Bad Freienwalde - Eine ungewöhnliche Inszenierung von Mozarts "Zauberflöte" feiert am Donnerstag (29. März) im Kurtheater Bad Freienwalde (Brandenburg) Premiere. In der Version der Wanderoper Brandenburg agieren neun Opernsänger und fünf Musiker gemeinsam auf der Bühne. Die musikalische Leitung hat der Komponist und Akkordeonist Tobias Morgenstern. "Die Zauberflöte" ist die zweite Inszenierung des Vereins Wanderoper Brandenburg.
Tobias Morgenstern greift in die Tasten des Akkordeons. Mitten auf der Bühne des Kurtheaters Bad Freienwalde stehend begleitet er die Arie des "Papageno" aus Mozarts "Zauberflöte". Er und die anderen vier Musiker sitzen nicht in einem Orchestergraben, sondern mittendrin und greifen sogar ins Geschehen ein. "Wir haben neun ausgebildete Opernsänger und fünf Musiker für eine Oper, zu der normalerweise ein riesiges Ensemble inklusive Chor gehört", erläutert Regisseur Arnold Schrem das Besondere dieser zweistündigen Inszenierung.
In der von ihm ins Leben gerufenen Wanderoper Brandenburg Bad Freienwalde ist in Ermangelung üppiger Finanzen alles eine Nummer kleiner, aber ebenso professionell, wie der 62-Jährige betont. Ab Donnerstag (29. März, 19.00 Uhr) wird sich das Publikum davon überzeugen können. Dann hat die "Zauberflöte" in dieser besonderen Fassung im Bad Freienwalder Kurtheater Premiere. Anschließend wird die Inszenierung über die kleinen Bühnen Brandenburgs "wandern", unter anderem nach Frankfurt und Lübben.
Wanderoper-Verein erhält Auszeichnung
Unmittelbar vor der Premiere erhält der Wanderoper-Verein eine Auszeichnung als Preisträger des bundesweiten Wettbewerbes "365 Orte im Land der Ideen". Am Freitag (30. März) gibt es eine zweite Vorstellung in Bad Freienwalde speziell für Schüler, die Schrem als eigentliche Adressaten seines Wanderoper-Projekts sieht. "Jeder Mensch braucht Oper, um ein guter Mensch zu werden", ist der gebürtige Berliner überzeugt. Musiktheater vereine viele Kunstformen und bereichere die meisten Sinne.
"Wer damit aufwächst, musisch erzogen und kulturell gebildet wird, kommt nicht auf die schiefe Bahn", sagt der Künstler. Um diesen Effekt gerade bei Kindern und Jugendlichen zu erzielen, müssten die kulturellen Angebote allerdings in erreichbarer Nähe sein. "Für das Flächenland Brandenburg reicht Berlin da nicht aus", sagt der freischaffende Opernregisseur aus Bad Freienwalde. Und das Staatstheater Cottbus als einziges verbliebenes Drei-Sparten-Haus im Land sei territorial zu weit abgelegen.
Flächendeckend in jedem Landkreis will Schrem deshalb mit der Wanderoper gastieren, künftig viermal jährlich mit verschiedenen Genres, zu denen auch Ballett und Musical gehören sollen. Erste Erfahrungen hat er mit Engelbert Humperdincks Märchenoper "Hänsel und Gretel" machen können, mit der in der Vorweihnachtszeit durchs Land tourte. "Wir hatten acht Vorstellungen, zumeist rappelvoll, insgesamt 1.600 Zuschauer", erzählt er.
Kulturministerin übernahm Schirmherrschaft
Sopranistin Nora Lentner singt die Gretel. In der zweiten Wanderopern-Inszenierung schlüpft sie in die Rolle der "Pamina". Denn das Projekt der Wanderoper hat sie überzeugt. "Klassische Musik muss man Kindern einfach näher bringen", sagt die 25-jährige, die erst im vergangenen Jahr ihr Musikstudium in Berlin beendete und nach eigenen Angaben selbst noch viel lernen kann. Der Landrat von Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt (SPD), steht ebenso hinter dem Projekt wie Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos), die die Schirmherrschaft über die Wanderoper übernahm.
Von dort kommt finanzielle Unterstützung ebenso wie von der Stadt Bad Freienwalde und der EWE-Stiftung. "Musiktheater kann man nicht aus Eigeneinnahmen finanzieren - jedenfalls nicht ausschließlich. Ansonsten könnte ich das Ganze nur auf Laientheater-Niveau inszenieren. Und dass will ich nicht", sagt der Intendant und verweist darauf, dass der Komponist und Akkordeonist Tobias Morgenstern die musikalische Leitung für die "Zauberflöte" übernahm.
Sängerin Lentner war zunächst skeptisch, was den Einsatz des Akkordeons in der Oper betrifft, wie sie einräumt. "Doch durch dieses volksnahe Instrument bekommt das Ganze etwas Bodenständiges, das Berührungsängste mit dem Musiktheater hoffentlich schwinden lässt", sagt sie begeistert.
In Ermangelung eines eigenen Theaters hatte Schrem im vergangenen Jahr zunächst alles selbst organisieren müssen: Probenräume, Künstler, Dekoration, Bühnenbild, Kostüme und nicht zuletzt Auftrittsmöglichkeiten. Umso mehr ist er erleichtert, dass er inzwischen auch die Agentur für Arbeit mit im Boot hat. Sie fördert eine dreimonatige Opernwerkstatt. "Das hilft uns in Sachen Produktionskosten - und die beteiligten Künstler bekommen eine berufliche Weiterbildung", sagt Schrem.
“Die Zauberflöte” von W.A.Mozart
19 Uhr PREMIERE
Kurtheater Bad Freienwalde, Gesundbrunnenstr. 12, 16259 Bad Freienwalde
Eintritt: 12,- €/erm. 5,-€