohns Kantate „Die erste Walpurgisnacht“ nach Goethes gleichnamiger Ballade.

In den 1980er Jahren sei das Festival so gut gewesen, dass es in ganz Deutschland nachgeahmt worden sei, sagt Kuhnt. Er ist Nachfolger von Rolf Beck, der fast 15 Jahre als Intendant das SHMF leitete. Die klassische Musik aufs Land bringen, ungewöhnliche Spielstätten wie Ställe oder Herrenhäuser entdecken, das war ein Kerngedanke. „Wir standen jetzt vor der Herausforderung, wie können wir wieder Vorreiter sein?“

Drei wichtige Neuerungen prägen Kuhnts Intendantenstart: Wie selbstverständlich integriert er leichte Musik ins Klassikfestival von Max Raabe über Bobby McFerrin und Ina Müller bis zur Blasmusikgruppe LaBrassBanda. Kuhnt: „Das macht uns jetzt auch wieder unverwechselbar.“ Und er hat die Tradition, einen Länderschwerpunkt zu setzen, beendet. Dafür steht künftig jeweils ein Komponist im Mittelpunkt. Diesmal ist es Felix Mendelssohn, dessen Werk laut Kuhnt zu 70 Prozent das Programm prägt.

Neu ist auch „das Künstlerporträt“. Sol Gabetta (32), argentinische Cellistin französisch-russischer Herkunft, hat freie Hand bekommen, gleich 17 Konzerte zu gestalten - ohne Vorgabe.

Herausgekommen sind Kammermusikabende, Konzerte mit Orchester, eine Cellonacht im Kieler Schloss, eine Uraufführung eines Werks des lettischen Komponisten Peteris Vasks (68) und ein Familienkonzert mit Pantomime. Kuhnts Risiko wird schon belohnt: Von den 17 000 Karten der Konzerte sind bereits vor Festivalbeginn mehr als 15 000 verkauft.

Insgesamt bietet das Festival bis zum 31. August rund 170 Veranstaltungen, darunter fünf der legendären „Musikfeste auf dem Lande“. Im Vorjahr gab es 118 Konzerte. Wichtig ist Kuhnt, dass das Festival stark in die Fläche geht: „Ein ganzes Bundesland, plus Hamburg, plus Süddänemark zu bespielen, das finden Sie in ganz Deutschland in dieser Dimension nicht.“ Gutshöfe, Kirchen und Werften gehören zu den Spielstätten.

Finanziell ist das 29. SHMF in etwa so ausgestattet wie 2013. Der Landeszuschuss beträgt unverändert 1,2 Millionen Euro, und die fünf Hauptsponsoren sind weiterhin dabei. Vom Gesamtetat in Höhe von 9,1 Millionen sollen über die Karten rund fünf Millionen Euro hereinkommen.

Schirmherrin des SHMF ist diesmal die englische Königin Elizabeth II.. Sie kommt aber nicht. Zum Eröffnungskonzert wird der britische Botschafter aus Berlin erwartet.

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