Hamburg - Vier Tage lang macht das Reeperbahn-Festival den Hamburger Kiez zur Bühne. Beim laut Veranstaltern größten Clubfestival Europas geht es aber längst nicht mehr «nur» um Musik.
Das Hamburger Reeperbahn-Festival ist am Mittwochabend mit einer großen Show im Stage Operettenhaus offiziell eröffnet worden. Durch den Abend führten die Autorin und Moderatorin Charlotte Roche sowie der britische Fernsehmoderator Ray Cokes.
Festivalchef Alexander Schulz erzählte auf der Bühne vom Jahr 2006, in dem das Spektakel erstmals stattfand: «Es war ein finanzielles Desaster». 13 Jahre später erwarten die Veranstalter für die diesjährige Auflage mehr als 40 000 Besucher. Nach ihren Angaben hat sich das Event inzwischen zum größten Clubfestival Europas gemausert.
Bis Samstag sind knapp 600 Konzerte, Film- und Literaturvorführungen an 90 Veranstaltungsorten rund um die berühmte Amüsiermeile geplant. Dazu zählen unter anderem eine Ausstellung des Hamburger Schriftstellers Heinz Strunk, ein Interview mit US-Schauspieler Matt Dillon und ein Auftritt des irischen Songwriters Dermot Kennedy («Power over me»).
Kultursenator Carsten Brosda (SPD) sagte in seiner Eröffnungsrede, das Reeperbahnfestival sei für die Musikindustrie das, was die Berlinale für den Film und die Frankfurter Buchmesse für den Literaturbetrieb sei. Er lobte die Veranstalter für ihr Engagement bei der «Keychange»-Initiative, die sich für Gleichberechtigung in der Musikbranche einsetzt. «Es geht nicht darum, Männer zu verjagen, sondern darum, dass sie sich ihrer Privilegien bewusst werden», sagte die deutsche Botschafterin der Initiative, die Soulsängerin Joy Denalane.
Denalane präsentierte einen Song, ebenso die kanadische Sängerin Feist. Der australische Sänger Angus Stone von der Band Angus & Julia Stone präsentierte sein Soloprojekt Dope Lemon. Australien ist in diesem Jahr das Partnerland des Festivals. Später am Abend sollten Dope Lemon und Feist noch Konzerte spielen.
Auch die sechs Nominierten und die Juroren des «Anchor»-Awards wurden bei der Show vorgestellt. Der «Anchor»-Award, ein Kritikerpreis für den «besten» Newcomer, wird am Samstag verliehen. Er soll Nachwuchsmusikern zu mehr Aufmerksamkeit und zu Auftrittsmöglichkeiten verhelfen.
Denn als junger Künstler sei es nicht schwierig, Musik zu machen, sagte Moderator Ray Cokes. Das Schwierige sei, gehört zu werden. In diesem Jahr küren die Sängerinnen Kate Nash und Peaches, der Beatsteaks-Sänger Arnim Teutoburg-Weiß, die australische Moderatorin Zan Rowe und der Musik-Produzenten Bob Rock (u.a. Metallica) sowie der Musiker und Produzent Tony Visconti (David Bowie) die besten Nachwuchskünstler.