China, Japan oder die USA: Weltweit füllen die Bamberger Symphoniker die Konzertsäle. Zum 70. Jubiläum bleibt kaum Zeit für ausführliche Rückblicke – denn dem Orchester steht eine spannende Zeit bevor. Mit einem neuen Chefdirigenten.
Die Bamberger Symphoniker entfalten ihr Können zwischen beschaulichem Welterbe und weiter Welt – und begonnen hat alles vor 70 Jahren durch Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg. Musiker des Deutschen Philharmonischen Orchesters Prag waren in Bamberg gestrandet. Sie bildeten den Kern des Bamberger Tonkünstlerorchesters, das am 20. März 1946 sein erstes Konzert gab.
Heute heißt das Orchester längst Bamberger Symphoniker – mit dem Zusatz Bayerische Staatsphilharmonie. Am Vorabend des Jubiläums ist am 19. März Bundespräsident Joachim Gauck in Bamberg zu Gast. Das inzwischen traditionelle Benefizkonzert des Bundespräsidenten bestreiten diesmal die Symphoniker. Am Jubiläumstag selbst wird im gesamten Konzert- und Kongresscenter Bamberg musiziert – die Bevölkerung ist eingeladen.
Weltweit geht das Orchester auf Tourneen und ist bei renommierten Festivals gefragt, große Namen der Klassikszene wie der Klarinettist und Komponist Jörg Widmann oder Dirigent Christoph Eschenbach sind dem Ensemble eng verbunden.
Auch im Jubiläumsjahr ist der Terminkalender prall gefüllt. Da bleibt eigentlich gar nicht viel Zeit, auf die Vergangenheit zu blicken. „Wir schauen nach vorne“, sagt deshalb Intendant Marcus Rudolf Axt.
So stehe ein „spannender Chefdirigentenwechsel“ bevor: Jonathan Nott verlässt nach 16 Jahren erfolgreicher Arbeit die Symphoniker Richtung Schweiz, sein Nachfolger wird Jakub Hruša– sinnigerweise ein junger Dirigent aus Tschechien, was sozusagen den Bogen schlägt zu den Wurzeln des Orchesters. „Jonathan Nott hat uns in den 16 Jahren ins 21. Jahrhundert geführt“, sagt Axt. Doch jetzt freue man sich auf Hruša. Im Sommer tritt der 34-Jährige sein neues Amt an.
Auch der Dirigentenwettbewerb „The Mahler Competition“ findet im Jubiläumsjahr der Symphoniker wieder statt: 14 junge Dirigenten bewerben sich um den begehrten Preis. Überhaupt Mahler: Die Einspielung des Mahler-Zyklus unter Nott ist in der Klassikwelt gefeiert und preisgekrönt worden. Mit der Integration zeitgenössischer Stücke in das Programm hat der Brite zusätzlich Akzente gesetzt.
Und natürlich stehen auch 2016 wieder Tourneen an: „Wir bringen die Kultur Bayerns weltweit hinaus. Wir sind sozusagen der Exportschlager“, sagt der Intendant. Denn eigentlich, so scheint es auf den ersten Blick, ist eine 70 000 Einwohner-Stadt zu klein für ein derart hochgelobtes und ambitioniertes Orchester – selbst wenn die Altstadt dank ihres Welterbestatus große Bekanntheit genießt.
Doch für Axt ist genau die Mischung aus kleiner, feiner Unesco-Welterbestadt und großer weiter Welt das Erfolgsrezept der Symphoniker: „Es ist das Geheimnis unseres Orchesters: Es klingt so gut, weil es in dieser Stadt beheimatet ist. Die Musiker laufen zur Arbeit durch 1000 Jahre Welterbe. Störungen der Großstadt gibt es hier nicht. Wir konzentrieren und fokussieren uns hier auf die Musik, um die dann in die Welt zu tragen. Hier können wir neue Energie tanken, das ist das, was wir genießen.“