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«Wenn Feuer, dann gemalt!» - Künstler Lüpertz inszeniert in Meiningen

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Meiningen - Er gehört zu den großen Namen der Kunstszene und hat auch dank seines eigenen Erscheinungsbilds einen großen Wiedererkennungswert. In Meiningen stellt sich der Maler und Bildhauer Markus Lüpertz nun einer neuen Herausforderung.

«Ich will ja schließlich, dass mein Bühnenbild Geschichte schreibt.» Kleiner fällt der Anspruch, den Künstler Markus Lüpertz an seine Arbeit am Meininger Staatstheater hat, nicht aus. Ein bisschen meint man, das Augenzwinkern in der Aussage herauszuhören. Aber die restlichen Ausführungen zu seinen Plänen klingen ernst: Mit seinem gemalten Bühnenbild wolle er eine Zweidimensionalität erreichen. Neben dem Bühnenbild soll Lüpertz auch die Kostüme für die berühmte Oper «La Bohème» des Komponisten Giacomo Puccini (1885-1924) in der kommenden Spielzeit in Meiningen verantworten.

In die kleine Thüringer Stadt hat ihn der designierte neue Intendant des Hauses, Jens Neundorff von Enzberg, mitgebracht. Die beiden verbindet eine lange Freundschaft und schon so manche Zusammenarbeit: In Regensburg etwa, wo Neundorff aktuell noch Intendant ist, hatte Lüpertz bereits eine Oper ausgestattet.

In Meiningen will der weltbekannte Künstler nun seine Opern-Vision noch umfassender auf die Bühne bringen: Mit 80 Jahren übernimmt Lüpertz erstmals Regie. Seiner Ansicht nach, ergebe sich der Anspruch darauf zwangsläufig: «Wenn ich das Bühnenbild in die Malerei hole, muss ich auch die Bewegung darin bestimmen.» Allerdings bekommt Lüpertz Unterstützungen von in der Spielleitung erfahreneren, wenn auch jüngeren Assistenten, wie es beim Theater hieß. Im September werde er für die weiteren Vorbereitungen ein Atelier in Meiningen beziehen.

Der stets mit feinem Zwirn und edlem Gehstock ausgestattete Lüpertz will mit seiner Inszenierung eine durch und durch künstliche Welt erschaffen. «Alles, was auf die Bühne kommt, soll gemalt sein.» Nicht nur die Kulissen, auch Requisiten und die Sänger sollen Farbträger sein. Und: «Wenn Feuer, dann gemaltes Feuer!», erklärt Lüpertz bei einer ersten Besprechung mit dem Team in Meiningen. Sein zusätzlicher Wunsch nach Beleuchtung von unten lässt noch stärker Verbindungen zum von der Malerei beeinflussten expressionistischen Film aufkommen.

Den Begriff «Gesamtkunstwerk» möge er nicht, wolle ihn für das Vorhaben also auch nicht gebrauchen. «Ich will mit anderen Mitteln malen, das ist meine Motivation», erklärte er seine Sicht auf die Produktion. «Gesamtkunstwerk» sei nur eine Kategorie, sowas koste Freiheiten, argumentiert Lüpertz und holt aus, um über die Bedeutung von Freiheit in der Corona-Zeit zu reden.

Lüpertz war langjährige Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie und pendelt zwischen seinen Ateliers in Berlin, Düsseldorf, Karlsruhe und der Toskana. Der Maler und Bildhauer gilt als einer der bekanntesten deutschen Gegenwartskünstler. Der in Böhmen Geborene bezeichnet sich selbst gerne als «Bohemien». All das habe aber nichts mit seiner Entscheidung zu tun, ausgerechnet «La Bohème» zu inszenieren. Er sei einfach ein großer Puccini-Fan. Und: «Es war im Angebot», erklärt er - dann doch ganz pragmatisch.

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