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«Wehmut und Glücksgefühle» - City verabschiedet sich von der Bühne. Foto: Hufner
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«Wehmut und Glücksgefühle» - City verabschiedet sich von der Bühne

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Berlin - Die Puhdys gibt es seit einigen Jahren schon nicht mehr - nun verlässt eine weitere erfolgreiche Band mit tiefen Wurzeln in der DDR die Bühne. City hat sich in den vergangenen Monaten ausgiebig von seinen Fans verabschiedet.

Nach 50 Jahren ist Schluss: Die Band City, 1972 in Berlin-Köpenick gegründet, verabschiedet sich von der Bühne. Nach einer Tournee unter dem Motto «Die letzte Runde» stehen Toni Krahl (73), Fritz Puppel (78), Joro Gogow (74) und Manfred Hennig (70) am 30. Dezember in ihrer Heimat Berlin das letzte Mal zusammen auf der Bühne; mit einigen Gästen. Musiker bleiben die Ü-70er weiterhin.

In den vergangenen drei Jahren mussten sie erst extreme Tiefs bewältigen und hatten dann noch einen schönen gemeinsamen Endspurt. 2020 begannen nicht nur die Bühnen-Abstinenz-Phasen für alle Musiker wegen der Corona-Pandemie. Zugleich starb City-Schlagzeuger Klaus Selmke an Krebs. Ein Schock für die Band. Krahl sagte der dpa danach: «Das gemeinsam mit Klaus formulierte Ziel war, die 50 Jahre erfolgreich zu überschreiten. Nach diesem schweren Verlust wurde uns aber klar: Wir werden kein neues Kapitel ohne Klaus aufschlagen.»

Im Jubiläumsjahr gab City aber noch einmal richtig Gas: Es erschien eine umfangreiche Band-Biografie, das Doppel-Album «Die letzte Runde» und die vier Musiker gingen ein letztes Mal gemeinsam auf Tour. Sechs Monate lang.

«Ich kenne keine Phase, in der wir in der Garderobe so viel gelacht haben wie in diesem Jahr», berichtet Gitarrist Puppel, der die Band 1972 mit Barfußdrummer Klaus Selmke gegründet hatte. «Wir sind gesund, munter, erfolgreich und streiten uns nicht.» Er habe nicht gewagt zu träumen, dass dieses letzte Jahr so gut laufe: «Wir waren dreieinhalb Monate in den Album-Charts und haben 100 000 Konzert-Tickets verkauft.»

Toni Krahl schildert: «Wir haben sehr viel in diesen Abschied investiert. Ich meine damit nicht Geld, sondern es ist vielmehr eine emotionale Investition und die verlangt uns große Kraft ab. Schließlich feiern wir einerseits «Goldene Hochzeit» und gleichzeitig vollziehen wir andererseits unsere «Scheidung»». Es sei eine Mischung von Wehmut und Glücksgefühlen. «Wir haben wohl den richtigen Zeitpunkt abgepasst. So wie wir uns bei dieser Tour präsentieren, wollen wir uns selber in Erinnerung behalten und unsere Gemeinde auch», so der Sänger.

Und wie war die Reaktion der Fans, die Krahl «unsere Gemeinde» nennt? «Soviel Zuspruch hatten wir tatsächlich noch nie erfahren und die Wortmeldungen auf unseren Social-Media-Seiten sind teilweise sehr, sehr berührend», sagt er der dpa. Und Puppel ergänzt: «Wir hören auf, wenn es am schönsten ist. So sollen die Leute uns in Erinnerung behalten.»

Und nach dem City-Karriere-Ende will Puppel, der Band-Älteste, sich wieder mehr einem großen Hobby widmen: dem Joggen. «240 Mal im Jahr mindestens!» Er jogge immer etwa 45 Minuten bis eine Stunde. Mit Musik will er erstmal pausieren. «Ich will viel reisen, auch Fernreisen machen.» Aber ein wichtiger Programmpunkt steht zuvor noch auf dem Plan: Am 31. Dezember will Puppel in den ABC-Club in Berlin-Köpenick gehen - «und dort das Kapitel City beschließen».

Am 4. Februar 1972 hatte die Band dort den allerersten Auftritt. Die City Rock Band, wie sie zunächst hieß, sang anfangs Songs von Santana, den Rolling Stones und Jimi Hendrix nach. Mit deutschen Songs wurden sie dann richtig erfolgreich: Ob «Am Fenster», «Wand an Wand» oder «Mir wird kalt dabei»: In der DDR hatte City zahlreiche Hits. Nach dem Mauerfall kehrte der Erfolg nach einer Pause wieder zurück.

City ist nun bald Geschichte. Aber der Musik wollen alle Bandmitglieder treu bleiben. «Joro hatte schon immer auch andere Projekte und Manne ist weiter an der Musikschule», berichtet Puppel. City-Keyboarder Manfred Hennig unterrichtet an der Kreismusikschule Oberhavel im brandenburgischen Oranienburg Keyboard und Klavier.

Krahl sagt: «Ab 1. Januar werde ich das Ganze erst mal sacken lassen. Und wenn ich wieder nüchtern bin, denke ich über die Zukunft nach.» Auf jeden Fall halte er es aber mit Friedrich Nietzsche: «Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.»

 

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