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Volker Biesenbender spielt Bach

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"CASACORDA - Das Streicherhaus" präsentiert:
Volker Biesenbender spielt Bach - Sonaten für Violine solo von J.S. Bach und eigene Improvisationen

24. Januar 2003 - 20 Uhr
Neues Museum, Schloss Salem / Bodensee

Der weithin bekannte Geiger VOLKER BIESENBENDER, ein Schüler von Yehudi Menuhin, wird am Bodensee ein außergewöhnliches Konzert geben: Auf Einladung von CASACORDA hin spielt er am 24. Januar 2003 um 20 Uhr in Schloss Salem zwei Solosonaten für Violine und eigene Improvisationen zu Motiven des barocken Meisters. Der Geiger Biesenbender ist bekannt für seinen ganzheitlichen Ansatz als Musiker: Er hat sich neben seinem klassischen Studium immer schon mit außereuropäischen Musikkulturen befasst, mit arabischen, türkischen, indischen und afrikanischen Musikern gespielt, und ist außerdem bekannt für sein sehr erfolgreiches Buch "Von der unerträglichen Leichtigkeit des Instrumentalspiels".

Der Eintritt zu dem Konzert ist frei.
Die Zuhörer werden gebeten, nach eigenem Ermessen zu geben, was ihnen das Konzert wert ist.
Der Erlös geht an den \'Förderkreis CASACORDA e.V.\', Salem.

VOLKER BIESENBENDER - Werke für Violine solo von J.S. Bach

Seine Musikerlaufbahn begann JOHANN SEBASTIAN BACH als Violinist am Weimarer Hof. Seine Kompositionen für Violine solo, obwohl wahrscheinlich nur für pädagogische Zwecke geschrieben, sind einzigartige Werke dieser Gattung. Bach spielt mit allen polyphonen Möglichkeiten bis an die Grenzen dieses Melodieinstruments und treibt den Solisten bis an den Rand spieltechnischer Möglichkeiten. In kühnen kontrapunktischen Bewegungen entsteht die Illusion von zwei, drei, bisweilen sogar vier Stimmen, von einer linearen Harmonie über die vier Saiten. Die Umsetzung dieser Pseudo-Polyphonie ? der Barockbogen erleichtert dieses Spiel ? bedeutet eine besondere Herausforderung an den Interpreten.
Das Manuskript der Violinsonaten und -partiten beendete Bach 1720 als Hofkapellmeister in Köthen. Vermutlich fallen Vorarbeiten bereits in die Weimarer Zeit. Der Zyklus von drei Sonaten und drei Partiten, vom Komponisten als "Sechs Violinsoli ohne begleitenden Bass" genannt, blieb 80 Jahre lang unveröffentlicht und lange vergessen, bis der Geiger Joseph Joachim sie aufführte und eine Neuausgabe anregte.
Die Partita Nr. 2 d-Moll ist eine Folge von Tanzsätzen gleich einer Suite in Anlehnung an die Satzfolge der Sonata da Camera. Eigentümlicher Weise lässt Bach auf die vier Kernsätze Allemande, Courante, Sarabande und Gigue mit der Chaconne einen weiteren, besonders umfangreichen Satz folgen, der an sich fast das Gewicht einer Sonate hat. Das Chaconne-Modell einer stets wiederkehrenden Basspassage als Basis für zahlreiche harmonische, figurative und melodische Variationen füllt Bach mit unerschöpflicher Phantasie.
Die Struktur der Sonate Nr. 1 g-Moll basiert auf der Satzfolge einer Sonata da Chiesa. Stets lässt Bach auf einen langsamen Einleitungssatz eine Fuge folgen und beendet nach einem ruhigen dritten Satz die Sonate mit einem raschen, effektvollen Ausklang. Ein improvisatorischer Gestus bestimmt hier die kadenzierenden Melodiebögen im Adagio, die Siciliana ist ein Dialog zwischen der tiefen Bassett-Saite und den Oberstimmen, das Presto gleicht einer Etüde für Akkordbrechungen als bewegtes Finale in pausenloser Einstimmigkeit.
Ob Name oder Monogramm, das Zitieren von Buchstabenfolgen, die sich auch in Noten ausdrücken lassen, kennt zahlreiche Beispiele in der Musikgeschichte. Wahrscheinlich aber dient keine Notenfolge so oft als chiffriertes Motiv und Ausgangspunkt für klangliche Varianten wie diese vier fast schon magischen Buchstaben B A C H.
Im Programm des Geigers VOLKER BIESENBENDER dienen sie als Ausgangspunkt für seine Improvisationen.
Für Biesenbender besteht ein enger Zusammenhang zwischen komponierter und improvisierter Musik ? so wie Arnold Schönberg das Komponieren als "verlangsamte Improvisation" bezeichnete. Die Musik von Bach ist ihm "eingefrorene Improvisation", zumal der Improvisator Bach zu Lebzeiten mehr Ruhm genoss als der Komponist. "Er improvisierte aus dem Handgelenk sechsstimmige Fugen", erinnert Biesenbender. Dass er seine Violinmusik dennoch genauestens notierte, lag wohl an dem Wunsch, sie präzise erhalten zu wollen.
Den Klang von Barockgeige und -bogen empfindet Biesenbender als wärmer und feiner, aber auch als elementarer und "kratzbürstiger", wie in der Volksmusik. Sein Interesse an der Improvisation begründet er so: "Improvisation ist die Fähigkeit zum Unvorhergesehenen; das ist nicht nur in der Musik heute vielleicht das Allerwichtigste. (...) Die Problematik der klassischen Szene besteht darin, dass es kaum möglich ist, aus dem Moment heraus zu musizieren." Bachs Musik ist für Biesenbender dabei ein Prüfstein, dem man sich immer wieder neu stellen muss.
VOLKER BIESENBENDER, als Geiger aus der Yehudi Menuhin School London hervorgegangen, weitere Studien in Hannover und Tel Aviv, Studium historischer Aufführungspraxis an der Schola Basiliensis, Träger bedeutender internationaler Auszeichnungen. Zahlreiche solistische Konzerte und Auftritte mit renommierten Orchestern, u.a. zusammen mit Yehudi Menuhin, ca. 50 Hörfunk- und Fernsehproduktionen und CDs sowie eine eigene Konzertreihe in Basel ("Musik zwischen den Stühlen") dokumentieren seine weit gespannten Aktivitäten. Auseinandersetzung mit verschiedenen musikkulturellen Traditionen (Tourneen mit afrikanischen, indischen, arabischen und türkischen Musikern), Verfasser des Buches "Von der unerträglichen Leichtigkeit des Instrumentalspiels", großes Engagement auf dem Gebiet der Improvisation u.a. mit seinem TRIO AVODAH; konzertierte in einigen Städten Europas mit dem Zyklus von Bachs Sonaten und Partiten für Violine solo.
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