Görlitz-Zgorzelec - Vom 12. bis 15. Januar 2023 lädt das Festival in die deutsch-polnische Europastadt Görlitz-Zgorzelec zum Wandeln im Chaos und zur Besinnung ein. Wie in den vergangenen Jahren greift das Festival die bewegende Geschichte des ehemaligen Stalag VIII A Görlitz auf und besinnt sich zurück auf das musikalische Schaffen von Olivier Messiaen.
WANDELN IM CHAOS
Die Internationalen Messiaen-Tage Görlitz-Zgorzelec bieten zum sechsten Mal einzigartige, vielfältige kulturelle Erlebnisse auf beiden Seiten der Neiße an.
Vom 12. bis 15. Januar 2023 lädt das Festival in die deutsch-polnische Europastadt Görlitz-Zgorzelec zum Wandeln im Chaos und zur Besinnung ein. Wie in den vergangenen Jahren greift das Festival die bewegende Geschichte des ehemaligen Stalag VIII A Görlitz auf und besinnt sich zurück auf das musikalische Schaffen von Olivier Messiaen. Das Thema dieser Festivaledition verbindet Ängste und Hoffnungen der heutigen Zeit mit denen der Kriegsgefangenen wie Olivier Messiaen: WANDELN IM CHAOS.
Mitten im Zweiten Weltkrieg wurde Görlitz zu einem bedeutenden Ort der Musikgeschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts. Im Kriegsgefangenenlager Stalag VIII A Görlitz führte der französische Komponist Olivier Messiaen am 15. Januar 1941 mit drei Mitgefangenen sein berühmtes „Quartett auf das Ende der Zeit“ erstmals vor Mitgefangenen und Wachleuten auf, nachdem er es größtenteils an diesem Ort komponiert hatte. Auf Initiative des deutschen Vereins Meetingpoint Memory Messiaen und der polnischen Stiftung Erinnerung, Bildung, Kultur wird seit 2008 jeweils zum Jahrestag dieses besonderen Ereignisses das aus acht Sätzen bestehende Werk aufgeführt. Seit 2017 erinnern die Internationalen Messiaen-Tage Görlitz-Zgorzelec mit zahlreichen Konzerten, Podiumsgesprächen, Führungen und weiteren Formaten an dieses Ereignis sowie an die Schicksale von 120.000 Kriegsgefangenen.
Wandel – wir sind stets von ihm umgeben und immer wieder von ihm konfrontiert. Kriegsgefangene auch im Görlitzer Lager waren ins Chaos hineingezwungen, indem sie an einem oft mehrere hundert Kilometer entfernten Ort mit stets wechselnden Menschen, mit den unterschiedlichsten Lebensrealitäten und Sprachen aufs Engste zusammenleben und ihr bisheriges Leben, Arbeiten und alle geliebten Menschen innerhalb kürzester Zeit fast vollständig hinter sich lassen mussten. Die Auseinandersetzung mit dieser bedrückenden Gefühlswelt und Realität des Krieges, der Gefangenschaft von Tod und Leid ist der Kernpunkt des Festivals und wohl so aktuell wie noch nie.
An einzelne Lebensgeschichten wollen wir erinnern, uns vielartigen musikalischen Wandlungen und Klängen ausgehend von Olivier Messiaens Musik hingeben und daraus Impulse und Visionen für unser eigenes Leben gewinnen: Welcher bisherige Wandel war gut? Welchen Wandel wollen wir? Welchen Wandel brauchen wir?
Dem widmen sich fünf Konzerte in verschiedener Besetzung und in polnischer und deutscher Sprache diverse Podiumsgespräche, Konzertgespräche mit Schülern Messiaens bzw. den jeweiligen Komponist:innen, Führungen durch die Gedenkstätte, eine Eröffnungsrede, eine Ausstellung, ein philosophisch-spiritueller Spaziergang und ein Gottesdienst über das Stadtgebiet von Görlitz- Zgorzelec verteilt. Zu den Höhepunkten gehört ein Klavierrezital von Messiaen-Schüler Pierre-Laurent Aimard und das eindrücklich durch Chaos und Frieden wandelnden Orgelkonzert.