München - In lauen Sommernächten ist der Gärtnerplatz in München ein beliebter Ort für Nachtschwärmer. Auf den Stufen des Theaters lässt es sich schön sitzen. Das Haus selbst war fünf Jahre lang geschlossen und wurde saniert. Nun kehrt dort wieder Leben ein.
Fünf Jahre lang mussten die Münchner auf das Staatstheater am Gärtnerplatz verzichten. Der klassizistische Bau im beliebten Ausgehviertel wurde saniert - für 121,6 Millionen Euro, gut 50 Millionen mehr als anfangs kalkuliert. Seit 2012 war das Haus geschlossen, Aufführungen gab es aber trotzdem an mehr als 20 Ausweichspielstätten in ganz München. Nun kehrt das Theater zurück mit dem Slogan #wiederamPlatz.
Am Samstag (14. Oktober) wird die Wiedereröffnung gefeiert, mit einer Gala und dem neuen Chefdirigenten Anthony Bramall. Am 19. Oktober dann die erste Premiere: «Die lustige Witwe» von Franz Lehár, neu inszeniert von Staatsintendant Josef E. Köpplinger.
Als der Niederösterreicher 2012 die Leitung übernahm, war das Theater schon Baustelle. Verwaltung und Werkstätten zogen in den Münchner Stadtteil Giesing, auch Ballett, Chor und Orchester probten dort. Die szenischen Proben fanden einige Kilometer entfernt in Harlaching statt. Ein Hin und Her, ein großer logistischer Aufwand, zumal für die Aufführungen wieder alle quer durch München reisen mussten.
Nun ist alles unter einem Dach, und der Intendant wirkt freudig und erleichtert, nicht nur, weil die hauseigene Cafeteria mit Dachterrasse angenehme Pausen verspricht. Das Theater ist schön geworden und wirkt auf den ersten Blick sehr vertraut. Das Foyer, der Zuschauerraum mit Gold und rotem Samt, die Bühne, kaum verändert. Doch es ist viel geschehen, vor allem hinter der Bühne im Reich der Musiker, Künstler, Techniker, Handwerker und der Verwaltung.
Der 1865 nach den Plänen des Architekten Michael Reiffenstuel errichtete Theaterbau blieb erhalten. Die rückwärtigen Gebäude aus der Nachkriegszeit dagegen wurden neu gebaut und mit zwei Geschossen unterkellert.
Ein schönes Theater, historische Fassade mit modernem Kern an einem der beliebtesten Plätze Münchens. Doch es gab auch Unmut. 2010 hatte die Staatsregierung mit 70,7 Millionen Euro geplant. Dreimal musste sie nach oben korrigieren und die Bauzeit von drei Jahren immer wieder verlängern. Gestiegene Preise, versteckte Schäden an der Bausubstanz und Schwierigkeiten im Baugrund gab das bayerische Innenministerium als Gründe an. Der Bund der Steuerzahler prangerte die Kostensteigerung in seinem Schwarzbuch 2016 an.